Pèèpse un Pèifja Pääpsen und Pfeifchen

Leo Michels, Untereisesheim

Zuerst bauen wir eine Pääpse.
Dazu brauchen wir einen Zweig von der Esche, der gut im Saft steht und ein gerades Stück ohne Knoten hat.

Der aus Demerath stammende Leo Michels hat auf seiner lesenswerten Internetseite www.michls.de/demerath sehr viel Interessantes, Heimatkundliches und Geschichtliches über den Ort Demerath geschrieben. Unter anderem findet sich dort folgender Aufsatz mit einer genauen Gebrauchsanleitung über das Herstellen von „Pääpsen“ und kleinen Flöten, Spielzeuge für Kleine und Große. Dereinst eine Kunst, die nichts kostete, wohl jeder beherrschte, die heute aber wohl gänzlich aus dem Gebrauch verschwunden ist. Michels Aufsatz ist geschrieben in Demerather Dialekt und in Hochdeutsch. Speziell für das Jahrbuch des Kreises Daun hat er dazu eine Bildserie zur besseren Dokumentation und zum Nachmachen erstellt:
Der Mai ist die richtige Zeit um „Pääpsen“ und Pfeifchen zu basteln. Junge Väter, die ihren Sprösslingen mit diesen Kunststückchen imponieren wollen, brauchen ein Taschenmesser und starke Nerven (wegen der unvermeidlichen Geräuschentwicklung, wenn das Werk gelungen ist).

Der Bau einer „Pääpse“

An einer Seite schneiden wir das Ästchen gerade ab. An der anderen schneiden wir einmal rundherum die Rinde durch. Dafür braucht man etwas Gefühl. Wenn man zu tief schneidet, bricht das Hölzchen nachher dort ab, und man muss von vorne anfangen.

Damit die Rinde sich löst, muss man das Ästchen klopfen. Das macht man mit dem Griff vom Taschenmesser. Am besten setzt man sich hin, legt das Hölzchen auf's Knie und klopft eine ganze Weile von allen Seiten. Nicht zu fest klopfen, sonst reißt die Rinde, und man muss wieder von vorne anfangen. Zwischendurch probieren wir immer wieder, ob sich die Rinde schon löst (drehen!). Wenn es überhaupt nicht gehen will, dann ist es das falsche Holz oder der falsche Monat.

Wenn die Rinde gelöst ist lassen wir sie zunächst auf dem Holz und kratzen an einer Seite mit dem Messer die oberste grüne Rindenschicht ab.
Die faserige untere Schicht (Bast) muss dran bleiben.

Jetzt können wir das Rinden-Röhrchen abziehen; das Hölzchen brauchen wir nicht mehr.

Die Pääpse ist fertig. Das abgeschabte Ende drücken wir noch etwas zusammen und nehmen es so weit in den Mund, dass die Lippen nicht mehr auf dem Abgekratzten sind. Jetzt nur noch blasen. Wie stark, muss man ausprobieren. Vielleicht muss man das Ende auch noch etwas zusammenkauen. Den Pääpsenton kann man nicht beschreiben. Das muss man gehört haben.

Der Bau einer Holzpfeife

Pääpsen sind einfach zu bauen, aber wegen ihres oboenartigen Funktionsprinzips nicht immer leicht zum pääpsen zu bringen. Etwas mehr Arbeit macht ein Pfeifchen. Allerdings kann man damit dann einen Kuckuck nachäffen oder Hunde und Katzen schocken. Wir fangen wieder mit einem Eschen-Zweig an. Er kann aber ruhig etwas dicker sein als bei der Pääpse.

Beim Abschneiden am ersten Ende muss man sauber arbeiten:
Der Schnitt muss gerade und glatt sein (am abgeschnittenen Stück ist es egal).

Was jetzt kommt, kennen wir schon:
Am anderen Ende die Rinde durchschneiden und klopfen ...

Halt, langsam, das Hölzchen nicht wegwerfen, wir brauchen es noch und stecken es gleich wieder in die Rindenhülle.

Einen Finger breit vom ersten Ende eine Kerbe durch die Rinde in das Holz schneiden.

Das vordere Stück des Hölzchens schneiden wir jetzt gerade ab.

So sieht das dann aus. Das lange Teil können wir vorne noch etwas rund oder gerade abschneiden.

Von dem kurzen Teil wird vorsichtig der Länge nach ein Stückchen abgespaltet. Aufpassen: Es muss weniger als die Hälfte sein.

Zusammenbauen; schon sind wir fertig.

Das kurze Stück rutscht gern nach hinten oder verdreht sich. Deshalb hält man das Pfeifchen beim Pfeifen am besten mit den Fingern fest.

Anfangs stellt man den Stöpsel zum Probieren am besten in die Mitte. Wenn man ihn weiter hineinschiebt, wird der Ton höher, wenn man ihn herauszieht tiefer. Probiert einmal, ein einfaches Liedchen zu pfeifen.

Pääpsen und Pfeifchen aus frischen Eschenzweigen sind ein kurzlebiges Vergnügen. Sie funktionieren nur, solange die Rinde noch feucht ist, was für die Umwelt des stolzen Bastlers sicher eine Erleichterung ist.