Das Eichholzmaar

Grünes Licht für Renaturierungsarbeiten

Ulrich Buchs, Daun

Die Vulkaneifel ist weithin bekannt wegen einer hier besonders häufig vorkommenden vulkanischen Erscheinung, die der Volksmund seit Jahrhunderten als Maare bezeichnet. Es handelt sich um einzigartige naturgeschichtliche Denkmäler, die häufig sowohl schutzwürdige Biotope als auch Geotope beherbergen. Zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung dieser bedeutenden Landschaftsbestandteile wurden in den vergangenen Jahren aus geologischen, limnologischen und naturschutzfachlichen Gründen regional viele Aktivitäten eingeleitet.

Das nachfolgend beschriebene Eichholz-Maar ist vulkanischen Ursprungs und liegt im nordwestlichen Bereich des Westeifeler-Vulkanfeldes zwischen Duppach und Steffeln. Heute ist an dem das Maar durchfließenden Eichholzbach nur noch ein fast kreisförmiger Talkessel von ca. 100 m Durchmesser übrig geblieben, ein so genanntes Trockenmaar. Alte Landkarten belegen, dass früher das Eichholzer-Maar und eine östlich angrenzende Fläche mit Wasser gefüllt waren.

Eine der ersten systematischen Landaufnahmen – die Tranchot-Karte von 1811 – zeigt außerdem, dass das EichholzMaar, früher noch als „Gussweiher“ bezeichnet wurde. Eine ehemalige fischereiliche Nutzung ist nachgewiesen. Dieser Zustand bestand über lange Zeit. Nach Aussagen von Ortsansässigen „konnte man hier vor dem Krieg noch Schlittschuh laufen“.

Lageplan Eichholz-Maar

Aktuelle geowissenschaftliche Untersuchungen haben im Bereich des Eichholz-Maares eine trichterartige Hohlform mit einer Tiefe von etwa 25 m im Untergrund nachgewiesen. Bei der über 20 m mächtigen, sedimentären Füllung des Maartrichters handelt es sich nach Auswertung von Bohrkernbefunden aus der Mitte des Maars um Lockersedimente. Eine zeitliche, erdgeschichtliche Einordnung dieser Sedimente konnte durch eine in 12 m Tiefe vorgefundenen, mehrere Zentimeter dicke Schicht aus feinsandigen Aschelagen vorgenommen werden.

Es handelt sich um 12.900 Jahre alte Ablagerungen des Laacher-See-Vul-kanismus. Über den Laacher-See-Aschelagen liegt eine mehr als 8 m mächtige Schichtenfolge von See-Ablagerungen mit zum Teil gut erhaltenen Pflanzenresten, Blättern und NiedermoorTorfes. Auch unter den Laa-cher-See-Aschelagen fand man Ablagerungen eines Sees. Sie belegen, dass das Eichholz-Maar vor dem Laa-cher-See-Ausbruch mit Wasser gefüllt war. Die Entstehung des Eichholzer-Maares ist somit älter als der Laacher-See-Ausbruch. Die Renaturierung erfolgt auf der Grundlage einer systematischen Kartierung und Erfassung von Natur und Landschaft.

Kernstück der vorgesehenen Rena-turierungsmaßnahme ist die Wiederbefüllung des rd. 1 ha großen Maares mit Wasser. Aufgrund der Lage des Projektgebietes im Naturpark Hohes Venn - Eifel, der Nachbarschaft zu dem Vulkangarten in Steffeln und der Nähe zu den archäologischen Arbeiten bei Duppach – Weier-mühle eignet sich der Landschaftsraum besonders für die naturschutzfachlich begleitete Regionalentwicklung, Umweltbildung und nachhaltigen Tourismus. In Rekonstruktion an die in der Tranchot Karte dokumentierten Zustände im Eichholzmaar wird das in der Vergangenheit trockengelegte Maar nun landschaftsgerecht renaturiert und umgestaltet und für die an Naturschutzfragen interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Beschilderte Parkplätze an der Straße zwischen Duppach und Steffeln und Fußwege um das Gebiet leiten die Besucher in diesen neu entwickelten Naturerlebnisraum. Die geplante Anbindung der westlich des Maares gelegenen Mineralquelle erfolgt über einen Fußwanderweg auf dem Maarrand. Ein landschaftsan-gepasster Holz-Beobachtungsstand mit Informationstafeln im Westen des Gebietes ermöglicht zukünftig eine gezielte und störungsfreie Beobachtung der Flora und insbesondere der Fauna auf der neuen Wasserfläche.

