Wallfahrtsort Maria Martental

Gebetsstätte seit Jahrhunderten

Br. Mario Kaufmann SCJ, Freiburg

Geschichte des Ortes

Wenn man von Cochem/Mo-sel das Enderttal aufwärts wandert und nach drei Stunden Fußmarsch den Wasserfall erreicht, stößt man auf den Sesterbach, der am Wasserfall in die Endert mündet. Folgt man diesem Bach aufwärts schimmert auf einmal durch das Blätterwerk der Bäume ein Kirchlein, das mit einem Zwiebelturm geziert ist. Die Wallfahrtsstätte Maria Martental.

Die von Legenden umwogene Geschichte von Maria Mar-tental reicht bis in die frühste Zeit des Christentums zurück. Der Name Martental bedeutet in anderer Ausdrucksform -„Tal der Martyrer“. Nach alten Volkserzählungen sollen in diesem stillen Tal christliche Soldaten der berühmten The-bäischen Legion ihres Glaubens wegen den Tod erlitten haben, darunter ein Offizier Namens Achatius.

Große Wallfahrt 1935


Ihm zu Ehren wurde eine erste Kapelle im Tal der Martyrer gebaut. Die Nähe der alten römischen Heerstraße, die über die Höhe der Eifel verlief, dürfte darauf hinweisen, dass die Legende mit der geschichtlichen Wirk-lichkeit übereinstimmt, auch wenn es dafür keine Beweise mehr gibt.

Geschichtlich verbürgt ist hingegen, dass im Jahre 1141 der Kölner Erzbischof Arnold dem Mönchskloster Mar-tildahl, das dem 1107 gestifteten Kloster Springiersbach unterstand, einen abgegrenzten Berg bei Sehl/Mosel als Geschenk übergab, während vier Jahre später Kaiser Konrad III. der Augustiner-Chorherren-Abtei Springiersbach das Eigentum im Tal der Mar-tyrer bestätigte. Seit 1200 scheint das Mönchskloster in ein Nonnenkloster umgewandelt zu sein, denn eine Urkunde aus dem Jahre 1212 gibt an, dass auch Schwestern in Maria Martental waren. Es waren Augustinerinnen, und sie wirkten etwa vierhundert Jahre sehr segensreich im Tal der Martyrer.

Das Gnadenbild von Martental

In deren Zeit fällt die Entstehung des Gnadenbildes, das seit der 2. Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts im Tal der Martyrer verehrt wird. Ein unbekannter Künstler hat es als „Vesperbild“, als „Pieta“ geschaffen. Es ist eine eindrucksvolle Holzplastik mit den herben Zügen ein schmerzerfüllten Bäuerin der Eifel. Um diesem Vesperbild eine würdige Stätte zu geben, bauten die Schwestern eine Kapelle. Der Titel dieses Gnadenbildes weist auf den Zusammenhang mit der Verehrung der Martyrer hin: „Schmerzhafte Mutter - Königin der Märtyrer, im Tal der Märtyrer.“

In den wilden Zeiten nach der Reformation waren die Schwestern in ihrem einsamen Kloster nicht mehr sicher genug. Darum hob am 21. Nov. 1523 Papst Clemens VII. die Niederlassung der Schwestern auf, zumal die Schwestern die Bitte ausgesprochen hatten, in ein anderes Kloster übersiedeln zu dürfen. Den Schwestern folgten Einsiedler in das stille Tal. Sie fühlten sich als Hüter des Heiligtums und sorgten für den reibungslosen Ablauf der Wallfahrten. Auch sie wirkten sehr segensreich in Maria Martental bis zur Zeit der französischen Revolution.

Einer der letzten Einsiedler wurde von herumstreunenden französischen Soldaten erschossen. Sein Name ist nicht bekannt, doch auch er gilt als Martyrer dieses Tales. Die Säkularisation durch Napoleon führte zur Enteignung des Klostergutes und ging entweder in Privatbesitz oder an den Fiskus über. Das gleiche Schicksal erlitt die Gnadenkapelle. Mit der Zeit verfiel sie mehr und mehr, wurde zu einer Ruine, und die offizielle Wallfahrt versank in Vergessenheit; dennoch fanden manche den Weg ins Tal der Martyrer, um dort zu beten. Das Gnadenbild wurde in einem nahen Forsthaus aufbewahrt.

