Krähenliebe

Ein kleines Tannenwäldchen steht nah bei unserm Haus,
ich hab´ es stets im Blickfeld vom Küchenfenster aus.
Ich lieb´ sein schönes Rauschen, sein warmes, tiefes Grün,
und freu´ mich an den Vögeln, die munter es durchzieh´n.
An manchen Tagen sah ich, sooft ich hingeschaut,
ein Krähenpärchen sitzen, so lieb und so vertraut.
Sie putzen gegenseitig ihr schwarzes Federkleid
und schienen völlig glücklich, so ganz allein zu zweit.
Bei Regen zogen sie sich, ganz sachte mit Geschick,
noch immer Seit´ an Seite, still in den Wald zurück.
Sie ließen sich nicht stören von Zankerei und Hast,
wiegten sich sanft im Winde auf einem langen Ast.
So sah ich viele Male zum Krähenpärchen hin.
Was macht so lieb, so friedlich, ging es mir durch den Sinn.
Auch einmal stille werden, gemeinsam und allein,
das scheint mir, muss der Schlüssel zu ihrem Glücke sein.
In all dem lauten Treiben, nur eines hat Gewicht:
Vergesst die traute Stille und auch das Schweigen nicht.

Thekla Heinzen, Feusdorf