Ernst Freiherr von Mirbach

Geschichte der Dorfschule Mirbach

Br. Mario Kaufmann SCJ, Freiburg

Schulwesen in der Vergangenheit

„Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was lernen muss!“ Dieser Satz, aus Wilhelm Busch’s Gedicht über die Lausbuben „Max und Moritz“, nimmt die Schule und das Lernen als Selbstverständlichkeit des Lebens an. Ein Recht auf Bildung und die Pflicht zum Schulbesuch sind allerdings noch sehr junge Etappen unserer Geschichte. Die allgemeine Schulpflicht wurde erst 1938 mit dem Reichsschulpflichtgesetz verbindlich eingeführt. Im Mittelalter oblag die Wissensvermittlung den Kathedraleschulen und Klöstern.
In den Pfarrorten unterrichteten Pfarrer oder Küster, selten eigens bestellte Lehrer. Auch adelige Landesherren waren mitunter um die Bildung ihrer Untertanen bemüht. So wurde beispielsweise durch Graf Salentin Ernst von Manderscheid - Blankenheim im Jahr
1691 eine Schule in Wiesbaum gegründet.1
Das Familienschicksal weiter Teile der Bevölkerung war an die Scholle gebunden. Die Lebensläufe ordneten sich dem System einer Großfamilie unter, in der jeder zur Ernährung und Absicherung der Familie seinen Beitrag leisten musste. Kinderarbeit gehörte selbstverständlich dazu. Der Schulbesuch war auf wenige Jahre begrenzt und abhängig von den Jahreszeiten. Am 28.Ok-tober 1717 verordnete der preußische König Friedrich Wilhelm I. die allgemeine Schulpflicht für Preußen. Mit dem Beginn der preußischen Herrschaft in der Eifel, im Jahr 1815, änderte sich an den sozialen Zuständen nur wenig.

Schulgeschichte vor 1900

Anlässlich des Todestages des Erbauers der neuen Mirbacher Schule, Ernst Freiherr von Mirbach, am 7. April 1925, widmete der damalige Lehrer (vermutlich Lehrer Marx) dem Verstorbenen in der Schulchronik einen Nachruf und zeichnete die Schulgeschichte des kleinen Ortes auf: „Die Gemeinde Mirbach besaß eine Schule, die jetzige „alte Schule“ die im Jahr 1855 erbaut worden ist. Sie liegt rechts vom Weg, der von der Schanz zur Kapelle führt.“ (So wie auch in Wiesbaum, wurde das alte Mirbacher Schulhaus in späteren Jahren zum Feuerwehrgerätehaus umgebaut. Heute dient das Gebäude einer Dachdeckerei als Werkstatt.) „Über die Schulverhältnisse vor dem Jahr 1855 habe ich von alten Einwohnern hier selbst in Erfahrung bringen können, dass die Kinder im Winter Unterricht von einem „Winterlehrer“ erhielten, der von der Gemeinde bezahlt und beköstigt wurde. Als Unterrichtslokal diente eine Stube in einem Bauernhause, bald in diesem, bald in jenem. So bei Caspers, auf der „Schanz“, bei „Jeßepeisch“ gegenüber der jetzigen neuen Schule und auf dem „Hof“ (wahrscheinlich ist der Clusenhof gemeint). Im Sommer gingen die Kinder zur Schule nach Wiesbaum; auch im Winter, wenn in Mir-bach kein Winterlehrer war. Vom Jahr 1855 ab fand dann der Unterricht im Winter durch einen Lehrer, bzw. Aspiranten statt, vorausgesetzt, dass sich ein Lehrer fand. Die Einrichtung in der Schule war höchst einfach. Anstatt der Schulbänke waren zum Schreiben Tische aufgestellt, umgeben von einfachen Bänken ohne Lehnen, auf denen die Kinder saßen. Die Schulschränke waren in der Ostwand angebracht.“ Der Chronist hat einige Namen der Aspiranten, die hier als Winterlehrer tätig waren, ermittelt:
SCHMIDT - aus Neunkirchen bei Daun
LEONHARD BETTELDORF -aus Niederehe LEINEN - in den Wintern 1869 und 1870, zuletzt Lehrer in Berk bei Stadtkyll, gestorben 1923
PETER ENGELS- aus Wiesbaum, zuletzt Lehrer in Losheim, Bez. Trier, in den Wintern 1872 und 1873
HEINRICH CASPERS - Onkel des jetzigen Gemeinderats Hans Caspers, in den Wintern 1874 und 1875. HEINRICH PÜTZ - aus Dollendorf, welcher zwei Winter Schule hielt. ZENZ - aus Wiesbaum
NIKOLAUS CASPERS - jetziger Gemeindevorsteher, in den Wintern 1880 und 1881. Der Chronist berichtet weiter über die Schulgeschichte: „Später besuchten die Kinder im Sommer und Winter die Schule zu Wiesbaum.

