Weltjugendtag 2005 in Köln

Thomas Klassmann, Daun

Der erste offizielle Weltjugendtag fand 1986 in Rom statt - seitdem waren Städte wie Buenos Aires, Manila, Paris oder Toronto Gastgeber dieses Festes. Als Papst Johannes Paul II zum XX.Welt-jugendtag vom 16.-21.8.2005 nach Köln einlud, stand für mich fest, dass ich unbedingt dabei sein musste. Nach dem Tod von Johannes Paul II erklärte der neugewählte Papst Benedikt XVI schnell, dass er an den Weltjugendtagen festhalten will und nach Köln kommen werde.
Während die vielen ausländischen Gäste die ersten Tage über ganz Deutschland verstreut waren und in den dortigen Gemeinden Deutschland kennen lernen konnten, begann am 16.8.2005 die große Anreisewelle nach Köln. Aus 188 Ländern dieser Welt kamen rund 410.000 registrierte Jugendliche in den Großraum Köln, um die nächsten Tage gemeinsam zu verbringen. Auch mehrere Gruppen aus der Region Bitburg/Daun reisten nach Köln - die letzte machte sich am Donnerstag auf den Weg. Gegen Mittag kamen wir in Köln an und wurden in einer Schule untergebracht, in der bereits Italiener und Franzosen ihr Quartier bezogen hatten. Als Übernachtungsmöglichkeit bot sich allerdings nur noch der Steinfußboden an. Hier bekamen wir auch unsere Pilgerrucksäcke, die neben den Liturgischen Büchern auch Rosenkranz und Trinkflasche enthielten. Mit einer kleinen Gruppe fuhren wir in die Innenstadt, um den Dom zu besuchen, was aber mit einer Wartezeit von rund 2 Stunden verbunden gewesen wäre. Stattdessen genossen wir dann das bunte Treiben auf dem Domvorplatz wo Gesänge aus vielen verschiedenen Ländern zu hören und Fahnen zu sehen waren.
Abends besuchten wir eine Kreuzwegandacht, wo am Ende auch das berühmte Weltjugendtagskreuz in die Kirche getragen wurde. Hier konnte ich hautnah erleben, wie dieses Kreuz so viele unterschiedliche Menschen verbindet und in seinen Bann zieht - niemand war in dieser Kirche, der nicht vor dem Kreuz niederknien und es berühren wollte.
In den letzten Jahren habe ich schon einige Katholikentage besucht - die Stimmung war allerdings in keiner Weise mit dem Weltjugendtag vergleichbar, da hier alles viel größer und internationaler war.
Am Samstagvormittag machten wir uns auf den Weg zum Marienfeld - wo abends die Vigil und am nächsten Tag der Abschlussgottesdienst stattfinden sollte. Oft wird der Satz „Der Weg ist das Ziel“ gebraucht - auch hier trifft er zu. Da in den Publikationen von eine Anreise mit Bussen aus Köln zum Gelände abgeraten worden war, versuchten wir unser Glück mit den Zügen. An den Haltestellen waren die Züge allerdings schon so überfüllt, dass wir nicht mehr zusteigen konnten. So fuhren wir in die eigentlich entgegengesetzte Richtung und schafften es so, einige Haltestellen später in die richtige Richtung umzusteigen. An der empfohlenen Haltestelle stiegen wir alle aus und fanden uns auf einem vollkommen überfüllten Bahnsteig wieder. Nach vielen Minuten hatten wir den Bahnhof verlassen und machten uns

mit Hunderten von anderen Pilgern auf den Weg. Der Weg führte anfangs durch einige Vororte, wo die Anwohner uns aus den Fenstern zuwinkten. Egal wohin man guckte, die ganze Straße war mit überwiegend jungen Menschen gefüllt, die Fahnenschwenkend Richtung Marienfeld strebten. Der weitere Weg durch den Wald war nicht nur wegen den Temperaturen sondern vor allem auch wegen dem ganzen Gepäck anstrengend. Beeindruckend waren Weggabelungen, an denen sich die Pilgerströme immer mehr vergrößerten, da Gruppen aus anderen Richtungen hinzukamen.Allein für den Weg von der extra aufgeschütteten Altarinsel bis zu unserem zugewiesenen Bereich benötigten

wir fast eine Stunde. Allerdings mussten wir feststellen, dass das geplante Feld bereits vollkommen überfüllt war und wir daher auf ein etwa 200 Meter weiter hinten gelegenes Feld ausweichen mussten. Hier verbrachten wir den Nachmittag bis am Abend dann die Vigil Feier im Dunkeln begann. Im Schein der Kerzen von rund 800.000 Teilnehmern beteten wir mit Papst Benedikt die Vigil und versuchten danach zu schlafen, was wegen den aus Sicherheitsgründen aufgestellten Flutlichtern und der Kälte nicht so einfach war. Am Morgen war natürlich alles klamm, und wir nahmen das in Kisten am Vortag ausgeteilte Frühstück zu uns. Wegen den aufgeweichten Wegen konnte Papst Benedikt leider nicht zu allen Feldern fahren, aber auf den zahlreichen Großbildleinwänden konnten wir trotzdem den Gottesdienst anschließend verfolgen. Besonders beeindruckend fand ich das „Vater Unser“ - dass von den Anwesenden in ihren Muttersprachen gebetet wurde. Nach dem Ende des Gottesdienstes machten wir uns zügig auf den Rückweg und rannten zu einem nahe gelegenen Industriegebiet, wo nach unseren Information die Busse abfahren sollten. Auf der Straße herrschte das reinste Chaos, da die Absperrungen von den wartenden Teilnehmern immer weiter nach vorne gedrückt wurden und letztendlich Hunderte Personen auf der Straße standen und so die Busse nicht einfahren konnten. Viele Personen unserer Gruppen hatten wir mittlerweile verloren und als wir nach über einer Stunde nicht einen Meter weitergekommen waren, entschlossen wir uns, die Straße in Richtung der spärlich ankommenden Busse zu verlassen. Hier wurden wir glücklicherweise fündig und sprangen in den erst besten Bus - Hauptsache erst mal vom Gelände weg und Richtung Stadt. Dennoch dauerte es nochmals eine Stunde bis wir Richtung Köln unterwegs waren und an rund 250 Bussen vorbeifuhren, die wegen den chaotischen Verhältnissen nicht in die Straße einfahren konnten. Über Durchsagen hörten wir bereits, dass der Hauptbahnhof unpassierbar sei - der Weg zu unserem Bus Richtung Daun war also versperrt. So verständigten wir den Reiseleiter und machten uns mit einem natürlich vollkommen überfüllten Regionalexpress Richtung Gerolstein auf den Weg, wo wir zwei Stunden später erschöpft ankamen und von unsern Eltern abgeholt wurden.
In den nächsten Tagen wurde vereinzelt Unverständnis über das Chaos in Köln geäußert - hierzu konnte ich immer nur folgenden Vergleich anbringen: Wenn bei einem Fußballspiel mit 50.000 Zuschauern und guter Verkehranbin-dung und einer gewissen Routine schon nach fast jedem Spiel kein reibungsloser Abfluss der Besucher gewährleistet ist, wie soll dies dann bei über einer Million Menschen ohne direkte Zuganbindung gelingen? Der Weltjugendtag war ein tolles Erlebnis, dass ich trotz der damit verbundenen Strapazen nicht missen will. Neben der Begegnung mit Jugendlichen aus aller Herren Länder war für mich vor allem der friedliche Umgang untereinander beeindruckend. Der nächste Weltjugendtag findet 2008 in Sydney statt.