Eine Reise, die nie angetreten wurde

Die Heimat ließ sie nicht los

Maria-Agnes Pinn, Steffeln

In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts war eine sehr arme Zeit in der Eifel. So auch in Steffeln. Darum planten drei Freunde (Hubert Sün-nen, geboren 1902; Nikolaus Harings und Matthias Ju-chems, beide geboren 1900) nach Amerika auszuwandern. In den Vereinigten Staaten sollten sie auf einer Farm gut bezahlte Arbeit finden. Die Vermittlung war durch Peter Sünnen, Onkel von Hubert, entstanden. Dieser war schon lange vorher dorthin ausgewandert und besaß selbst eine eigene Farm. Dies war auch das Ziel der drei, welche das gelobte Land Amerika in den schönsten Farben von Peter Sünnen auf Heimaturlaub erzählt bekamen. Die drei Freunde waren bereit zum großen Abenteuer. Die Formalitäten in Amerika hatte Sünnen größtenteils erledigt, das Trio desgleichen hier in der Eifel.

Ihre Eltern sorgten sich nicht nur um neuwertige Kleidung, etwas Geld und das Nötigste zum Überleben dort, sondern hegten große Bedenken um die ungewisse Zukunft ihrer Söhne. Was doch so alles im weit entfernten Amerika passieren könnte. So kam es, dass zuerst Matthias Juchems, dann die Andern sich entschieden, doch nicht nach Amerika auszuwandern. Alle drei blieben in Steffeln und heirateten ebenfalls drei Mädchen aus dem Dorf. Zwei wurden Hoferben im Elternhaus. Nikolaus Harings als Dorfschmied und Landwirt.

Matthias Juchems als Landwirt. Hubert Sünnen baute einen Bauernhof mit Wohnhaus am Dorfrand und versah eine stattliche Landwirtschaft. Sie pflegten das Erbe ihrer Väter ordentlich, gut und fleißig, so dass ihre Betriebe Zugewinne machten. In der Zeit prägten sie maßgeblich das Dorfgeschehen in Steffeln mit. Ihre Nachkommen erweiterten ihre Betriebe zeitgemäß. Sie prägen bis heute lebendig das Geschehen im Dorf und darüber hinaus. Die Eifel wäre um einiges ärmer ohne sie, die als Mitbegründer des „Ei-felvereins“, des „Theaterver-eins“ sowie der Brauchtumsgruppe „Original Eefeler Kir-mesdänzer“ für pulsierendes Leben sorgten!

Heute ist die nie stattgefundene Reise nach Übersee als Glück für unsere Heimat anzusehen! Vor 15 Jahren besuchten Nachkommen des Amerikaners Peter Sünnen ihre Eifeler Verwandten in Steffeln und im Frühjahr 1994 Nachkommen der Steffelner Hubert und Matthias Sünnen ihre Verwandten in den Vereinigten Staaten.

Die Eifeler Uwe, Günther, Daniela und Rainer Sünnen mit ihren Gastfamilien Schönecker-Sünnen am Stammhaus des Peter Sünnen Foto: Rainer Sünnen, Steffeln

Sie besuchten zuerst das Stammhaus von Peter, es ist heute eine große Schweinefarm an der Grenze Kanadas. Peter Sünnen wurde sehr alt und baute zu Lebzeiten eine Kirche. Er und seine Frau Maria, welche aus Alen-dorf stammte, liegen in der Grabstätte neben dem Gotteshaus.

Seine Nachkommen verzweigten sich im Bereich der Städte Buffalo und Toronto, nicht weit von den Niagarafällen. Dort bei Familie Schönecker erlebten die Eife-ler Rainer, Günther, Uwe und Daniela Sünnen wunderbare Wochen bei ihren Verwandten, die unvergessen bleiben. Ihre Meinung: „Eigentlich schade, dass unsere Vorfahren das Risiko nicht eingehen wollten, denn sie verpassten sehr viel!“