Was ist Haiku?

Brigitta Westh äusler, Hillesheim

„Haiku“-Dichtung gehört zur ältesten überhaupt. Sie stammt aus dem Japanischen, und ihre geistigen Ursprünge liegen im Taoismus. Sie ist vergleichbar mit „Ikebana“, der Blumensteck-kunst, die mit einfachsten Mitteln große Wirkung erzielt.

Ein Haiku kommt mit sparsamen Begriffen und wenigen Worten aus. Das Besondere ist die Form. Ein Haiku-Gedicht hat nur 3 Zeilen, aber diese müssen nach festem Schema gesetzt werden: erst fünf, dann sieben, dann wieder fünf Silben.

Und eine Aussage oder ein Gefühl in so komprimierter Form zu treffen, darin liegt der Reiz des Haiku. Der Leser soll das entworfene Bild auf sich wirken lassen und es für sich interpretieren.

Haiku 1 
Frosterstarrt der See
Flügelschlagen in der Luft
Herbergsuchende

Haiku 2 
Der Frühlingswind hat
Mir den Duft süßer Veilchen
Herübergesandt

Haiku 3 
Unbeschreiblicher
Duft und ungeduldiges
Sprießen überall

Haiku 4 
Zitronenfalter
Schwebt und taumelt und sucht ein
Veilchen zum Küssen

Haiku 5 
Dick und rund und prall
Die Rosenknospen – und dann
Duftexplosion

Haiku 6 
Schillernde Bahnen
Locken die letzten Fliegen
Ins tückische Netz

Haiku 7 
Lang der Weg hinaus
Steine liegen vor dir und
Hemmen deinen Fuß