LEADER+

Die Europäische Initiative für den ländlichen Bilanz Leader-Gebiet Vulkaneifel 2000-2006

Alfred Bauer, Daun, LAG-Manager

Seit 1991 erprobt die EU mit der Gemeinschaftsinitiative LEADER einen gebietsbezogenen integrierten Entwicklungsansatz in ländlichen Räumen. "Leader" ist die Abkürzung für eine anspruchsvolle Aufgabe: „Liaison entre actions de développement de l’économie rurale“ ist Französisch und das heißt auf Deutsch „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirt-schaft“.
Mit LEADER+ startete die Initiative bereits in die dritte Förderperiode von 2000 bis 2006. Sie bietet mit finanzieller Unterstützung der EU die Chance einer nachhaltigen integrierten Regionalentwicklung mit Perspektiven für die ländlichen Räume.
Der Landkreis Daun konnte die positiven Auswirkungen der Vorläuferprogramme LEADER I und II bereits erfahren. Deshalb war die Herausforderung groß, auch in die neue Förderkulisse aufgenommen zu werden. Um aber von dem neu aufgelegten Förderprogramm LEADER+ profitieren zu können, hatte die EU der Festlegung der
Fördergebiete erstmals einen Wettbewerb vorgeschaltet. Es war ein Entwicklungskonzept einzureichen, das die Stärken und Schwächen der Region, die Entwicklungsstrategie sowie die Aktionsfelder und die hieraus abzuleitenden Projekte beinhalten musste. Die Landkreise Daun und Bern-kastel-Wittlich sahen in dem gebietsübergreifenden MaareMosel-Radweg einen gemeinsamen Entwicklungsansatz im Sinne der Zielsetzung von LEADER+ und schufen die Voraussetzungen für die Beteiligung an diesem Förderwettbewerb. Nach einer Auftaktveranstaltung mit großer Bürgerbeteiligung wurde Anfang 2002 die Lokale Aktionsgruppe mit dem Namen „Vulkaneifel“ (abgekürzt LAG) gegründet, der Partner aus den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz, Tourismus, Geologie, Wirtschaft, Frauen, Jugend und Verwaltungen angehören. Die LAG Vulkaneifel umfasst ein Gebiet von rd. 1.150 qkm mit rund 100.000 Einwohnern in den Landkreisen Daun und Bernkastel-Wittlich.

 

Unterstützt durch zahlreiche Arbeitsgruppen setzte die LAG Vulkaneifel in ihrem Entwicklungskonzept auf eine verstärkte Vernetzung der Aktionsfelder Natur, Kultur und Tourismus. Dabei standen die Sicherung und Entwicklung des kulturellen und natürlichen Erbes zur Steigerung der touristischen Attraktivität und die Stärkung der Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Lebensraum im Mittelpunkt. Als dann der Vorsitzende der LAG, Landrat Heinz Onnertz, am 23.08.2002 aus der Hand des damaligen Staatsministers Hans-Artur Bauckhage die Anerkennungsurkunde empfangen durfte, hatte es die LAG Vulkaneifel geschafft, ihre Region in der Liste der sieben für die Förderung ausgewählten Landschaften in Rheinland-Pfalz zu platzieren. Damit war klar, dass ihr Aktionsgebiet eine vielfältige Landschaft von der belgischen Grenze bis an die Mosel umfasst und die reichhaltigen Entwicklungsthemen aus Tourismus und Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaft, Geologie, Frauen und Jugend in die Umsetzung gelangen konnten. Nach einer mehr als vierjährigen Umsetzungsphase können sich die Ergebnisse sehen lassen.
Inzwischen sind für die Realisierung von 23 Projekten rund 1,6 Mio. Euro LEADER-Förderung bewilligt worden. Damit ist ein Investitionsvolumen von rd. 4,6 Mio. Euro ausgelöst worden. Neben der damit verbundenen direkten Wertschöpfung durch Aufträge beispielsweise an das Handwerk kann jedes Projekt für sich auch eine Nachhatigkeit für Beschäftigung und Einkommen in der Region nachweisen. Projektbeispiele aus den Bereichen Besucherlenkung, Natur, Geotourismus, Landschaft und Energie, Themenradwege, Innovationsberatungen und Gründungen auf dem Land zeigen die Wirkungen, die hiermit für die Region verbunden sind.
So konnte beispielsweise als erstes Leader+-Projekt die Vulcano-Info-Plattform in Steineberg verwirklicht werden, die dem Besucher einen grandiosen Ausblick über die Vulkanlandschaft bietet und gleichzeitig die Funktion einer Besucherlenkung übernimmt.

