Louis Ziercke

Weg in die Eifel nach Daun und Pützborn

Robert Scheithe, Königswinter

In die Eifel zog es den Studenten der Kunstgewerbeschule Düsseldorf Louis Ziercke zusammen mit seinen Freunden Fritz Kaltenbach und Fritz Adolphy schon 1906, um dort zu zeichnen und zu malen. Später entwickelte sich auch ein besonderer Bezug der Familie zur Landschaft um Gerolstein und Daun durch die berufliche Tätigkeit des Vaters Ludwig Ziercke, der mit seinem Malerbetrieb in der Erlöserkirche Gerolstein von 1912-1913 tätig war. Auszug aus dem Godesberger Tageblatt vom 16.10.1913: „Dem Malermeister Ludwig Ziercke von hier wurde bei der gestrigen Einweihung der Erlöserkirche in Gerolstein für die Ausführung der Malerarbeiten in der Kirche eine goldene Vorstecknadel, mit Malerwappen und Edelsteinen verziert,
von ihrer Majestät der Kaiserin verliehen. Die Auszeichnung ist gestern in Gerolstein mit einem huldvollen Handschreiben der Kaiserin Herrn Ziercke durch den Hofmar
schall überreicht worden“. Sein künstlerischer Werdegang führte Louis Ziercke nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf von 1902 bis 1909 nach Berlin. Von 1911 bis 1914 war er Schüler bei Lovis Corinth.
In Berlin schloss er sich der Künstlervereinigung Block an. Ziercke hatte sich durch das Studium bei Corinth für die Moderne entschieden. Als sich 1914 die politische Lage zuspitzte, ging er zurück nach Godesberg. Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges im gleichen Jahr, war sein Plan in Paris als Kunstmaler zu arbeiten und zu studieren nicht mehr zu realisieren. Die Rheinlandbesetzung und ab 1920 die Inflation ließen neue Träume erst gar nicht entstehen. Er arbeitete in Bonn und Godes-berg als Maler und Graphiker. Nach dem Ende der Inflation 1923 heiratete Louis Ziercke Anna Maria Görgens in Godesberg.
Gemeinsam unternahmen sie Mitte der zwanziger Jahre eine Reise mit dem Zug in die Sommerfrische nach Daun. Dort wohnten sie, wie auch in späteren Jahren, im Hotel Schramm. Ziercke entdeckte bei seinen Wanderungen um Daun unendlich viele Motive für seine Kunst: die Weite der Eifel, die herbe Landschaft, das einfache ländliche Leben und das klare Licht der Eifel. Die besondere Landschaft und die Urwüchsigkeit der Eifel passten zu seiner auf das Wesentliche reduzierten künstlerischen Ausdrucksweise. Seine Suche nach Motiven
führte ihn und seine Frau über die Pützborner Höhe. Hier lernten sie Billa kennen, Tochter des Bauern Franz Arnoldi, die hier die Kühe hütete und die das Paar auf Nachfrage von Frau Ziercke fortan mit frischer Milch versorgte. Über diese Begegnung wurden Ziercke und seine Frau schließlich in das Haus der Familie Arnoldi in Pützborn eingeladen und es entwickelte sich eine lange Freundschaft zwischen beiden Familien. Zierckes besuchten viele Sommer die Familie Arnoldi. Der Einladung Zierckes an die Familie Arnoldi folgte der Besuch von Franz Arnoldi nach Bad Godesberg, wo gemeinsame Ausflüge unternommen wurden u.a. nach Königswinter und mit dem Schiff auf dem Rhein. Frau Arnoldi starb 1956 im Alter von 62 Jahren
und Franz Arnoldi lebte noch bis 1976, er wurde 82 Jahre alt. Auch nach dem Tod von Louis Ziercke 1945 bestand die Freundschaft fort. Frau Ziercke, die Tochter und die Enkel besuchten einmal im Jahr „Onkel Franz“ und seine Familie in Pützborn. Die jährlichen Reisen nach Daun und die Inspiration der Eifellandschaft haben dazu beigetragen, dass hier ein großer Teil seiner Werke entstanden sind. Ölgemälde, Aquarelle, Holzschnitte und Zeichnungen.

Ziercke ist kein Eifelmaler im traditionellen Sinne, seine Bilder sind Momenteindrücke, fantasievoll und mystisch, es werden kleine Dinge groß, es gibt keine exakten Landschaftswiedergaben. Die Ausbildung bei Corinth, die Einflüsse des Kunstzentrums Berlin bis hin zur Berliner Sezession haben ihn geprägt. Die Technik der Prima-Malerei (mit vollem Pinsel auf die Leinwand) kennzeichnen seine Ölgemälde. Seine malerische Heimat ist im Nachimpressionismus bis zur Grenze des Expressionismus anzusiedeln. Nach dem Tode von Ziercke 1945 blieb sein Werk lange vergessen, erst 1982 erinnerten eine Veröffentlichung von Frau Dr. Irmgard Wolf und die Ausstellungen 1983 und 1988 in Bad Godesberg an Louis Ziercke. Eine nachhaltige Wiederentdeckung fand im Jahr 2003 durch Dr. Horst Heidermann und Heinz Schweitzer mit einer Ausstellung der PeterSchwingen-Gesellschaft im Haus an der Redoute in Bad Godesberg statt. Es folgten Ausstellungen im Kölner Zoo und in Königswinter im Haus Bachern im Rahmen der Kunsttage. Veröffentlichungen erfolgten durch die Biographie von Dr. Horst Heidermann „Louis Ziercke (1887 -1945) Maler am Rhein“, seine Veröffentlichungen im Jahrbuch 2005 des Rhein Sieg Kreises „Louis Zierckes Wie-derentdeckung“ sowie in dem Eifel Jahrbuch 2005 „Die Ei-felmotive des Bonner Künstlers Louis Ziercke“. Eine Ausstellung im Forum Daun erinnerte an Louis Ziercke und seine Malerei in Daun.

Literaturnachweis:

Heidermann, Horst: Louis Ziercke (1887-1945) -
Maler am Rhein. Siegburg, Rheinlandia Verlag Klaus Waltercheid 2004