Die Abbildung zeigt, wie das Maar demnächst aussehen soll

In dem angrenzenden Bachtal in Richtung der Mineralquelle erfolgt aus gewässerbiologischen Gründen die Entnahme von Fichten. Der Umbau der hohen Nadelholzbestände auf dem nördlich des Gebietes ansteigenden Maarwall in niedrigere, aber ornitholo-gisch bedeutende Hecken und Vogelschutzgehölze gewährleistet den Wanderern und Besuchern des Eichholzmaares den verbesserten Blick auf das Maar und ist Voraussetzung für eine günstige Biotopentwicklung.

Ausgedehnte Flachwasserzonen im Maarrandbereich ergänzen dieses Biotopmosaik. Die Herstellung der Wasserfläche erfolgt auf der Basis vorhergehender und begleitender bautechnischer Maßnahmen. Denn der bestehende Damm am Auslauf des Maares muss Kriterien wie Dichtheit und Standfestigkeit erfüllen, um eine erfolgreiche Projektumsetzung nicht zu gefährden. Mit der Wiederherstellung der Wasserfläche im Eichholzmaar wird ein ganzheitlicher Weg beschritten. Es soll nicht nur den Erhalt und die Entwicklung eines charakteristisches Landschaftselementes gewährleistet, sondern auch nachhaltige Landnutzung, verbunden mit Naturschutzzielen, landschaftsbezogene Erholung und Geotourismus ermöglicht werden.

Auszug aus der Tranchot Karte von 1811

Der Landschaftsraum um das Eichholz-Maar wird derzeit durch Wirtschaftsgrünland, Feuchtwiesen und Wald geprägt. Der den Kernbereich durchfließende Bach wurde in der Vergangenheit mit Betonhalbschalen befestigt. Durch den vorgesehenen Anstau wird das Fließgewässer im Maarboden gegen ein Stillgewässer ersetzt. Da ein Teil des Baches um das Maar herum geleitet wird, können nachteilige Auswirkungen auf die Wanderbewegungen von Fließgewässerorganismen ausgeschlossen werden. Dadurch können sich MaarStillgewässer und Bach-Fließgewässer als aquatische Lebensräume ergänzen.

Zoologische Kartierungen haben hier insbesondere die Feldlerche, den Neuntöter, den Mäusebussard und eine Heuschreckenart – Große Goldschrecke erfasst. Während der Lebensraum der Feldlerche durch die Renaturierungs-Maßnahme unbeeinflusst bleiben wird, sind für den Neuntöter baubedingte Beeinträchtigungen nicht völlig auszuschließen.Durch den Umbau der ehemaligen Nadelforste auf dem Kraterrand in Hecken und Vogelschutzgehölze mit großen Anteilen an Schlehe, Weißdorn und Hundsrose entstehen andererseits neue Biotopstrukturen, die Ersatz für Verluste von Jagdlebensräumen schaffen werden. Das im Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn - Eifel liegende Eichholz-Maar wird sich nach Wasserbefüllung ab 2008 als ca. 1 ha großer, bis zu 2,50 m tiefer „Maar-See“ mit max. 100 m Durchmesser präsentieren.

Gewässer haben eine besondere Qualität im Erleben von Natur und Landschaft und bei extensiver Nutzung erhebliche Bedeutung als Biotop. Im Rahmen des innovativen NaturschutzProjektes erfolgt die Anlage des einzigen wassergefüllten Maares innerhalb des Deutsch-Belgischen Naturpark „Hohes Venn - Eifel“. Auch das nahe gelegene Naturdenkmal Mineralquelle, das von dem neuen Beobachtungsturm am westlichen Maarrand über einen Fußweg zu erreichen ist, belegt die vulkanische Vergangenheit der Region.

Ein charakteristisches Merkmal der in Sandstein gefassten „Eichholz-Mi-neralquelle“ sind neben dem CO2-Gehalt ihre rostroten, schlammigen Ablagerungen bzw. Ausfällungen. Die rostrote Farbe rührt von Eisenverbindungen her, die im Quellwasser gelöst sind. In der Umgebung des kleinen Eichholz-Maares liegen weitere, meist größere Trockenmaare. Es handelt sich um die nordwestlichsten, gleichzeitig aber auch ältesten Maar-Vulkane des Westeifel-Vulkanfeldes.

Das nordwestlichste ist das Schönfelder Maar. Es folgen in Richtung Südwesten Dehner Maar, Merscheider Maar, Steffelner Maar, Eichholz Maar, Aueler Maar, Duppa-cher Maar, Duppacher Weiher (ebenfalls ein Trockenmaar) und Rother Maar. Bioökologische und geowis-senschaftliche Begleituntersuchungen werden die weitere möglichst unbeeinflusste Entwicklung dokumentieren.