Schulklasse um 1934

Da dieSchülerzahl andauernd stieg, und der Schulsaal zu klein wurde, sollte die Schule um einen Saal erweitert werden, und ein zweiter Lehrer angestellt werden. Die Gemeinde Mirbach weigerte sich, sich an der Aufbringung der auf sie entfallenden Lasten zu beteiligen mit der Begründung, dass Mirbach einen eigenen Lehrer beauftragen könne. (Die Schülerzahl betrug damals 24 Kinder). Nach langen Verhandlungen erhielt Mir-bach im November 1899 einen Lehrer in der Person des jetzigen Studienrates Dr. Gemmel (bis 16. Mai 1901). Auf diesen folgte Lehrer Biewer, zuletzt im südlichen Teil des Bezirkes Trier angestellt, im I. Weltkrieg gefallen.“

Das neue Schulhaus

Im Nachruf auf Ernst von Mirbach würdigt der Chronist seinen Einsatz für den Neubau eines Schulhauses. „Der tatkräftigen Hilfe und der Fürsprache des „Verstorbenen“ hat die Gemeinde Mirbach den Bau der neuen Schule zu verdanken [...]. Im Jahre 1902 wurde mit dem Bau der hiesigen Erlöserkapelle begonnen, vollendet wurde sie im September 1903. Gleichzeitig wurde mit dem Bau der jetzigen neuen Schule begonnen, wozu Exzellenz von Mirbach 5000 Mark beisteuerte. Der Bau verursachte 18000 (M) Kosten, die bis auf 1000 Mark, welche die Regierung zahlte, von der Gemeinde Mirbach getragen wurden. Exzellenz von Mirbach kaufte von dem Landwirt Fritz Wurms (Caspers), einige Grundstücke nördlich und östlich des Schulgrundstücks. Er baute auf diesem unmittelbar an die Lehrerwohnung grenzend, die Försterwohnung, welche aus dem Exzellenzzimmer, einer Küche und einem größerem Zimmer bestand. 1914 wurde dieser Anbau vergrößert auf insgesamt acht Räume. Die Grenze zwischen Lehrer- und Försterwohnung bildet die Wand rechts vom Hofeingang. Alles, was links von dieser Wand liegt, gehört zur Lehrerwohnung, auch der Flur.
Der jeweilige Bewohner der Försterwohnung hat das Recht, den Flur zum Eingang in seine Wohnung zu benutzen.“ Über die Einweihung der neuen Schule berichtet Lehrer Biewer in der Chronik: „Gestern, am 4. Januar 1905, fand die feierliche Einweihung unserer neuen Schule statt. Alle Festteilnehmer versammelten sich gegen 10.30 Uhr in der neuen Kapelle. Von dort aus zog die Prozession, an der sich fast alle Einwohner Mirbachs und die Schule von Wiesbaum beteiligten, unter dem Geläute der Glocken nach der neuen Schule, die obwohl sehr groß, doch nicht alle Festteilnehmer fassen konnte, so dass viele im Hausflur stehen mussten. Nach einem von den Schulkindern vorgetragenen Liede hielt Herr Pastor Molitor die Ansprache, worauf die Einweihung der Schule stattfand. Darauf sprach Herr Bürgermeister Krämer (Lissendorf) zu der Gemeinde und brachte den Kaiserruf aus. Zum Schlusse sangen die Kinder
noch Lieder.“
Der Schulsaal mit angrenzender Lehrer- und Försterwohnung, die Ernst von Mirbach für sich erbaut, aber nie bewohnt hat, stellt einen repräsentativen Gebäudekomplex dar. Der Eingang zum Schulsaal wurde als wuchtiges Portal mit Tuffsteinverblendung und Treppenstufen aus Basalt gestaltet. Das herrschaftliche Exzellenzzimmer ziert außen ein tuffsteinverblendeter Erker. Die zeitgleiche Erbauung von Erlöserkapelle und Schule wird durch diese Stilelemente aus Tuff und Basalt unterstrichen. 1963 gingen 21 Kinder in Mirbach zur Schule. 1965 wurde die Schule geschlossen. Die Mirbacher Schüler gingen nach Wiesbaum. 1967 wurde auch dieser Schulstandort aufgeben. Für drei Jahre war nun Jünkerath der Schulort. Nach der Verwaltungsreform 1970 gelangten die Schüler von Wiesbaum und Mirbach in den Einzugsbereich der Hillesheimer Schulen.

Foto am letzten Schultag: „Zur Erinnerung an meine Schulzeit“