Man muss sich nicht alles gefallen lassen

Karl Harings, Steffeln

Als die Preußen die Rheinprovinz in Besitz nahmen, kamen immer häufiger protestantische Geschäftsleute und Verwaltungsbeamte in die Eifel. Manche von ihnen benahmen sich mehr als hochnäsig und den Katholiken gegenüber aufmüpfig. So musste es auch eines Tages der Pastor von Steffeln erleben, als er in Hil-lesheim weilte. Seine Geschäfte und Besorgungen hatte er erledigt und befand sich nun in der Bahnhofsgaststätte, um sich vor dem Nachhauseweg nach Steffeln noch zu stärken. An der Bahnhofstheke standen aber auch der Bahnhofsvorsteher Landwehr und Bahnmeister Zobel, beide in blauer Festuniform und mit Degen, hatten sie doch an diesem Tag genügend Kaisers Geburtstag gefeiert.

Ein Schnäpschen nach dem anderen kippten sie noch die Kehle hinunter. Die Herren in Uniform besahen sich lachend den Pastor und frotzelten Hochwürden an. Mit jedem Gläschen wurden sie unverschämter. Auf dem Heimweg trieben sie es gar zu nichtsnutzig, dem Geschmack des Pfarrers nach viel zu arg. Dem platzte der Kragen, und sein Gewissen von der christlichen Nächstenliebe schaltete sich aus. Kräftig wie er war, packte er die beiden am bunten Tuch und schmiss sie in beachtlichem Bogen in die Kyll. Siegessicher stand er dort und sah den beiden zu, wie sie auf allen vieren pudelnass ans Ufer paddelten. Fortan machte ein Spottvers die Runde, der auch heute noch zum schadenfrohen Schmunzeln Anlass gibt: „Der Landwehr und der Zobel, die waren gar nicht nobel. Da kam der Pastor von Steffeln und schlug sie um die Löffeln.“