Blutige Eifel

Felicitas Schulz, Hillesheim

Die Eifel zählte einst zu den Randgebieten Deutschlands und rückte erst verstärkt Ende des letzten Jahrhunderts nach dem Wegfall des „Eisernen Vorhanges“ in den Mittelpunkt Europas. Das Wanderparadies Eifel mit seinen

Eifelwanderung auf dem Krimi-Wanderweg mit Kräuterweibern
„Gegen alles Weh und Ach bei Tag und Nacht“.

Angeboten von Natur und Kultur in einer reizvollen Landschaft bekam vor einigen Jahren fast über Nacht Zuwachs. Viele Bewohner fragten sich 1989 bei der Herausgabe des ersten Eifelkrimis von Jacques Berndorf, wieso ist unsere Eifel auf einmal kriminell? Drogenhandel, Schwarzgeldaffären, Müllschieberei und Bilderfälscherei kamen in dieser so ruhigen und ehrsamen Region plötzlich an das Tageslicht. Geheimnisvolle Privatermittler verlegten ihr Betätigungsfeld mit jungen Leichen, Mördern und zwielichtigen Gestalten in die Eifel. Mit „Eifel- Blues“, „Eifel-Gold“ und „Eifel-Filz“ begann

Treffen von vier lustigen Urlaubern am Hillesheimer Hexenturm

die Region wiederum in den Mittelpunkt zu gelangen, diesmal mit gemeinen Verbrechen. War es Zufall oder Kalkül, dass Michael Preute sich in die Eifel verirrte? Als Spiegel-Korrespondent hatte er Mitte der 80er-Jahre im Ahrtal für einen Artikel zu recherchieren. Eine fast magische Anziehungskraft zu den nahen Höhen der Eifelberge nahm in so gefangen, dass er beschloss, da fahre ich mal hin. An einem stillgelegten Steinbruch und Standort archäologischer wie geologischer Zeugnisse rastete er und fand es bedrohlich, wenn plötzlich von der Oberkante des Kalksteinmassivs sich ein Felsbrocken löse. Die Idee zu seinem ersten Eifelkrimi war geboren. Einige Zeit später erwarb der Journalist in Berndorf ein altes Bauernhaus und legte sich ein Pseudonym zu, nannte sich fortan Jacques Berndorf, schrieb und blieb. Mittlerweile beherrschen über 50 Autoren die Eifelszene und wissen mit Morden, Räubereien, Betrug und gar Kidnappen quer durch die Eifel ihre Leser weltweit zu begeistern. Ralf Kramp, Angelika Koch, Carola Clasen um nur einige der Schreiber zu nennen, sind neben dem „Guru“ Berndorf wie ein Bienenschwarm in die Kriminalliteratur eingefallen. So war es auch nicht verwunderlich, dass Reisende in die Eifel kamen und mit hektischen Blicken die Verbrechenspunkte aufsuchen wollten. Mit Erklärungen war es vom Schreibtisch aus nicht getan. Also musste etwas geschehen, ein Krimi-Wanderweg schwebte Manfred Schmitz vor.
Der Geschäftsführer der Urlaubsregion Hillesheim, sprach mit Erfolg Partnerbetriebe an. Mit wenig Kosten, da der Weg teilweise auf dem GEO-Pfad und Eifel-vereinswanderwegen eingebunden ist und einem eigens dafür geschaffenen Logo, entstand ein weiterer Tourismusmagnet. Die Konzeption sah vor, die zwei miteinander verbundenen Krimirouten mit 11 durchnummerierten Schauplätzen von 18 und 20, 5 km mit kulturellen Zeugnissen und schützenswerter Flora zu vernetzen. So können im Alleingang mit erworbener Hintergrundinformation die realen Stätten der fiktiven Verbrechergestalten aufgesucht werden. Ist der Wanderer an einer speziellen Krimiführung interessiert, so gibt es Erklärungen und Anekdoten zu kleineren Gaunereien, Überfällen, Gerichtsund Zufluchtsstätten. Auch kann es vorkommen, dass plötzlich aus dem Gebüsch hervorspringende Kräuterwei
ber mit Zauberkraut und Hexenrauch für Überraschungen sorgen.
Was im Sommer 2003 als Plan begann, führte ein Jahr später im August 2004 an einem schwülen Sommertag mit Wetterkapriolen und vielen Gästen am Weinberg, dem ehemaligen Steinbruch, zur Einweihung. Die Broschüre „Ihr Begleiter auf dem Eifel- Krimi-Wanderweg“ ist bereits in der 5. Auflage und 15.000 Infoblätter sind beinahe vergriffen. Fernsehen und Rundfunkanstalten halfen zur weiteren Bekanntmachung dieses Weges. Josef Zierden erstellte einen Eifelkrimi-Reiseführer, der die Schauplätze der Verbrechen in der gesamten Eifel vorstellt. Ein kurtrierischer Amtmann schrieb im 18. Jahrhundert, dass in der Eifel nicht mehr kriminalistisches vorkommt, als anderswo und so ist es auch, trotz Eifelkrimis geblieben. Wer sich noch näher mit der „blutigen Eifel“ beschäftigen möchte, findet Informationen unter www.eifelkrimi-wanderweg.de