Mit dem Stab in der Hand

Hillesheimer Urgestein als Brudermeister

Hermann Meyer, Hillesheim

Mit dem Stab in der Hand, betet er durchs ganze Land. So könnte man sagen, wenn man die Brudermeister bei der Prozession beobachtet. Denn sie sind es, die das Gebet vorgeben, mitbeten und mit ihrem Gebetsstab Ordnung in das Beten der langen Prozession bringen. Sie gehen in der Mitte der Prozession in gewissen Abständen von etwa 20 m und zeigen mit ihrem Stab an, wann das nächste Ave Maria einsetzt und welche Seite - die Prozession geht in Zweierreihe, mit dem Ave vorbetet.

Je nach Länge der Prozession werden mehrere Brudermeister benötigt. Wie wird man Brudermeister? Fragen wir den Prozessionsleiter Herrn Dostert aus Bolsdorf: „Sicherlich sind es nicht immer die frömmsten Männer, sondern Pilger, die schon mehrmals mit dabei waren. Die werden angesprochen und wenn sie zusagen, bekommen sie den Bruderstab gereicht“.

Sie sorgen dafür, dass keine Lücken entstehen und man stets die rechte Straßenseite einhält. Wenn ein Rosenkranz zu Ende gebetet ist, geben sie mit dem hochgehobenen Gebetsstab das Kreuzzeichen, anschließend spielt dann die Musikkapelle ein Marienlied, das alle mitsingen. Nach einer Pause oder einem Bergaufgang, wo ja nicht gebetet wird und man locker miteinander sprechen kann, geben die Brudermeister dann wieder das Zeichen zur Ordnung und zum Gebet zurückzufinden.

Zum Hillesheimer Urgestein gehören jene drei Brudermeister, die schon jahrzehnte den Bruderstab getragen und die Prozession begleitet haben. Hier wäre besonders Herr Karl Meier zu nennen. Über 50 Jahre ist er den Weg gegangen. Seine Nichte Gretchen Hens berichtet: „Da geht ein Mann 50 Jahre drei Tage lang einen Weg von 90 km. Wieviel Ave Maria muss er da wohl gebetet haben und wieviel km gegangen sein. Er fühlte sich sehr pflichtbewusst als Präses, überall war er zu finden, mal war er vorne beim Kreuzträger, mal bei der Musik, mal hinten bei den Männern.

So hat er den Weg jedesmal doppelt zurückgelegt. Und in einem Jahr, als der Vater mal krank war, blieb er bei seinem kranken Bruder zu Hause. Da sagte die Mutter: „Nie mehr, das Opfer war zu gross,. In Gedanken war er immer bei den Pilgern. Jetzt sind sie da, sagte er, und jetzt sind sie dort und jetzt sind sie am Gnadenbild. Er war ein leidenschaftlicher Brudermeister mit Leib und Seele. Er lebte für die Prozession.“ 50 Jahre mal 90 km das sind 4.5oo km!

Jedes Jahr feiert der eine oder andere Pilger sein 10., / 20., oder 30jähriges Pilgerjubiläum, das mit Achtung und Anerkennung gewürdigt wird. Sicher gibt es noch viele kleine Pilgeranekdoten. So ging auch Dechant Rosen in den 3oer Jahren als Pilger mit. Er hatte sich eigens neue Schuhe gekauft, aber die drückten ihn bald so sehr, dass er kaum noch laufen konnte. Kurzerhand schnitt er an der Druckstelle ein Loch in den Schuh und das Problem war gelöst.