Berndorfer Nagelschmied

Wilma Herzog, Gerolstein

„Mater Eiflia“ heißt das Buch mit Gedichten und Geschichten aus der Eifel, das Karl 
Knauf als eine Huldigung an unsere Landschaft 1933 herausgab. Der Dichter wohnte
längere Zeit in Berndorf und erwanderte sich die Umgebung. Er lernte die Eifeler kennen und schätzen, und er beschrieb sie äußerst

Handgeschmiedete Nägel Foto: Thea Merkelbach

zutreffend und lebensecht in seinem unterhaltsamen Buch. Man erkennt sie darum leicht wieder, auch unter den Decknamen, die er ihnen gab, ob es nun der Gerolsteiner Geologe ist, den er den „Steinmann“ nannte, der schlitzohrige Händler Franz Eichelrader oder verschiedene Handwerker. Knauft traf damals auch einen schon alten Nagelschmied, dem er das folgende Gedicht widmete:

 

Der Nagelschmied von Berndorf

Es war einmal ein Nagelschmied
Im hohen Eifelland,
Im Kylltal und um Hillesheim
Wohl meilenweit bekannt.

Er pitcherte von morgens früh
Bis in die späte Nacht
Am Amboss Nägel groß und klein,
Wie keiner je gemacht.

Und waren all die Säcklein voll,
Nahm er den Rucksack her;
Zur Kundschaft ging’s bergauf - bergab -
Mit all der Last so schwer.

Froh lebte er von seiner Kunst
Wohl über sechzig Jahr;
Heut ist die Kunst des Nagelschmieds
Schon lange nicht mehr wahr.

Sein Amboss steht vereinsamt da,
Die Hämmer drum und dran;
Der Nagelschmied ist längst ein Greis,
Der seine Pflicht getan.

Verweilte ich bei ihm zu Gast,
Erstrahlte sein Augenpaar,
Wenn plötzlich er von Zeiten sprach,
Da er ein Meister war.

Und als ich einst spät von ihm ging -
Es klingt wie eine Mär -
Holt er aus längst vergessnem Sack
Mir einen Nagel her.

’Nen Nagel, den er selbst einst schlug,
’Nen Nagel, so alt wie ich,
Von echtem Eifeleisen noch:
„Da - den schlug ich für dich!“

Mit diesen Worten legte er
Den Nagel vor mich hin -
Ich griff darnach - und seitdem will
Mir eins nicht aus dem Sinn:

Halt’ ich den Nagel in der Hand,
Hör ich das Märchen vom Glück:
Ich sehe den Amboss - ich sehe den Greis
Und - seinen begeisterten Blick