Forstwirtschaft, Eisenverhüttung und Bahn

Künstlerin Sabine Martinetz schuf neue Kirchenfenster

Josef Schmitz, Ripsdorf

„Erneuere mich, o ewiges Licht, und lass von deinem Angesicht mein Herz und Seel mit deinem Schein durchleuchtet und erfüllet sein“, mit diesem Vers begann der Singkreis Gerol-stein, geleitet von Nadja Frick, den Dankgottesdienst in der evangelischen Kirche in Jünkerath. Die junge Glaskünstlerin Sabine Martinetz, eine Eifelerin aus Lissendorf mit einer Atelierwerkstatt mit Geschäft in Gerolstein, gestaltete die Kirchenfenster nach den Motiven „Forstwirtschaft, Eisenverhüttung und Bahn“. Eine Erneuerung der Fenster war erforderlich, da durch gerissene Felder in der Bleiverglasung Feuchtigkeit in das Kircheninnere eindrang.

 

Am 26. August 1895 wurde die evangelische Kirche an der Kölner Straße eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben. Im Dezember 1944 zerstörten Kriegseinwirkungen das Gotteshaus bis auf die Grundmauern. Erst am 13.8.1950 konnte der Grundstein für den Wiederaufbau gelegt werden und Präses Dr. Held weihte am 4.3.1951 die Kirche wieder ein. In der Predigt gingen die beiden Geistlichen Roman Hartmann (Gerolstein) und Thilo Müller (Jünkerath) auf die Thematik ein.

Die 1895 eingeweihte evangelische Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Überwiegend kennen wir Gottesbilder mit Gott dargestellt als Fels, Hirte oder Quelle, aber in Transparent. „Fenster sind mehr als nur Glas, sie sind auch Zeichen für die Durchbrüche des Le-bens“, erwähnte Thilo Müller zu Beginn und lobte die Handwerkskunst und den Ideenreichtum von Sabine Martinez. Hierbei schwärmte er von den kräftigen Farben und dem bunten Spiel der Gedanken. Mit dem Blick auf die große Spendenfreudigkeit mit immerhin 21.000 Euro sagte er: „Es ist ein Gemeindewerk“.

Die evangelische Gemeinde Jünkerath ist ein Diasporagebiet. Viele haben eine andere Welt, Beruf, Familie und Umwelt und es stellt sich die Frage: „Wie lebe ich in der Welt?“ Manchen Gemeindemitgliedern seien die Motive zu profan, sie hätten sich heiligere gewünscht. Die neuen Fenster machen den Glauben transparent etwa „wenn wir Gott als Feuer sehen, das brennt, aber nicht verbrennt“ oder wenn man in Flammen das Höllenfeuer erkennt, das man sich selbst „in verletzenden Worten mit hartem Her-zen“ bereitet, dann „strecken wir uns Gottes Licht entge-gen“, forderte Pfarrer Hartmann.

Die Jahresringe der gestapelten Baumstämme im ersten Fenster symbolisieren mit ihren Kreisformen die unabänderlichen Kreisläufe des Lebens wie die Folge der Jahreszeiten, der ewige Wechsel von Ebbe und Flut, Tod eines Menschen und Geburt eines anderen Menschen. Das Feuer im mittleren Fenster steht für den Industriezweig, der Jünkerath heute noch prägt, die Eisenverhüttung. Dieses Hüttenwerk wurde am 14. Mai 1687 gegründet. Das Holz als Produkt der Forstwirtschaft wurde zum Befeuern der Öfen benötigt, die für die Schmelze sorgten.

In den Flammen sind Zahnräder zu sehen, die kleinen oder auch großen Rädchen im Getriebe, die eine Maschine am Laufen halten, genau wie der einzelne Mensch ein „kleines Rädchen im Getriebe“ (oder auch ein großes) in der Gesellschaft oder in der Gemeinde ist. Jeder Mensch erfüllt seine ureigene Funktion im Ganzen. Das rechte Fenster zeigt die Bahn, die für ihren Gleisbau Holz für die Schwellen und Eisen für die Schienen brauchte. Der Bahnhof Jün-kerath entstand 1870. Diese Bleiverglasung mit den verschiedenen Schienen zeigt die Lebenswege, die auf und ab gehen, die zusammen- und wieder auseinander gehen.

Schwellen werden überschritten, Weichen gestellt, wie auch die Entscheidung über das Leben des Menschen, die in die eine oder andere Richtung führt und letztendlich eine Schiene, die an den Regenbogen anschließt als Weg zu Gott. Die Bleiverglasungen wurden aus Mund geblasenem Echtantikglas und tischgewalzten Colorescentgläsern gefertigt. Regenbogen, Jahresringe sind mittels Glasmalerei dargestellt, damit sie plastischer hervortreten.

Durch die Verwendung verschiedener Bleistärken entsteht eine größere Tiefenwirkung. Um eine Verbindung zu dem Fenster des Altarraumes herzustellen, erfolgte die Einfassung der Motive mit einem grünen Randfries. Der Regenbogen führt zum Tauffenster hin, außerdem taucht das Thema des göttlichen Lichts, der Strahlen, die alles durchdringen, wieder auf und verbindet die drei Themen über die Fenster hinweg.

Sabine Martinetz beherrscht die Handwerkskunst und den Ideenreichtum bei der Gestaltung der Kirchenfenster.