De Fooßfällcher bädde

Eine besondere Prozession der Kinder

Dr. