Pfarrei Welcherath

350 Jahre Wallfahrt zum Valwiger Berg

Josef Krein, Welcherath

Gläubige der Kirchengemeinde Welcherath, mit den Orten Brücktal, Drees, Kirsbach, Reimerath u. Welcherath, pilgern seit rund 350 Jahren zum Valwiger Berg, einem Ort oberhalb der Mosel gelegen, deren Kirche der Mutter Gottes geweiht ist. Die Wallfahrt geht zurück bis in den Dreißigjährigen Krieg. Schwedische Truppen eroberten die Nürburg und zogen brandschatzend und raubend durch die Lande. Die Menschen erlebten Hunger, Not und Krankheit. In dieser schlimmen Zeit versprachen die Bewohner der Pfarrei Wel-cherath eine jährliche Wallfahrt nach Valwig an der Mosel.

Die Wallfahrt findet immer an dem Wochenende nach dem Fest Peter und Paul statt. In den nachzuverfolgenden Jahren bis Mitte 1960 erfolgte die Wallfahrt an zwei Tagen. Am Samstagmorgen begab sich, nach einem gemeinsamen Gottesdienst, die Prozession in Richtung Mosel. Die Mittagspause wurde in Laubach eingelegt. Anschließend ging es dann über Landkern nach Klotten, um dort mit der Fähre überzusetzen. Hier begann für die Prozession der doch recht steile Anstieg hoch bis zum Valwiger Berg. Nach einer Rast im Gasthaus begab man sich zur Gnadenkirche und feierte Gottesdienst.

Im Anschluss oder auch noch nach einer stillen Anbetung ging es dann zur Übernachtung nach Cochem-Cond. Längst nicht alle Pilger übernachteten in einem Bett. Entweder war kein Zimmer mehr zu finden oder aber es war den Her-bergssuchenden einfach zu teuer. So wurden eben preiswertere Schlafmöglichkeiten gesucht. Das konnte ein Heuschober sein oder, wenn es gar nicht anders ging, sogar ein Heuwagen. Hauptsache die Füße hochlegen, denn es gab auch Pilger, die diese Wallfahrt mit Gummistiefeln unternahmen. Am Sonntagmorgen erfolgte die Rückkehr: zunächst mit dem Bus bis nach Laubach, von dort zu Fuß bis nach Welcherath. Es war Sitte, dass viele Daheimgebliebene den Pilgern entgegengingen, um noch etwas mitzubeten. Und schließlich war für die Kinder immer noch ein Mitbringsel dabei, wenn es auch nur eine Tüte Kirschen war. Ende der 1960er Jahre fand die Fußwallfahrt keinen Anklang mehr.

Das Versprechen der Wallfahrt blieb zwar bestehen, man fuhr aber mit dem Bus zum Valwiger Berg. Doch 1976 unternahmen wir mit vier Personen einen neuen Anlauf zur Wiederbelebung der Fußwallfahrt. Was in den ersten beiden Jahren mehr als Wanderung, ohne das Beten des Rosenkranzes durchgeführt wurde, änderte sich schon im dritten Jahr. Es gab wieder ein großes Interesse, an der Prozession teilzunehmen. Seither findet die Wallfahrt allerdings nur an einem Tag statt. Sie beginnt am Samstagmorgen um 5:00 Uhr. Gegen Mittag ist Klotten erreicht, mit der Fähre geht es auf die andere Moselseite, von dort hoch zum Valwiger Berg.

Beim Eintreffen am Zielort gilt ein wichtiges Gebot: Niemals sofort in die Kirche gehen, weil der Unterschied zwischen dem schweißtreibenden Aufstieg und der sehr kühlen Kirche den Kreislauf überfordern könnte. Dies musste ein früherer Pastor von Welche-rath erfahren, der ganz in schwarz gekleidet mit Soutane diesen Weg mitgepilgert war und unmittelbar nach Ankunft die Wallfahrtskapelle – ohne sich abzukühlen – betreten hatte. Er erlitt einen Kreislaufkollaps. Nach der Mittagspause kommen weitere Pilger aus der Pfarrgemeinde mit Bus oder PKW, um die Andacht in der Kapelle mitzufeiern. Die Andacht ist ganz der Mutter Gottes gewidmet.