Weitere Projekt-Schwerpunkte sind im Bereich der touristischen Nutzung des geologischen Erbes angesiedelt. Hierzu gehört die Einbindung des LAG-Gebietes in ein Europäisches Geo-Netzwerk, das in einer transnationalen Marketingoffensive mit 11 Partnern aus 6 Mitgliedsstaaten spannende Geo- und Naturlandschaften des Kontinents zusammenschließt. Ob vor Urzeiten versteinerte Wälder in Griechenland, Saurierspuren in Spanien oder eben die Schätze des Vulkanismus in der Eifel: Diese Naturwunder werden professionell und erfolgreich für Touristen und Fachleute so zugänglich gemacht, dass sie den vor Ort lebenden Menschen Wirtschaftskraft geben und zugleich ökologisch aufgewertet und geschützt werden. Der Vulkanerlebnispfad in Strohn oder die im Aufbau befindliche Deutsche Vulkanstraße sind weitere Beispiele zur Förderung des Geotourismus, die mit „Leader+“ realisiert werden.
Naturverträglicher Tourismus steht auch im Zentrum eines anderen Bausteins: die Themenradwege. Vom gut trainierten Sportler bis zur gemütlich losradelnden Familie mit Kindern erhalten alle die Möglichkeit, Land und Leute der Vulkaneifel näher kennen zu lernen. Auf den insgesamt rund 1000 Kilometer umfassenden Routen des VulkanBike Trailparks können Mountainbiker die Spuren der Lavaströme erkunden und bei Bedarf auch mit satellitengestützten Navigationshilfen. Der Kosmosradweg führt entlang der Kleinen Kyll vom Dauner Kurpark bis nach Meerfeld und stellt eine informative Reise durch unser Sonnensystem nach. Unter dem Stichwort Familienradweg werden „Kylltalradweg“ und „Maare-Mosel-Radweg“ so miteinander verbunden, dass auch Kinder ihren Spaß daran haben, denn mit der Ei-felquerbahn werden bequem die Höhenunterschiede zwischen den Städten Gerolstein und Daun überwunden. Der Tourismus als wichtiger Wachstumsfaktor der ländlichen Region wird nicht nur direkt in seiner Infrastruktur an Sehenswürdigkeiten und Attraktionen gestärkt. Auch die Hoteliers und Gastronomen erhalten durch das Projekt „Innovationsberatung“ von „Leader+“ effektive Unterstützung. Ein auf drei Modulen basierendes Coaching macht die teilnehmenden Gastgeber und Restaurants fit für die Märkte der Zukunft. Hier setzt die Innovationsberatung mit einer StärkenSchwächen-Analyse und konkreten Vorschlägen für die einzelnen Häuser an. Insgesamt müssen die Gastgeber der Vulkaneifel - wie andernorts auch - mit gut kalkulierbarem Einsatz ein hohes Niveau an Kundenfreundlichkeit erreichen. Die Innovationsberatung hat hier wesentliche Anstöße gegeben. Doch bei „Leader+“ dreht sich längst nicht alles um den großen Sektor Tourismus. Mit dem Projekt „Gründen auf dem Land“ wird auf verstärkte Gründungen in der Region gesetzt, wozu neue Wege beschritten werden. Sensibilisie-ren, Informieren und Qualifizieren gehören zum Kern dieser Initiative. Der Mut und die richtigen Schritte zur Selbstständigkeit werden hier systematisch gefördert. Schüler sind mit einer Gründungstour samt anschließendem Wettbewerb eingebunden. In Gründungswerkstätten werden Konzepte so weit professionalisiert, dass als nächster Schritt eine Realisierung der Geschäftsidee erfolgen kann. Das Gründungsmobil bringt die Beratung vor Ort und erreicht damit weitere Gründungswillige.
Schließlich ist ein „stationär“ sichtbarer Beleg der LAG-Ak-tivitäten in der ressourcenschonenden Verwendung eines der wichtigsten Rohstoffe der Eifel zu finden. Der Reichtum an einheimischen Hölzern wird in den Schulen von Daun, Wittlich, Wengerohr und Salmtal in modernen Holzhackschnitzelanlagen zum Heizen verwendet. Hier war es wichtig, die Schüler mit einzubinden, etwa in Form einer Dokumentation einer Schüler-AG der Regionalen Schule Salmtal.

