Das Kreuz auf Jischbühl

Martha Neumetzler, Berndorf

An der Landstraße 10 nach Hillesheim steht weit und von allen Himmelsrichtungen sichtbar ein großes Kreuz. Meine Enkel Lisa und Jan fragten unlängst bei einem Spaziergang: „Oma, warum steht da mitten in der Wiese ein Kreuz?“ Ich erzählte ihnen die Geschichte des Kreuzes und würde gerne mit ihnen, wie es früher noch üblich war, am Pfingstmontag mit der Dankprozession dorthin hinpilgern:
Es war in Berndorf im März 1945. Über Nacht waren die deutschen Truppen abgezogen. Auch ein Russe, der Mutter bei der Feldarbeit half, war weg. Plötzlich hieß es, die Amerikaner kommen ins Dorf. Einige Tage vorher hatte man noch eine Panzersperre bei „Oben Hahnen“ zur Kirche hin errichtet. Die Böschung an der Kirche in Berndorf war damals höher als heute. Die Sperre bestand aus dicken Baumstämmen, um kein Fahrzeug durchzulassen. Angst machte sich breit im Dorf. Die Mütter mit ihren Kindern kamen vorsichtig aus ihren Häusern und den Gassen bis zum Rand der Dorfstraße. Mit dem Erscheinen des Pastors sahen alle den Ernst der Lage. Er bat die noch im Dorf verbliebenen Männer, die Sperre aufzumachen, sonst würden die Amerikaner alles zerschießen. Sie begannen die mittleren Stämme zu entfernen, aber da war auch schon der erste Panzer da. Der Pastor in seinem langen schwarzen Talar stand mit hoch erhobenen Händen vor dem Kirchturm. Dabei sprach er laut mit einem Soldaten, der aus dem Panzer stieg. Verstehen konnte ich nichts, denn sie sprachen englisch miteinander. Inzwischen war die Sperre soweit geöffnet, dass sie für die Amerikaner kein Hindernis mehr bot. Geschossen wurde nicht, aber die Angst davor blieb bei mir noch lange im Gedächtnis. Die umliegenden Häuser und die Kirche wären zerstört worden und hätten viel Trauer und Not gebracht.
Doch die Amerikaner zogen weiter. - Heimkehrende Soldaten aus Berndorf bauten später als Dank, dass unser Dorf beim Einmarsch der Amerikaner nicht beschossen wurde, ein großes Holzkreuz und stellten es auf Jischbühl.