Wanderland Eifel neu entdecken

Claudia Endres, Prüm

Die Zeiten, da Wandern als „altbackenes Hobby“ galt, sind vorbei. Wandern ist „in“ und nimmt eine führende Position auf dem Freizeitmarkt ein. Das sportliche „Erlebnis Natur“ ist gerade heute ein willkommener Ausgleich zum schnelllebigen, hektischen Alltag. Das bestätigt auch der Erfolg des 106. Deutschen Wandertages in der Eifel im Juli 2006.
Unberührte Naturlandschaften, einmalige Ausblicke, klar ausgeschilderte Wege, naturbelassene Pfade sowie wanderfreundliche Hotels und Restaurants stehen ganz oben auf der Liste des Wanderers. Nach diesen Kriterien entscheidet er sich für oder gegen eine Region. Der Wandergast von heute ist anspruchsvoll, zählt zu den höheren Einkommensschichten und sucht nach abwechslungsreichen Wegen mit Naturschauspielen der besonderen Art. Dass Marketingfachleute aus den Tourismusregionen mehr über das moderne WanderKlientel wissen, verdanken sie der Forschungsgruppe Wandern an der Universität Marburg, im Speziellen Dr. Rainer Brämer, der von den bundesweiten Medien sogar als „Wanderpapst“ tituliert wird. Seine Arbeiten in der Marktforschung zum Thema Wandern haben wohl auch den letzten skeptischen Touristiker überzeugt, sich gemeinsam mit allen Verantwortlichen und den Wanderverbänden in der Region diesem wichtigen Aufgabenfeld zu widmen. Und das erfolgreich: Aufgrund ihrer Qualität und professionellen Vermarktung stiegen so genannte Premiumwege wie Rothaarsteig, Rennsteig oder Rheinsteig in der Gunst der Wanderer in den letzten Jahren weit nach oben.

Wanderland Eifel

Den Trend zu mehr Qualität hat die Eifel keineswegs verschlafen. Ganz im Gegenteil! Bereits im Jahr 2003 beauftragte die Eifel Tourismus GmbH Dr. R. Brämer damit, im Rahmen der Profilstudie Wandern die Wanderer innerhalb der Eifel zu befragen. Aus der Studie erwartete man sich Rückschlüsse auf die Wünsche und Bedürfnisse der Wanderer sowie eine aussagekräftige Bewertung des Wegenetzes der Eifel, um dauerhaft daraus ein hochwertiges Angebot entwickeln zu können. Die Ergebnisse waren ernüchternd. Zugleich jedoch rüttelten sie auf und brachten einen Stein ins Rollen: Gemeinsam mit den Gemeinden und Kreisen der Eifel sowie dem Eifelverein ging die Eifel Tourismus GmbH das Projekt „Qualitätsoffensive auf den Wanderwegen / Der Eifelsteig“ an. Denn, so das Fazit der Befragungen: „Das Wanderleitsystem und zum Teil der Wegezustand wird als besonders kritisch gesehen.
• Die Hauptwanderwege der Eifel sind innerhalb der Region - bis auf eine Ausnahme - und außerhalb der Region so gut wie gar nicht bekannt.
• Den besonderen Reiz der Ei-fel machen vor allem die meist eng begrenzten Naturräume aus.
Aufbauend auf den Ergebnissen der Befragung formulierte Dr. Rainer Brämer folgende Handlungsempfehlungen für die Eifel:
1. Schritt: Überprüfung des Wanderwegenetzes der Eifel: Das nach der Mode des beginnenden 20. Jahrhunderts relativ schematisch strukturierte und unglücklich benannte Wanderwegenetz muss gezielter auf die geogra-fischen Attraktionen der Eifel ausgerichtet.
2. Schritt: Ein Premiumweg - Der Eifelsteig Um den Ruf der Eifel als Wanderregion insgesamt aufzuwerten, bedarf es eines deutschlandweit kommunizier- und vermarktbaren Spitzenprodukts - den Eifelsteig.
3. Schritt: Aufbau von Submarken
Die kleinen, aber feinen Naturräume wie etwa die des Rur-, Lieser-, Kyll- und Prümtales lassen sich durch speziell darauf begrenzte Spitzenwanderwege zu gezielt entwickelten Submarken aufwerten.

