Spielesammlung

Maria Prämaßing, Müsch

Während meiner Kindheit in den 1940-er Jahren besaßen wir wenige Spielsachen. Wer eine Puppe hatte, schätzte sich schon sehr glücklich. Ich war zu Hause die Älteste von drei Schwestern und musste behutsam mit den Sachen umgehen, damit meine beiden Schwestern auch noch was davon hatten. Als ich acht Jahre alt war bekam ich vom Christkind ein kleines Püppchen mit einem Täschchen, in dem fünf Pfennig waren. Wie habe ich mich gefreut. Ich konnte vor Aufregung die Nacht kaum schlafen. Als meine Schwestern später auch Puppen bekamen, wurden diese zu Weihnachten neu eingekleidet. Einige Tage vorher hatte das Christkind sie heimlich entwendet, und die Mutter sagte uns den Grund. Eine kleine gebrauchte Puppenküche bekamen wir von unsern Verwandten aus der Stadt.
Bücher gab es sehr wenig, über die ich mich am meisten gefreut hätte. Dafür spielten wir um so mehr „Halma“, „Mühle“ und „Mensch ärgere dich nicht“. Die Winter früher waren schneereicher als heute, und
wir Kinder waren viel draußen beim Schlittenfahren. Aber die Kleidung war nicht so warm und praktisch wie heute. Die Mädchen trugen selbst gestrickte Strümpfe, und nach einiger Zeit hingen durch das Schneegestöber kleine Eisklümpchen an den Beinen. Aber das störte uns nicht. Wir fuhren weiter, bis es dunkel wurde oder die Abendglocke läutete. Wenn der Winter vorbei war und es allmählich wärmer wurde, spielten wir auch die meiste Zeit draußen auf dem Hof. Mit ein paar Mädchen zusammen bildeten wir einen Kreis und spielten „Dornröschen war ein schönes Kind“. Ein Kind war „Dornröschen“, ein anderes die „böse Fee“, die anderen Kinder bildeten eine „Rosenhecke“ und noch eins war der „Königssohn“. „Schornsteinfeger ging spazieren“ war auch ein Kreisspiel und noch viele andere. Mit mehreren Kindern spielten wir „Räuber und Gendarm“, bei dem auch schon mal ein paar Jungen mit dabei waren, oder „Verstecken mit Anschlag“ und „Höppekästchen“. Das war ein Spiel mit kleinen Stöckchen oder Reisig. Diese wurden auf den Boden gelegt und man hüpfte mit einem Bein über die Stöckchen ohne anzuhalten. Wer die meisten geschafft hatte, war Sieger. Am Scheunentor spielten wir so gut es ging mit einem Ball aus Stoffresten, den Mutter uns zusammengenäht hatte. Das Spiel hieß „Probe“. Als die DMark eingeführt wurde, gab es auch wieder einen richtigen Ball zu kaufen.
Nach Kriegsende bin ich nur noch kurze Zeit zur Schule gegangen, wo wir in der Pause gerne Völkerball gespielt haben. Nachmittags mussten wir etliche Stunden auf der Weide die Kühe hüten, wo wir mit anderen Kindern Ratespiele durchführten, zum Beispiel Erraten von Städtenamen oder Mädchennamen. Auch ohne Computer und Fernsehen erlebten wir Kinder eine zufriedene und glückliche Kindheit.