Neue Glocken für die Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt in Üxheim

Josef Schmitz, Ripsdorf

Fest gemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt. Heute muss die Glocke werden“, so beginnt das „Lied von der Glocke“ von Friedrich Schiller. Einen Glockenguss unter freiem Himmel erlebten über 300 Üxheimer und aus der näheren Umgebung. „Es ist etwas Besonderes, wenn eine Glocke für die eigene Maria-Himmelfahrt-Pfarrkirche öffentlich gegossen wird“, äußerte sich begeistert die Küsterin Hildegard Bernardy.

Schon vor Jahrhunderten zogen die Glockengießer, vornehmlich aus den Ardennen, über Land, und boten ihre handwerklichen Fähigkeiten in den Städten und Dörfern an. Der Glockensachverständige des Bistums Trier, Bruder Michael Reuter OSB aus Maria Laach, testiert bei seiner Überprüfung der Üxheimer Kirchenglocken, dass das alte Stahlguss-Geläute lunkerig, also Lufteinschlüsse im gehärteten Metall, gegossen und aufgrund von Materialermüdung und Rostbildung die Reparatur nicht empfehlenswert sei. So beschloss die Pfarrei, ein komplett neues Geläute anzuschaffen“.

Über 50 Jahre übt Seniorchef Hermann Schmitt, der seit 1976 einen Betrieb in Brockscheid besitzt, dieses seltene Handwerk aus. Es sind schon allerhand Überlegungen notwendig, um 500 kg Glockenbronze, genauer GWZ 12 (78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn) in drei Stunden mittels Ölbrenner auf 1200 Grad zu erhitzen. Dazu baute der Glockengießer am Tage zuvor einen Ofen aus Schamottsteinen mit einem Grafit-Tiegel. Zuerst entsteht die Glockenrippe, ein Brett, auf dem der Glockengießer das Profil der späteren Glocke berechnet und aufzeichnet. Nicht nur Größe, Form und Gewicht der zu gießenden Glocke, sondern auch der gewünschte Ton wird mit dieser Rippe festgelegt.

In die ausgehobene Grube kam zuerst der Glockenkern, die Form der so genannten falschen Glocke und als drittes Formteil der Glockenmantel. Die Gussform, die in der Firmenwerkstatt in Brockscheid entstand, wurde vom Juniorchef Christof Schmitt und seinen Mitarbeitern in die Grube gehoben und schichtweise mit Erde eingedämmt. Durch einen Kanal aus Ziegelsteinen und Lehm floss später die kochende „Glockenspeise“ in die Form. Stets kontrolliert der Glockengießer den Schmelz-prozess und zieht die Schlacke und hochgekochte Schmutzpartikel von dem brodelnden Metallbrei ab. Nach der Prüfung der Legierung, hierzu gehört der Ausspruch „Schön gezacket ist der Bruch“, sprach Dechant Bruno Comes das Segensgebet.

Glockengießer Hermann Schmitt und seine Gesellen füllen die glühende Bronze über eine Rinne in die Erdform.

Bevor der Guss begann, segnete Dechant Bruno Comes die glühende flüssige Bronze. Fotos: Josef Schmitz, Ripsdorf

Danach hoben die Gesellen den Ofendeckel ab und der Meister sagte: „In Gottes Namen“. Viel hängt für ihn von den wenigen Minuten ab, in denen die weiß glühende flüssige Bronze kunstgerecht über eine Erdrinne in die Form geleitet wird, denn ein einziger unglücklicher Zufall, schon etwas zurück gebliebene Feuchtigkeit, kann die Form sprengen und aller Fleiß von über vier Wochen zunichte machen. „Zufriedenstellend und ruhig lief der Guss in die Form für eure Glocke“ ermunterte Meister Schmitt die Zuschauer.

Nach der Abkühlung konnte ein Tag später die 335 kg schwere Glocke, sie ist die kleinste von vier, dem hl. Rochus geweiht, mit dem Ton „C + 3“, einem Durchmesser von 80 cm, aus der Grube gehoben werden. Die Inschrift lautet: Der Klang wird Euch bei Eurem Gott in Erinnerung bringen.“ Nun erklingen die neuen Glocken wieder vom Kirchturm entsprechend dem Vers des Dichters Schiller: „Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute“.