Sie wird von unserem Pastor gehalten, und das mitgetragene Pilgerkreuz wird blumengeschmückt im Altarraum aufgestellt. Während der Wallfahrt zum Pilgerort werden nach alter Überlieferung zwölf Rosenkränze in dieser Reihenfolge gebetet:

1. Alles meinem Gott zu Ehren – in der Arbeit in der Ruh

2. Den du o Jungfrau vom Hl. Geist empfangen hast.

3. Der für uns Blut geschwitzt hat.

4. Der von den Toten auferstanden ist.

5. Heiliger Schutzengel mein – lass mich dir anbefohlen sein.

6. Schmerzhafte Mutter bitte für uns – wir bitten dich, erhöre uns.

7. O Mutter der Barmherzigkeit – bitt für die ganze Christenheit.

8. Gelobt u. gebenedeit sei die heiligste Dreifaltigkeit – von nun an bis in Ewigkeit.

9. In Maria Herz u. Jesu Wunden - empfehlen wir uns jetzt u. in allen Stunden.

10. Jesus, Maria u. Josef – steht uns bei am letzten End.

11. Maria zu dir kommen wir – Deine Hilfe begehren wir.

12. (in der Kapelle) Gnadenreiche Mutter bitte für uns – wir bitten dich, erhöre uns.

Auf der Heimreise vom Pilgerort beten die Buspilger je
ein Gesetz mit folgenden überlieferten Gebetsmeinungen:

1. O Maria verlass uns nicht – wenn wir kommen zum Gericht

2. Dass du die Früchte geben und erhalten wollest.

3. Ihr Freunde Gottes allzumal – helft uns in diesem Erdental.

4. Göttliches Herz Jesu erbarme dich unser – süßes Herz Maria beschütze uns.

5. Maria Himmelskönigin -Mutter und Helferin.

6. Herr gib den Verstorbenen die ewige Ruh – und das ewige Licht leuchte ihnen.

7. O Mensch steh auf vom Sündenschlaf – bedenk, deine letzte Stund ist nah.

8. Heilige Chrysantus und Daria, bittet für uns – wir bitten euch, erhöret uns.

Bei dieser Wallfahrt gibt es ein paar Stationen, an denen die Pilgergruppe kurz innehält und ein Gebet spricht. Der erste Stop wird im Wald zwischen Mannebach und Retterath gemacht. Etwa 25 Meter von der Straße entfernt steht mitten im Wald ein Bildstock, der im Volksmund „Kotzkindches Heiligenhäuschen“ genannt wird. Wie die Legende berichtet, trugen Eltern ihre Kinder, die an Keuch- und Stickhusten litten, zu diesem Heiligenhäuschen um Heilung zu erfahren. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum unsere Wallfahrer in früher Zeit an diesem Ort innehielten und beteten.

Der nächste Halt, um ein Vaterunser für alle Pilger zu beten, wird eingelegt ausgangs Laubach - dies aber erst seit etwa zehn Jahren. Hier steht ein sehr schön hergerichtetes Heiligenhäuschen mit immer frischen Blumen. Nach Rücksprache mit den zuständigen Personen wurde es den Valwig-Pilgern erlaubt, hier ein Kreuz mit einer Widmung anzubringen. Dieses Kreuz stammt von einem alten Altar der Pfarrkirche Welcherath. Die nächste Betstation wird kurz hinter Landkern in Richtung Klotten eingelegt. Hier steht das sogenannte Dreifaltigkeitskappellchen, ein sechseckiger Bau mit einer dreikantigen, 2,70 Meter hohen Bruchsteinsäule in der Mitte.

Diese Säule soll die heiligste Dreifaltigkeit darstellen. Hier wird zu den fünf Wunden gebetet. Zum Valwiger Berg pilgern im Laufe des Jahres viele Gläubige aus verschiedenen Pfarreien des Moseltals. Nach der Pilgergruppe aus Welcherath, deren Fußpilgerzahl sich inzwischen auf etwa 30 Personen erhöht hat und deren Wegstrecke rund 34 Kilometer beträgt, kommen noch Wallfahrer aus dem Hunsrückort Blankenrath, die ebenfalls eine ähnlich weite Strecke zu laufen haben. Ein alter Brauch bei unserer Prozession ist die Taufe der Neulinge. Jeder Pilger, der zum ersten Mal an dieser Wallfahrt teilnimmt, wird beim Überqueren der Mosel auf der Fähre mit Wasser getauft.

Wie bei der richtigen Taufe wird ihm das Wasser übers Haupt gegossen. Bis in die1990er Jahre war auf dem ganzen Pilgerweg ein starker Verfall von Bildstöcken und Heiligenhäuschen zu beobachten. Zurückzuführen war dies überwiegend auf zehn Jahren eine sehr erfreuliche Entwicklung eingetreten. Fast alle Bildstöcke, Kreuzwege und Heiligenhäuschen, darunter auch das Dreifaltigkeitskapellchen bei Landkern, sind wieder mit viel Aufwand und Liebe in einen sehr ordentlichen Zustand versetzt worden. Zum Abschluss bleibt der Wunsch, dass das Versprechen unserer Vorfahren auch in den nächsten Jahren so viele Anhänger behält und möglichst neue findet.