Bischofsmesse zur Eröffnung der Wallfahrtswoche

Neues Leben in alten Ruinen

Nachdem die Herz-Jesu-Priester 1927 das Kloster Maria Martental übernommen hatten, lag es ihnen am Herzen, die Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes wieder zu beleben. Bevor die Wallfahrtskirche 1935 neu errichtet wurde, erlebte die Wallfahrt einen Auftrieb, gleichsam einen neuen Anfang -mit dem ersten großen Pilgertag am Sonntag, dem 6. Mai 1934. Ein Chronist schreibt darüber:

„Der erste große Pilgertag. Am 6. Mai des Jahres 1934 wurde die erste große Wallfahrt des Heimatdekanates gehalten - 9000 Pilger sind es gewesen. Zu Fuß, auf Rädern, auf Bauernwagen und Lastautos kamen sie auf allen Wegen, Pfaden und Straßen des Waldes und der Felder; Postautos fuhren in den Dörfern der Lutzerather Höhe hin und her. Schön waren die geschlossenen Prozessionen mit ihren Geistlichen aus Kaisers-esch, Masburg, Müllenbach, Düngenheim, Hambuch, Landkern, Gillenbeuren und anderen Pfarreien. Gegen 3 Uhr war der ganze breite Zufahrtsweg von der Martentaler Straße bis zum Kloster mit Menschen gefüllt. Auch aus den an das Heimatdekanat Kaisersesch angrenzenden Orten der Kreise May-en und Daun, des übrigen Kreises Cochem und aus der Kreisstadt selber waren Wallfahrer in erheblicher Zahl gekommen.

Mehr als tausend Schulkinder, die Jungmänner und die Mädchen gingen voraus. Dann folgte die große Schar der weißgekleideten „Engel-chen“, hinter der die Geistlichkeit des Dekanates schritt mit dem zuständigen Dechan-ten und dem Provinzial der Herz-Jesu-Priester Pater Loh, in der Mitte. Alsdann trugen die Jungfrauen der Heimatpfarrei Masburg das Gnadenbild der Schmerzensmutter im Zug. Hinter ihnen gingen in stärkster Zahl die Männer und Frauen.

Es ist schwer, sich ein Bild zu machen von den Wallfahrten der früheren Jahrhunderte in diesem Tal. Dass sie gewesen sind, unterliegt keinem Zweifel; nur wie sie vor sich gingen, welchen Umfang sie hatten, von wieweit die Leute kamen, das vermag man nicht zu sagen. Aber das ist sicher: dass seit der letzten Ostermontag-Prozession der Masburger 1794 kein solcher Zug mehr auf diesem Weg gezogen ist. Wie ein Heerlager sahen von oben die Massen aus, die - im bunten Spiel der sommerlichen Kleider - schon drunten auf der Talwiese und an den Hängen lagerten. Ein unvergessliches, malerisches, biblisches Bild.“ (Aus: „Das Muttergottesland“ Verlag Kloster Maria Martental 1934)

 

Wiederaufbau der Wallfahrtsstätte

Die Herz-Jesu-Priester konnten die Ruine der alten Gnadenkapelle käuflich erwerben und 1934 unter der aktiven Teilnahme der umliegenden Bevölkerung die neue Wallfahrtskirche erbauen. 1941 vertrieben die Nazis die Patres und Brüder aus dem Kloster, doch einer von ihnen konnte im Tale weiter wirken, da die Bischöfliche Behörde in Trier

Maria Martental noch rechtzeitig zur Pfarrvikarie erhoben hatte.

Nach dem Krieg kehrten die Patres und Brüder ins Kloster zurück. Die Wallfahrten nahmen rapide zu, schon bedingt durch die Not der damaligen Zeit. 1968 wurde das neue Pilgerheim fertiggestellt, dann folgte der Bau der Kirchenhalle. 1973 wurde die Wallfahrtskirche umgebaut und erweitert. Mit einer großen Festprozession und einem Festgottesdienst wurde am 15. September 2006 wiederum die jährliche Festwoche am Wallfahrtsort eröffnet.

Diesmal bildete die Festwoche gleichzeitig den Schlusspunkt zum umfangreichen „Bauprojekt Wallfahrtskirche“: Seit Jahresbeginn gab es grundlegende Renovierungs- und Umbauarbeiten. Das Gnadenbild von Maria Martental wurde (frisch renoviert) im Rahmen einer Prozession wieder in die Kirche getragen. Viel Lob und Anerkennung konnten die Herz-Jesu-Priester in Marten-tal in diesen Tagen angesichts der neu gestalteten Wallfahrtskirche entgegennehmen.

Kontaktadresse: Wallfahrtsbüro Kloster Maria Martental 56769 Kaisersesch Tel. 02653/9890-0