Das Antlitz

Als Gott die Welt erschaffen, die Erde und das Meer,
sprach er nach langem Sinnen: „Da müssen Menschen her.“

So schuf er erst den Adam, gab ihm die Eva dann:
„Bevölkert nun die Erde, macht sie euch untertan!“

Das taten sie auch fleißig, wie allgemein bekannt,
und ihre vielen Kinder bewohnten bald das Land.

Einst sprach zu mir mein Vater: „Hast du mal nachgedacht,
welch allergrößtes Wunder der Herrgott hat gemacht?“

„Es gibt so viele Menschen, wie viele weiß ich nicht,
und jeder hat sein eignes, einmal´ges Angesicht.“

„In ihm da kann man lesen, was dich so ganz erfüllt,
so ist das Antlitz immer der Seele Spiegelbild.“

„Ein jeder kommt ins Leben als echtes Unikat,
so wie dein Fingerabdruck, den nie ein Zweiter hat.“

Ich denk´ an Vaters Worte, so einfach und so klar,
es gleicht kein Mensch dem andern, so ganz genau aufs Haar.

Ob Arme oder Reiche auf unsrer schönen Erd´
Bei unsrem Himmelsvater sind wir vom gleichen Wert.

Um´s sogenannte „Klonen“, da gibt es viel Tam-Tam,
da schert man bald die Menschheit wohl über einen Kamm.

Man sagt, es sei zum Wohle von Mensch und Medizin,
so vieles scheint zum Wohle, und wo führt es uns hin?

Doch mögen Klügere streiten, nur eins, vergiss es nicht,
sei dankbar für dein schönes, dein menschlich’ Angesicht!

Thekla Heinzen, Feusdorf