Fernsprechnetz vor 100 Jahren

Helmut Klassmann, Daun

Telefon, Handy, Fax, E-Mail, SMS beherrschen heute unser Leben. Die Qualität der Datenübermittlung und die Möglichkeiten der Kommunikation sind in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Für unsere Jugend ist es kaum nachvollziehbar, dass vor genau 100 Jahren diese Möglichkeiten noch gänzlich fehlten. Es war zwar 1861 dem Deutschen J. P. Reis die erste brauchbare Übertragung von gesprochenen Nachrichten gelungen, aber bis dies in die Eifel vordringen konnte, sollten noch über 40 Jahre vergehen. Es gab aber bereits ein privates Telefon. Johann Min-ninger stellte 1897 den Antrag an die Gemeinde Daun, auf gemeindlichen Grundstücken am „Rammelsberg“ 4 Masten aufstellen zu dürfen, um eine Privattelefonleitung vom Wohnhaus bis zum Lagerplatz am Bahnhof zu errichten. Dem Antrag wurde entsprochen. Auch wenn noch kein Anschluss an das öffentliche Telefonnetz bestand, nutzte ein Geschäftsmann die moderne Technik schon, um seine Geschäfte abzuwickeln. Am 17. September 1904 sprach der Kreistag des Landkreises Daun sich dafür aus, dass alle Gemeinden an das Kreisfernsprechnetz angeschlossen werden sollen. Hierfür wurden zunächst 2000 Mark zur Verfügung gestellt.

In den Akten der Kreisverwaltung findet sich ein Schreiben der Kaiserlichen Ober-Postdirektion Trier vom 12. Dezember 1905, in dem der beantragten Anschaltung an das Fernsprechnetz mit bestimmten Auflagen stattgegeben wird. Der Brief ist im Artikel als Abdruck enthalten. Zur Finanzierung des Kreisfernsprechnetzes wurde durch Beschluss des Kreistages vom 11. April 1906 eine Kreisanleihe aufgenommen, die mit 4 Prozent zu verzinsen und mit 1,5 Prozent zu tilgen war. Der Schuldendienst sollte hauptsächlich aus den dem Kreis zufließenden Überschüssen der Kreissparkasse erfolgen. Im Jahre 1906 wurden nach den größeren Gemeinden weitere 65 Orte an das Telegraphen- und Fernsprechnetz angeschlossen. Die einzelnen Orte sind aus der beigefügten Aufstellung ersichtlich. Der Anschluss vieler kleinerer Gemeinden gestaltete sich äußerst schwierig. Immer wieder wurde der An-schluss unter dem Hinweis auf die schlechte Finanzlage des Reiches verschoben. Bereits mit Schreiben von 1906 wurde der weitere An-schluss von Orten gefordert und ein Baukostenzuschuss durch das Königliche Landratsamt zugesagt. Trotzdem konnten die Gemeinden Hörscheid, Weiersbach, Trittscheid, Tettscheid, Steineberg, Trautzberg, Oberwinkel und Loogh erst im Jahre 1911 an das Netz angeschlossen werden. Die Gemeinden mussten hierfür noch 1.520 Mark bezahlen. Kleinere Siedlungseinheiten konnten zur damaligen Zeit noch nicht angeschlossen werden. Dies geht auch aus einem Schreiben vom 20. Dezember 1911 für Lenerath, Lammersdorf, Niedereich, Desserath und Fle-sten hervor. Weiter musste der Kreis für den Anschluss Mindesteinnahmen garantieren. Aus einem Schreiben der „Kaiserlichen Ober-Postdirektion Trier“ vom 12. September 1907 kann man ersehen, dass für die Gemeinde Niederehe im Jahr 75 Mark und 15 Pfennig Einnahmen erzielt werden konnten. Da von dem Kreise Daun laut Verpflichtungsurkunde auf die Dauer von fünf Jahren eine jährliche Mindesteinnahme von 80 Mark gewährleistet ist, waren 4 Mark 85 Pfennig für das Jahr nachzuzahlen. Das „Kgl. Landratsamt wird ergebenst ersucht, den Betrag von 4 Mark 85 Pfennig gefälligst bald an das Kaiserliche Postamt in Daun einzuzahlen“. Die im Artikel genannten Geldbeträge kommen uns aus heutiger Sicht als sehr kleinlich vor. Die Einstellung unserer Vorfahren war jedoch in allen Bereichen wesentlich sparsamer. Eine Verschuldung wirkte abschreckend und wurde nur in äußersten Notfällen eingegangen.