Die Oberkailer Wallfahrt nach Neroth

Maria Ferdinand, Neroth

Auch Neroth gehört zu den Wallfahrtsorten, wo die Menschen Hilfe und Beistand suchen. Hier wird der heilige Quirinus verehrt. Er ist Schutzpatron des Viehs. Daher kommt jedes Jahr, am letzten Samstag des Aprils, eine Prozession aus Oberkail und bittet um Hilfe oder sagt Dank, dass ihr Gebet erhört wurde. Denn das Vieh war in früheren Jahren lebensnotwendiger Bestand des täglichen Lebens. Laut Überlieferung soll der Ursprung dieser Wallfahrt eine Viehseuche gewesen sein, die im Jahre 1824 ausgebrochen war. In ihrer Not legten die Menschen dort ein Gelübde ab, diese Prozession jedes Jahr zum selben Zeitpunkt zu wiederholen.

Einmal soll sie ausgefallen sein und schon brach diese Krankheit wieder aus. Und wenn dann, am bestimmten Tag, etwa um zehn Uhr durch die Straßen von unserem Ort aus das Gebet erschallt „In Gottes Namen gehen wir, heiliger Quirinus zu dir kommen wir“, wissen wir, die Oberkailer sind wieder da. Nach einem beschwerlichen Fußweg von etwa 30 Kilometern besuchen sie unsere Dorfkirche, wo sie an einem feierlichen Amt teilnehmen. Eine besondere Zeremonie ist das Weihwassersegnen.

Davon können sie sich welches mitnehmen, das dann in besonderen Nöten angewendet wird. Aber nicht nur für das Vieh wird gebetet, auch bringen die Menschen ihre alltäglichen Sorgen und Anliegen vor. Nachmittags noch eine kurze Andacht und dann begeben sie sich voller Dankbarkeit oder Zuversicht auf den Heimweg. Dieser Tag war früher ein kleines Dorffest für unseren Ort. Pilger aus benachbarten Orten fanden sich auch hier ein. Hier verband man mit dieser Wallfahrt, Freunde zu besuchen und alte Verwandtschaften aufzufrischen. Auf dem Schulhof vor der Kirche waren Stände aufgebaut, wo jeder Pilger für die Daheimgebliebenen ein kleines Mitbringsel erwerben konnte.

Busse fuhren damals nicht. Heute dagegen können Menschen, denen dieser Weg zu beschwerlich ist, Fahrzeuge benutzen. Wir wollen hoffen, dass die Oberkailer Wallfahrt noch lange ein Teil der Nerother Geschichte bleibt.