Mein Weltjugendtagserlebnis

Maria Prämaßing, Müsch

Der Weltjugendtag 2005 rückte immer näher. Auch in unserer Pfarrei wurden Vorbereitungen getroffen. Es wurden Familien angesprochen, die bereit waren, Jugendliche als Gäste für den Weltjugendtag aufzunehmen. In unserem Dorf sollte eine Gruppe junger Leute aus Italien Quartier einnehmen. Mein Mann und ich sind beide über Siebzig, und ich dachte, wir würden mit der Verständigung nicht zurechtkommen, und so entschieden wir uns gegen eine Aufnahme. Nun kam der Tag, an dem die Gäste in Adenau abgeholt und in die Quartiere verteilt wurden. Es stimmte mich traurig, dass zu uns nun keine Gäste kamen. Am späten Nachmittag klingelte es an der Haustür. Vor mir standen drei junge Männer mit dem Fahrrad. In gebrochenem Deutsch fragten sie nach Wasser. Nachdem ich ihnen zu trinken gebracht hatte, sah ich am Abzeichen, dass sie auf dem Weg zum Weltjugendtag waren. Sie fragten, ob in der Nähe ein Supermarkt sei, worauf ich ihnen erklärte, dass der Nächste in Adenau sei. Es kamen immer mehr junge Männer dazu. Nun fragten sie noch, ob es in unserem Ort Übernachtungsmöglichkeiten gäbe. Es wurde nicht lange überlegt. Nach Absprache mit der Gemeindeverwaltung konnten die Jugendlichen im Gemeindehaus in ihren Schlafsäcken übernachten. Schließlich fuhren mein Mann und ich mit zweien von der Gruppe nach Adenau Nahrungsmittel kaufen. Als wir zurückkamen wurden schnell Pizza gebacken. Eine Nachbarin hatte sich angeboten, auch welche zu backen, damit die zehn Jugendlichen gleichzeitig essen konnten. Da wir selbst eine große Familie haben, war es kein Problem, sie in unserer guten alten Stube unterzubringen. Sie halfen mir beim Tischdecken und nachher wieder beim Abräumen. Als Tischgebet sangen sie ein Lied, das mit einer Gitarre begleitet wurde. Anschließend bat ich sie, sich mit uns auf den Hof zu setzen und weiter zu singen. Mit Kerzenbeleuchtung sangen und erzählten sie. Mit der Verständigung klappte es auch gut. Sie kamen aus der Gegend von Nancy in Frankreich und waren schon fünf Tage mit dem Fahrrad unterwegs. Es wurde für uns alle ein unvergesslicher Abend. Ich sagte ihnen: „Euch hat der Herrgott zu uns geschickt!“ Sie bedankten sich herzlich für die Bewirtung und den schönen Abend. Nach einem gemeinsamen Abendgebet gingen sie um 22 Uhr zur Nachtruhe in das Gemeindehaus. Am anderen Morgen hatten wir sie um neun Uhr zum Frühstück eingeladen. Später habe ich noch mit ihnen Adressen ausgetauscht, damit ich ihnen später die Fotos zuschicken konnte. Gut gestärkt und voller Erwartung fuhren sie nun weiter in Richtung Köln zum Weltjugendtag.
Dass ich doch noch Gäste bekam und sie bewirten konnte, ohne Anmeldung, war für mich ein unvergessliches Erlebnis!