Neue Wege in der Abfallwirtschaft

Der steinige Weg zur Abfallbehandlungsanlage Mertesdorf

Reinhard Adrian, Walsdorf

Die Vorgeschichte

Im März 2000 hatten die Landkreise Bernkastel-Witt-lich, Bitburg-Prüm und Daun sowie der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (A.R.T.) an die Umwelttechnik Herhof den Auftrag vergeben, auf dem Gelände der Deponie in Mertesdorf eine Abfallverwertungsanlage zu errichten und später auch zu betreiben. Hierbei sollte es sich um eine mechanisch-biologisch arbeitende Anlage handeln, auf deren Verfahren die Firma Herhof veschiedene Patente hatte. Andernorts waren bereits Anlagen dieser Art erbaut und auch in Betrieb. Das Verfahren war bereits erprobt und funktionierte auch.

Das hierbei entstehende „Pro-dukt“, nämlich das Trockenstabilat, verfügte über hervorragende Brennwerte und sollte als Sekundärbrennstoff zur Energieerzeugung eingesetzt werden. In der Folgezeit begann die eigens für die Errichtung dieser Anlage gegründete Projektgesellschaft Trier KG mit dem Bau. Dem Baufortschritt entsprechend waren alle Beteiligten sich darüber einig, dass man den ins Auge gefassten Zeitpunkt der Inbetriebnahme am 1. Juni 2005 würde halten können.

Aber es kam leider ganz anders. Nachdem die Anlage zu etwa 70 % fertig gestellt war, stellten sich Probleme bei der Finanzierung ein, die bei einem 30-Mio-Projekt schon erheblich zu Buche schlagen können. Die Folge war zunächst der zeitweise und später der völlige Baustillstand. Auf der Baustelle passierte einfach nichts mehr.

Anlieferbereich der Anlage Mertesdorf

Blick in Tiefbunker und Zerkleinerung mit dem bis zu 3 to fassenden Polygreifer

Wie sollte es weiter gehen?

Diese Frage stellte sich nun in erster Linie dem Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft, in dem sich die Landkreise aus der Region Trier und der Zweckverband A.R.T. zusammen geschlossen hatten. Würde man eine zum Teil fertig gestellte Anlage als „Bauruine“ hinnehmen und eine Neuausschreibung anstreben, denn die Firma Herhof hatte inzwischen Insolvenz angemeldet oder konnte man noch halbwegs etwas retten und zu einer akzeptablen Lösung kommen. Nach vielen Gesprächen und Überlegungen vor dem Hintergrund eines juristisch sehr komplizierten Konstrukts und der oftmals nicht so ausgeprägten Entscheidungs-freudigkeit der politischen Gremien gründete der Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft zu Beginn des Jahres 2006 dann eine GmbH als Tochtergesellschaft zum Erwerb der Anlage.

Was ist seither geschehen?

Nach der Entscheidung, die Anlage zu erwerben und durch den Ausbau einer biologischen Trocknungsstufe in eigener Regie zu vervollständigen, wurden die einzelnen Gewerke ausgeschrieben. Nach der Vergabe begannen die beauftragten Firmen im Oktober 2006 mit dem Ausbau. Bis Ende März 2007 wurde eine Anlage erstellt, die Anfang April den ersten Probebetrieb aufnehmen konnte. Während der Probephase, die bis zum Einstieg in den Volllastbetrieb im Sommer andauert, werden die einzelnen Aggregate auf den Betrieb eingestellt und Fehler im System abgestellt.

Verladung und Abtransport des vorgetrockneten Mülls

 

Um was für eine Anlage handelt es sich?

Es handelt sich um eine mechanisch-biologische Trocknungsanlage (MBT). Sie ist so konzipiert, dass im Jahr bis zu 180.000 Tonnen Siedlungsabfall aufgenommen und verarbeitet werden können. Der angelieferte Abfall wird in Rotteboxen bei 7 - 9 Tagen Verweildauer vorgetrocknet, wodurch ihm 25 - 30 % seiner Feuchtigkeit entzogen werden. Man spricht in diesem Zusammenhang dann von einem sog. Rotteverlust.

Die Anlage arbeitet zum größten Teil vollautomatisch. So befindet sich zum z.B. in der Halle des Aufnahmebunkers in dem auch die vollautomatische Krananlage arbeitet, wegen der dort vorhandenen Belastungen durch Staub, Gerüche usw. kein einziger Arbeitsplatz. Dieser Bereich ist von den übrigen Bereichen der Anlage völlig abgekapselt. Es wird in zwei Schichten von 06.00 Uhr bis 22.30 gearbeitet. Zu einem späteren Zeitpunkt können durchaus auch noch weitere abfallwirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen ergriffen werden, die dann jedoch neue Investitionen erfordern würden. In den Ausbau der Anlage wurden bisher rd. 12 Mio € investiert.

Wie geht es weiter?

Ab 1. September 2007 wird der vorgetrocknete Abfall dann neue, im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung ermittelte Wege gehen. Er kommt dann nach der Vorbehandlung in der Anlage in Mertesdorf als Ersatzbrennstoff in Kraftwerken zum Einsatz. Jedoch zu einem weitaus günstigeren Preis wie zu dem, der bis 31. August 2007 für die Verbrennung zu zahlen war.

Dieser Umstand wird den Gebührenzahlern auf Dauer zugute kommen. Außerdem wird den Gebührenzahlern zugute kommen, dass durch die Vortrocknung erheblich reduzierte Mengen in die Verwertung und Beseitigung gelangen. Aber auch der Beitrag zum Schutze der Umwelt ist unübersehbar, da die Erzeugung eines Ersatzbrennstoffes aus Müll zur Schonung der fossilen Energieträger beitragen wird. Daher dürfen auch die ökologischen Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Mit der eigens für den Erwerb und den Betrieb der Anlage gegründeten Gesellschaft hat der Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft inzwischen einen Betreibervertrag für zunächst 5 Jahre (01.09.2007 - 31.08.2012) abgeschlossen.

Schlussbetrachtung

Die Entscheidung, das „Schicksal“ der Anlage Mer-tesdorf selbst in die Hand zu nehmen, hat sich bereits jetzt sicherlich als richtig heraus gestellt. Insbesondere ist festzustellen, dass die viele Überzeugungsarbeit, die schlussendlich zu diesem Ergebnis geführt hat, sich auch gelohnt hat. Auch deshalb, weil der Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft in die Zukunft investiert und neue Wege in der Abfallwirtschaft beschritten hat. Man kann daher in diesem Zusammenhang durchaus von neuen Wegen zu kalkulierbaren Preisen sprechen.