Machen wir's den Schwalben nach

Schwalben bringen Glück

Gertrud Knobloch, Starnberg

Wie schade, dass die munteren schwarzweißen Gesellen immer seltener werden! Wenn sie Anfang April aus Afrika zurückkehren, waren sie früher zahlreich auf dem Lande vertreten und es fand sich fast in jedem Stall ein Nest. Das mag auch heute noch so sein, aber leider sind auch die Ställe geschrumpft. Heute haben die Schwalben zwar mehr Platz darin, aber früher hatte jedes Paar leicht einen Stall ganz für sich allein! Die Bauern mögen sie heute noch, wenn man auf ihre Hilfe bei der Insektenvernichtung auch nicht mehr so zählt wie früher und andere Wege beschreitet. Ein Schwalbenpaar, das Junge hat, bringt stündlich an die 350 Insekten für diese herbei! So sorgten sie früher wie heute für einen ungezieferfreien Stall und einen gesunden Viehbestand.
Viele Sprichwörter beschäftigen sich mit den Schwalben-„Wenn die Schwalben niedrig fliegen, werden wir bald Regen kriegen“. Das stimmt immer, denn wenn Regenwetter im Anzug ist, fliegen die Insekten niedrig und mit ihnen ihre Jäger, die Schwalben. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ sagt man, wenn sich die ersten Heimkehrer zeigen und es draußen noch recht frisch ist. Aber der Sommer kommt bestimmt! „Maria Geburt fliegen die Schwalben furt“ - ein Termin, der meistens stimmt, denn es ist der achte September. Und wenn sie noch nicht fort sind, so sammeln sie sich doch reihenweise auf Zäunen, wenn es keine Telefon- und Elektro-drähte mehr gibt. Das ist ein Zeichen baldigen Aufbruchs. Schwalben sind Tagzieher und richten sich auf ihrem Zug nach Afrika nach dem Sonnenstand. Ihr Ziel finden sie instinktiv, niemand zeigt es ihnen. Allerdings kommen nicht alle dort an, dafür sorgen leider immer noch südländische „Vogelliebhaber“, die sie in ihren Netzen fangen.
So sind die Schwalben überall bedroht, auch die Mehlschwalben, die an Häusern nisten. Wie gut, dass sie als Glücksbringer gelten! Auch wir waren ihnen einmal recht gram, als sie unser neu gebautes Reihenhaus an einem Weiher gleich im ersten Jahr mit neun Nestern verzierten! Doch das Glück vertreiben, wollten wir nicht und brachten unter den Nestern ein Brett an, damit unser Eingang nicht ständig mit Kot verziert war. Ob sie das gestört hat oder ob sie beim Aussterben sind - wir sehen kaum noch Schwalben nach zwanzig Jahren. Zwei unbenutzte Nester kleben immer noch unter dem Dach, aber die Schwalben haben uns leider recht bald nach dem ersten „Überfall“ schon verlassen, obwohl wir sie keineswegs verjagt haben. Man sieht überhaupt kaum welche mehr, wie schade! Allerdings wurde auch unsere Umgebung inzwischen ziemlich „zubetoniert“. Wo früher grüne Wiese war, die einen ungestörten Anflug erlaubte, steht heute ein Sechs-Familien-Haus. Trotz Wassernähe fehlt es den Schwalben jetzt -und das sicher nicht nur bei uns - an Straßenlehm, mit dem sie ihre Nester mittels eigenen Speichels "mauern". Vielleicht werden die Rauch-und Mehlschwalben unserer Heimat der nächsten Generation nur noch aus Dichtung und Liedern bekannt sein, mit denen sich bekannte Musikgrößen selbst und den Schwalben immerhin ein Denkmal gesetzt haben. Man denke an den Strauß-Walzer „Dorfschwalben aus Österreich“ oder das Duett „Machen wir's den Schwalben nach“ aus dem Zigeunerbaron und eine Vielzahl von Liedern aus früherer Zeit.