Segne und erhalte uns

Bittgang zum Markus-Kreuz in Steffeln

Maria-Agnes Pinn, Steffeln

Im Vulkangarten hoch oben im Steffelberg, wie er einst liebevoll genannt wurde, steht seit dem 24. März 2001 wieder das schöne alte Markuskreuz. Willi Blameuser und Friedhelm Finken setzten es dort neu auf. Zur Zeit des Lavaabbaus hatte man es unten am Fuß des Berges aufgestellt. Urfrüher stand dasdun-kle Lava-Tuffkreuz aus dem 16. Jahrhundert ganz oben auf dem 607 Meter hohen Steffelkopf. Es wurde errichtet während einer großen Hungersnot.

Seitdem pilgern die Menschen hinauf zu ihm und bitten Gott um gedeihliche Witterung, damit keine Hungersnot mehr über das Dorf kommen sollte. Auch heute geht immer noch am 25. April, am Markustag, traditionell die Prozession hinauf zum Steffelberg. Genau wie früher betet man um den Segen und Schutz Gottes für alle Menschen im Dorf, die Fluren rundum, aber insbesondere für die Früchte der Erde. Den Berg hinauf betet man den glorreichen Rosenkranz.

Auf dem Rückweg die sogenannten „Geheimnisse“. Da lautet der Zusatz: „Der uns die Früchte der Erde segnen und erhalten wolle. “- Seit 20 Jahren den neuen Zusatz: „Der unsere Arbeitsstätten segnen und erhalten wolle! “Sowie zum Pfarrpatron unserer Kirche, dem hl. Michael, den schönen alten Zusatz, den unsere Vorfahren prägten: „O, heiliger Michael, bitt Gott für mich, auf dass ich fürderhin sündige nicht, Glaub’, Hoffnung, Lieb’, mit wahrer Buß, verleih mir, wenn ich sterben muss!“ Zum Schluss wird der Zusatz für die Verstorbenen gebetet, währenddessen geht die Prozession über den Friedhof zur Kirche.

Vor dem Lavaabbau führte der Weg zum Markuskreuz wie eine große Wendeltreppe rundherum am Bergkegel hoch durch herrlichen Buchenwald. Meist waren dann die Bäume noch kahl, so dass man dann viele Dörfer von oben sehen konnte. Als Kinder strampelten wir während der Prozession mit Hochgenuss durch das raschelnde dürre Buchenlaub, weil es einfach die lustigste Abwechslung beim Beten war. Zu Hause hagelte es Schelte, man drohte uns mit dem Teufelsloch in halber Höhe des Berges. Damals ging die Markusprozession pünktlich morgens um sechs Uhr los, sie dauerte mehr als eine Stunde.

Anschließend war hl. Messe, um acht Uhr fing die Schule an. Alle Kinder, die zur Kommunion waren, gingen samt dem Dorfschullehrer ganz selbstverständlich mit der Markusprozession. Den denkwürdigsten Bittgang erlebten wir wohl am Abend des 25. April 2001. Am Fuß des Berges tobte auf einmal schrecklicher Sturm, es donnerte und blitzte. Einige wollten umkehren, doch die Messdiener mit dem Kreuz strebten dem Gipfel nach oben zu.

Es fing an zu schneien wie im Winter, die Regenschirme verbogen sich nach links, der Sturm, Blitz und Donner überboten sich. Vielen von uns war es nicht mehr geheuer in dem Chaos. Doch wo wollte man zu Fuß so schnell hin? - Oben am Kreuz beteten wir die üblichen Gebete etwas abgekürzt. Gott war mit uns, denn das Wetter beruhigte sich langsam wieder, während wir dem Dorf hinunter zu gingen. So nahmen wir Gottes Segen in völlig durchnässten Kleidern mit nach Hause. Dabei sein ist alles, denn wann erlebt man am 25. April schon mal ein solch einmaliges Naturschauspiel?

Das Markus-Kreuz