Die Wallfahrt nach Barweiler im Wandel der Zeit

Martha Neumetzler, Berndorf

Die Wallfahrt nach Barweiler hat in unserer Pfarrgemeinde Berndorf eine lange Tradition. Ich habe mich bei den ältesten Mitbürgern erkundigt, ob es die Wallfahrt auch schon vor dem Krieg gegeben habe, aber niemand konnte sich daran erinnern. Deshalb muss man annehmen, dass mit dieser Wallfahrt nach Barweiler erst nach dem Krieg, um 1947 begonnen wurde. Ich selbst erlebte meine erste Wallfahrt dorthin an der Hand meiner Großmutter. Wir gingen früh morgens in einer Prozession von der Kirche zu Fuß nach Kerpen zum Bahnhof.

Damals existierte noch die Bahnstrecke Lissendorf – Adenau. Wir stiegen in den Dampfzug, der noch Abteile mit Holzbänken hatte. In Müsch stiegen wir wieder aus und sammelten uns zur Prozession nach Barweiler. Vorneweg ging der Brudermeister, der mit seinem langen Stab die Einsätze zum Beten des Rosenkranzes gab. Als wir in den Ort Barweiler einzogen, läuteten die Glocken zur Begrüßung. Wir waren schon in der Kirche, als die Glocken ein zweites Mal läuteten und es zog eine weitere Prozession in die Kirche ein, die wir vorher nicht gesehen hatten.

Der Pastor von Barweiler hielt für alle Pilger eine feierliche Andacht mit Predigt, die mit einem Segen endete. Danach gingen wir in eine Gaststätte und packten dort unsere mitgebrachten Brote aus und bestellten uns Getränke. Am späten Nachmittag, zur festgesetzten Zeit, versammelten wir uns aller wieder vor der Wallfahrtskirche und zogen dann wieder in einer Prozession in Richtung Müsch, denn wir mussten ja rechtzeitig am Zug sein. Die Rückfahrt erfolgte wieder mit dem Dampfzug bis nach Kerpen. Vom Bahnhof Kerpen zogen wir dann in unserer Prozession den Lehmacker hoch zurück zu unserer Pfarrkirche nach Berndorf. Die Wallfahrt endete mit einem Segen in der Pfarrkirche. So hatten wir für die Wallfahrt einen ganzen Tag gebraucht.

Die Wallfahrt fand jedes Jahr im Oktober statt. In späteren Jahren änderte sich manches. Zuerst gab es den Dampfzug nicht mehr, stattdessen den Triebwagen. In Barweiler gab es Kaffee und Kuchen und man brauchte nicht mehr seine eigene Verpflegung mitzubringen. Auch gab es dort inzwischen Stände, wo man allerhand Andenken und Kerzen kaufen konnte. Als dann in den 1960er Jahren die Ahrbahnstrecke geschlossen wurde, erfolgte unsere Wallfahrt teils per Bus und zu Fuß.

Wir fuhren mit dem Bus zur Kreuzung Wirft-Barwei-ler, und von dort gingen wir auf dem befestigten Randstreifen der stark befahrenen Straße nach Barweiler. Die Pilger, die nicht gut zu Fuß waren, konnten mit dem Bus bis nach Barweiler fahren. Leider nahm in den Folgejahren der Verkehr so zu, dass man dort nicht mehr betend gehen konnte und wir suchten deshalb nach einem neuen Wallfahrtsweg. Seitdem gehen wir von Wirft aus durch den Wald nach Barweiler und sind dort ungestört.

Inzwischen war der alte Pastor nicht mehr da und eine richtige Organisation der Wallfahrt war nicht mehr gegeben. Deshalb übernahm vor über 30 Jahren der Katholische Frauenbund die Organisation bis heute. Die Rückreise erfolgt mit dem Bus von Barweiler aus. Jetzt brauchen wir nur einen halben Tag für die Pilgerreise. Die Wallfahrt zur Mutter Gottes mit der Lilie erfreut sich immer noch großer Beliebtheit in unserer Pfarrgemeinde.