Der Eifelsteig

Die Eifel überzieht ein in der Fläche ausgedehntes und engmaschiges Wanderwegenetz. Für die Entwicklung eines Spitzenprodukts - des Eifelsteiges - konnte vor diesem Hintergrund nur ein Auswahlkriterium herangezogen werden: Die Wege-Qualität. Derzeit existieren in Deutschland zwei bekannte und gleichermaßen vom Deutschen Tourismusverband und den touristischen Regionen anerkannte Wandersiegel, die Transparenz in die Qualität des wandertouristischen Angebotes der Regionen bringen:
Der „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ und das „Deutsche Wandersiegel“.
Vom Deutschen Wanderverband wurde erfolgreich das Projekt „Wanderbares Deutschland“ vorangebracht. Im Zuge dessen werden für die Auszeichnung „Qualitätsweg wanderbares Deutschland“ die Wege in 4-Kilome-ter-Abschnitten unter die Lupe genommen und dabei anhand von 23 Kriterien auf ihre Beschaffenheit untersucht. Zu den Kriterien zählen das Wegeformat, das Wanderleitsystem, die Natur/Landschaft, Kultur und Zivilisation. Die Bewertung nach einem ausgefeilten Punktesystem ergibt ein klares Stärken- und Schwächenprofil für den betreffenden Wanderweg. Darauf aufbauend hat Dr. Rainer Brämer ein Kriterienverfahren zum „Deutschen Wandersiegel“ entwickelt. Dabei wird der Wanderweg in Ein-Kilometer-Abschnitte unterteilt und anhand von 36 Kriterien äußerst kritisch beurteilt. Diesem Auswertungsverfahren konnte bislang nur ein Fernwanderweg, der Rothaarsteig, standhalten.

Die Schulung der Wegepaten: Zur Überprüfung der Qualität der Eifeler Wanderwege bedarf es geschulter Kräfte, die nach einem einheitlichen Verfahren die Wege erfassen, auswerten und entsprechend den vorliegenden Qualitätskriterien kategorisieren. Im Besonderen verfügen die Mitglieder des Eifelvereins und die Vertreter der Naturparke über die Kompetenz, diese wichtige Grundlagenarbeit zu übernehmen. Partner zur Durchführung der dazu notwendigen Schulungen war der Deutsche Wanderverband. Mit Unterstützung der Eifel Tourismus GmbH wurden im Jahr 2005 in fünf Schulungen (davon eine im Kreis Daun) 49 engagierte, so genannte Wegepaten (davon elf aus dem Kreis Daun) in Theorie und Praxis ausgebildet.

Die Überprüfung der Wege:

Die Wegepaten standen nun vor der Herausforderung, eifelweit rund 1.800 Kilometer Wanderwege (davon 360 Kilometer im Kreis Daun), die seitens der Kommunen als die touristisch wertvollsten Wegeabschnitte eingestuft wurden, auf die Kriterien „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ hin zu überprüfen. Dazu hatten sich die Wegepaten in den drei Regionalteams Süd-, Nord- und Vulkaneifel zusammengefunden und so weit organisiert, dass diese Aufgabe bis zum 12. Mai 2006 bewältigt werden konnte.

Das Ergebnis:

Der Eifelsteig kommt! Durch das große Engagement der Wegepaten wurde erstmals ein Bild zum Qualitätsniveau der Eifeler Wanderwege erstellt. Um die gesammelten Grundlagen daten neutral bewerten zu lassen, hatte sich die Eifel Tourismus GmbH entschlossen, die führenden Organisationen und deren Fachkompetenz mit in die Planungen einzubeziehen. Zu nennen sind hier die „Väter“ der beiden genannten Qualitätssiegel: Der Deutsche Wanderverband und das Team rund um Herrn Dr. Rainer Brämer. In Zusammenarbeit haben beide den Wegeverlauf des Eifelsteiges erarbeitet. Dabei wurde der Verlauf des auf der belgischen Seite entstandenen Ardennensteiges berücksichtigt. Beide Spitzenprodukte - Eifelsteig und Ardennensteig - werden, entsprechend der Empfehlungen der Fachorganisationen, durch so genannte Submarkenwege, die sich als Zubringer zwischen beiden Steigen verstehen, verknüpft. Seitdem existiert erstmals eine wertvolle Grundlage zur marktgerechten Ausrichtung des Wanderwegenetzes der gesamten Eifel, die darüber hinaus die bereits im Jahr 2003 ermittelten Wünsche der Wanderer aufgreift.