Der Tag des Herrn

„Das ist der Tag des Herrn“, ich lieb´ die schöne, alte Weise,
mir noch bekannt aus meinen Kinderjahr´n.
Und die Erinn´rung macht sich auf die Reise,
in „Damals“, als der Sonntag uns noch heilig war.

Doch auch der Sonntag war nicht ohne Pflichten,
wir lernten es schon früh, das war nicht schlecht.
In Haus und Stall gab´s mancherlei zu richten,
denn auch die Tiere forderten ihr Recht.

Im Sommer galt es, sonntags früher aufzustehen,
denn nach der Messe fiel das Kühehüten an.
Es schien kein Weg daran vorbei zu gehen,
doch sonntags hab´ ich´s eigentlich recht gern getan.

In meinem Körbchen war da nichts zu nähen,
stattdessen Buch und Mundharmonika.
Die Tiere grasten friedlich, machten keine Mühen,
als spürten sie es auch, dass Sonntag war.

Aus zartem Dunst erhob sich taugetränkt der Morgen,
erfüllt vom Klang der Glocken, fern und nah.
Mir ward so leicht, auch schon ein Kind hat Sorgen,
sie floh´n beim Spiel der Mundharmonika.

So spielt´ ich mir die Freude in die Seele
an meiner Heimat und an der Natur.
Wenn ich mich heute mit so manchem quäle,
dann weiß ich, das war Glück und Leben pur.

Noch heute spür´ ich jenen tiefen Frieden,
der damals schon mein Kinderherz erfreut.
Durch all die Jahre ist er mir geblieben,
prägt mein Sonntagvormittag bis heut´.

Muss ich oft über Schwierigkeiten brüten,
nehm´ ich mein kleines Instrument zur Hand,

und möchte gern noch einmal Kühe hüten,
mein Lied erklingen lassen über stillem Land.

Weit öffne ich die Fenster und die Türen,
im Himmelsblau verlöscht der Morgenstern.
Ich lasse mich vom Klang der Glocken rühren
und freue mich, heut´ ist „Der Tag des Herrn“.

Thekla Heinzen, Feusdorf