Ein Bischof spricht Platt

Martha Neumetzler, Berndorf

Die Firmung in unserer Pfarrgemeinde Berndorf stand bevor. Seit wir keinen eigenen Pastor mehr in unserer Pfarrgemeinde hatten, war es üblich, dass die Eltern der Firmlinge die Vorbereitung übernahmen, dazu gehörte auch ich. Der Tag des Bischofsbesuchs zur Firmung war da. Es war alles gut vorbereitet.

Diesmal aber sollte nicht Bischof Schmitt kommen, sondern Weihbischof Kleinermei-lert, den wir noch nicht kannten. Ein Bischof war ja eine Amtsperson, vor der man gehörigen Respekt hatte. Vor der Kirchentreppe begrüßten der Bürgermeister und ein Firmkind den Bischof und er stieg mit Gefolge die Kirchtreppe hoch. Seitlich vom mittleren Podest hatte sich der Musikverein postiert. Dahinter und daneben standen die Eltern und die Firmhelfer. Der Musikverein spielte ein Empfangsständchen. Erfreut blieb der Bischof stehen und dankte dem Musikverein.

Da drehte sich der Dirigent Bernd um und verneigte sich in Richtung des Bischofs. Der Bischof sagte dann überrascht zum Dirigenten: „Wat don dann die Möscher Jonge hei?“ (Was tun dann die Jungen aus Müsch hier?) Wir trauten unsern Ohren nicht, der Bischof spricht ja unser Platt.

Alle begannen zu lachen und zu schmunzeln. Bernd erklärte dem Bischof nun, dass er schon seit vielen Jahren Dirigent im Berndorfer Musikverein sei und wie es dazu gekommen war. Der Bischof dann weiter: „Oh, do senn jo noch mie Möscher. (Oh, da sind ja noch mehr aus Müsch). Es spielten damals noch drei weitere junge Männer aus Müsch im Berndorfer Musikverein. Der Bischof dankte nochmals und ging in die Kirche.

Unsere Einstellung zu dem hohen Kirchenherrn hatte sich gewandelt. Die Firmung nahm ihren Lauf. Bei der Predigt traf der Bischof auf offene Ohren, denn wir hatten das Gefühl, „er ist einer von uns“. Abends waren dann noch der Pfarrgemeinderat, der Verwaltungsrat und die Firmhelfer zu einem Gespräch mit ihm eingeladen.

Der Bischof freute sich über die Überraschung und erklärte uns, die Prämassing-Jungen (Dirigent Bernd und die anderen Musiker) seien die direkten Nachbarn von seinem Elternhaus. Er bat uns, Platt zu sprechen, denn er verstehe ja alles und freue sich, auch mal Platt reden zu können. So wurde es ein ganz offenes Gespräch mit dem Bischof. Nur unser sonst so wortgewandter De-chant war ungewöhnlich still, weil er so aufpassen musste und wohl nicht mehr alles verstand. An diese Bischofsbegegnung denke ich gerne zurück.