Leb’ jeden Tag, als wär's Dein letzter

Kunstmaler und Musiker Otto Schwoll zum 100. Geburtstag

Bodo Schwoll, Wollmerath

Der Kunstmaler und Musiker Otto Schwoll wurde am 27.02.1907 in Forbach (Lothringen) als Sohn des Kreisamtssekretärs Otto Schwoll und der Tabakwarengroß-und Einzelhandelskauffrau Josefine Kaiser geboren. Nach der Versetzung seines Vaters zum Landratsamt Daun zog die Familie 1914 in die Kreisstadt Daun. Nach der Volksschule und der Internatserziehung im Bischöflichen Kon-vikt zu Prüm absolvierte er ein Studium an der Akademie der Künste in Düsseldorf, im 19. Jahrhundert eine der bedeutenden und international anerkannten Malerschulen Deutschlands. Noch heute werden Kunstwerke mit der Kurzbeschreibung „Düsseldorfer Schule“ versehen. 1934 wurde er Mitglied der Reichs-Kulturkammer, Reichkammer der bildenden Künste, Berlin. Bereits 1928 begeisterte den Landschaftsmaler der Ort Demerath mit seinen zu der Zeit noch mit Stroh gedeckten Häusern, so dass er als Prüfungsbild das Motiv von Demerath im Winter wählte und hierbei der Schnee im Aquarell lediglich aus dem Weiß des Papiers bestand. Aus den von ihm gefertigten Fotos des Ortes wurden von der Druckerei Werner Postkarten erstellt, ebenso später auch von seinen Gemälden.
Seinen Unterhalt finanzierte er teilweise als nebenbei ausgebildeter Pianist, indem er Stummfilme im Kino begleitete. Außerdem trat er mit Akkordeon und Xylophon auf. Im August 1931 hatte er seine erste Ausstellung in der Stadt Euskirchen, zu der der Stadtanzeiger am 08.08.1931 schrieb: „Daun: Der Maler Otto Schwoll von hier stellt zurzeit eine Reihe neuer beachtenswerter Eifelbilder aus. Neben der Neuartigkeit der gewählten Motive verdient besonders die Anpassung der Farbtönung an das Landschaftsbild besondere Erwähnung. Genannt seien hier Motive von der Burg Monreal bei Mayen, dem Mosenberg bei Manderscheid und den Manderscheider Burgen und vom Weinfelder Maar sowie ein Aquarell alter Häuser aus dem Eifeldorf Demerath.“ Die „Eifelzeitung Daun“ ergänzte, dass die Reihe neuer Eifelbilder einerseits durch die neuen Motive, andererseits durch die getreue Widergabe der Eigenart der Eifler Landschaft Beachtung verdienen. Als vielversprechend wurden auch die von dem jungen Maler gezeigten Linolschnitte bezeichnet. Es folgten u.a. die zweite große Kunstausstellung im Schloss zu Koblenz und die Große Deutsche Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst zu München 1944. Am 19. Juli 1944 erlitt Otto Schwoll einen schrecklichen Schicksalsschlag, der seinen Weg als Künstler veränderte. Eine Fliegerbombe traf sein Anwesen in der Dauner Lindenstraße. In den Trümmern verstarben seine Mutter (60 Jahre), seine Ehefrau (38) und seine drei Kinder (12, 8 und 1/2). Zudem wurden Haus und Besitz total zerstört. Otto Schwoll besaß nur mehr seine Uniform und ein Taschentuch. Als er dann wieder zu seiner Einheit zurückkehrte, der er seit 1939 als Krankenträger und Zeichner von Geländemotiven angehörte, wurde er 1945 von amerikanischen Truppen bei München gefangen genommen und im größten Kriegsgefangenenlager Deutschlands in Bad Aibling untergebracht. Von dort wurde er ins ehemalige KZ Dachau verlegt, wo er einige Bleistiftskizzen des Lagers fertigte. Anschließend wurde er über das Kriegsgefangenenlager Ulm nach Köln entlassen. Mit Zeichnungen von kleinen Aquarellen mit Motiven von Köln bestritt er zunächst seinen Lebensunterhalt. Da nach dem Krieg aber die Kunst verständlicher Weise weniger gefragt war, baute er sein Hobby Musik aus.
Als er nach dem Wiederaufbau nach Daun zog, wurde er Mitglied beim Bund der Harmo
nikafreunde Trossingen und gehörte seit 1954 dem Akkordeonlehrerverband an. Bekannt wurde er durch seine Tanz- und Unterhaltungsmusik bei Kurkonzerten in Daun und Manderscheid, beim Bohnen- und Silvesterball im Hotel Hommes sowie bei vielen Tanzveranstaltungen im weiten Umkreis um Daun. Nach seiner Ausbildung als Akkordeonlehrer unterrichtete er bis zu 45 Schüler in der Woche zu Hause. Nach der Gründung einer zweiten Ehe, aus der wieder drei Kinder hervorgingen, eröffnete er in der Lindenstraße 11 wieder ein Geschäft zum Verkauf seiner Bilder. Hier wurde er in den siebziger Jahren öfter von dem Sohn des Eifelmalers Professor Fritz von Wille, Otto von Wille, besucht. Otto von Wille schätzte Otto Schwoll und, dass er trotz des Wandels der Zeit und damit auch der Kunstrichtung seinem Malstil immer treu geblieben ist. An der Düsseldorfer Schule, gegründet 1777, wurde die Technik der sog. Alten Meister gelehrt. Durch diese Maltechnik, bei der mehrere Farbschichten über Grund- und Leuchtfarben übereinander gelegt wurden, dauerte die Fertigstellung von Ölgemälden mehrere Monate. Auch eine spezielle Restaurationstechnik hatte er gelernt, die einen hohen Zeitaufwand benötigte. Am 13. April 1978 verstarb Otto Schwoll nach kurzer schwerer Krankheit. Nicht nur seine Kunstwerke und seine Musik sind in Erinnerung geblieben. Vielleicht wegen seiner Erlebnisse hatte er immer einen Leitsatz, den er versuchte, zu vermitteln: „Leb jeden Tag, als wär's Dein letzter.“