Resümee mit Blick in die Zukunft:

Die bisherigen LEADER-Pha-sen bedeuteten für die Vulkaneifel mehr als ein Geldsegen aus Brüssel. Die hierdurch angestoßenen Initiativen hat motivierte Menschen und Akteure gemeinde-, verbandsgemeinde- und landkreisübergreifend zusammengebracht, denen Natur, Kultur, Tourismus, die wirtschaftliche Entwicklung und ihre eigene Bevölkerung wichtig sind. Die Lokale Aktionsgruppe Vulkaneifel als die Repräsentanz der Region hat es stets verstanden, als Bindeglied zwischen den offiziellen Stellen und denen, die Projekte aus den verschiedenen Aktionsfeldern umsetzen wollten, zu wirken. Jedes der initiierten Projekte hat Entwicklungsprozesse angestoßen, durch die das breite Angebot im LAG-Gebiet für alle, die hier leben, arbeiten und Urlaub machen, noch attraktiver wird.
Die vierte Förderphase 2007 - 2013 ist inzwischen durch die Verordnung zur „Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds“, die so genannte ELER-Verordnung, eingeleitet. Die LAG Vulkaneifel möchte ihre lokale partnerschaftliche Arbeit fortsetzen und so wieder maßgeblich an der Fortentwicklung unseres ländlichen Raumes mitwirken. Sie hat schon zu einem frühen Zeitpunkt im Rahmen eines Zukunftsworkshops zielgerichtete Planungsschritte eingeleitet, um auch für die Zukunft EU-Fördermittel für die vor uns liegenden Entwicklungsaufgaben zu sichern. Über 50 Akteure aus dem privaten und öffentlichen Bereich sind seit Anfang 2006 in 4 Arbeitskreisen mit den Themenfeldern „Regionale Wirtschaft, Tourismus, Geologie, Frauen, Jugend, Dorf der Zukunft, regionale Identität und Energie“ dabei, Projektideen zu entwickeln, die in den Fortschreibungsprozess der lokalen Entwicklungsstrategie eingehen werden. Die Region hat mit ihrem unschätzbaren Natur- und Geoerbe ein weiteres Entwicklungspotenzial. Mit ihrem Engagement, ihren Ideen und Vorschlägen ist sie gerüstet und darf berechtigterweise fest davon überzeugt sein, dass die Weichen für die Aufnahme in das Entwicklungsprogramm des Landes zur Fortsetzung unserer LEADER-Arbeit von 2007 bis 2013 gut gestellt sind. Weitere Info’s unter: www.leaderplus-vulkaneifel.de

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Mainzer Str. 25
54550 Daun
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FAX-Nr. 06592/985900
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lag-vulkaneifel@vulkaneifel.de