Der Ball ist rund

Uli Diederichs, Manderscheid

Die folgende wahre Begebenheit handelt sowohl von „Kinderspielen“ und „Hand-werkskunst“.

Im Jahr 1965 hatte ich zur 1. heiligen Kommunion auch einen braunen Lederfußball geschenkt bekommen. Mein ganzer Stolz; denn noch lange nicht jeder Junge besaß in diesen Jahren einen “echten“ Lederfußball. Ich hütete ihn deshalb wie einen Schatz. Bei Regen und nassem Untergrund kam dieser Ball erst gar nicht zum Einsatz. Er war ein reiner Schönwetterball und nur Rasenplätze (Eifeler Wiesen) gewöhnt. An einem sonnigen Tag in den Sommerferien 1965 wollten meine Freunde und ich uns die Zeit mit Fußball spielen vertreiben. Unser Spielfeld war der auf dem Dauner Firmerich gelegene sogenannte Alte Sportplatz, auch unter dem Namen „Zimmers Wies“ bekannt. Als Tor dienten uns zwei große Basaltsteine. Nachdem die Mannschaften durch „tip - top“ gewählt waren, ging’s mit vollem Elan los, gerade so, als wollten wir noch für die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft 1966 entdeckt werden. Und dabei passierte es! Ein Freund zog einen `Aufsetzer´ mit voller Wucht aufs Tor ab. Der Ball krachte gegen einen der Basaltbrocken und - eine Naht platzte auf. Das Innere des Balles, eine rote Gummiblase, quoll durch die „Wunde“ raus. Was nun? Da konnte nur ein Schuhmacher helfen! Das war uns allen klar. Doch bei der Auswahl des Schuhmachers - damals gab es in Daun bald ein Dutzend davon - unterlief uns ein folgenschwerer Fehler! Zu dem Schuhmacher unseres Vertrauens, der schon manchen Lederball fachmännisch repariert hatte, wollten wir diesmal nicht gehen, weil er als Gegenleistung für seine Dienste zwar kein Geld verlangte, uns aber immer einige Paar reparierte Schuhe mitgab, um diese zu ihren Besitzern zu bringen. Das wollten wir bei diesem schönen Wetter aber vermeiden. Deshalb gingen wir zu einem anderen Schuhmacher, den unsere Eltern nur „Knupp-Schoßda“ nannten. Später sollten wir auch wissen warum. Dieser Schuhmacher flickte die Ballnaht nicht mit Ahle (Nadel) und Faden, sondern nähte von außen einen dicken derben Lederflicken über die Schadstelle. Das sah zwar - auch in unseren Augen - nicht schön aus; Hauptsache es hielt! Wieder auf dem Sportplatz angekommen, setzten wir das Spiel fort. Was wir direktmerkten war, dass der Ball irgendwie anders sprang als vorher. Das war nicht weiter schlimm. Das Schlimme war jedoch, dass er bei Weitschüssen die Richtung nicht mehr hielt, weil er einen gewaltigen Drall bekam. Man musste reichlich neben das Tor zielen, um es vielleicht auch zu treffen. Das war auf die Dauer aber keine Spielerei. Was machten wir? Wir pfriemelten den Lederflicken wieder ab, gingen zu „unserem“ Schuhmacher und trugen voller Dank für die gelungene Reparatur der Reparatur die uns mitgegebenen Schuhe aus. Und wir wussten seit dem, woher der andere Schuhmacher seinen Namen hatte. Denn „knupp“ bedeutet soviel wir „grob“ oder „derb“.