Waldbeerenzeit

"Ach, Mama, lass mich doch bitteschön
Zum Waldbeerpflücken heut mit euch gehen!
Ich laufe auch ganz bestimmt nicht davon,
Bleibe beim Eimer, bis du wiederkommst."

So bittet und bettelt inständig die Kleine.
"Nun gut, dann komm mit und bewache den Eimer."

Sie machen sich auf. wie ist der Wald schön!
Die Kleine kann sich nicht satt dran sehen.
Dann setzt sie sich still hin zum Eimer und wartet,
Als Mutter und Bruder bald weitergehen.

Sie hat auch shcon Beeren gepflückt in ihr Mäulchen,
Die Spuren davon sind ganz deutlich zu sehen.
Ein Schmetterling kam und ein Käfer, ein kleiner,
Erzählten, auf welch große Reise sie gehen...

Und "stundenlang" hat sie Blätter gezählt.
Davon wird sie müde und schläfrig, und gähnt
Und legt sich bald auf den Waldboden weich,
Schläft ein und begibt sich ins Träumereich.
Der Traum ist so wundersam, von Feen voll,
Mit Zwergen sie sogar spielen soll...

Doch plötzlich erschrickt sie: Ein riesiges Tier,
So hoch bis zum Himmel, steht drohend vor ihr -
Und das ist kein Traum mehr, das ist Wirklichkeit
Das Herz bleibt ihr stehn - und die Mutter ist weit.

Das Reh blickt sie mit großen augen an
Und trabt dan gemächlich den Hügel hinan.
Und nun steigt aus tiefsten Tiefen ein Schrei
In den Wald - der ruft Mutter und Bruder herbei.

"Was ist denn, was schreist in die Stille hinein?"
"Ein Tier wollt mich fressen und ich war allein."

Ingeborg Freisinger, Bad Reichenhall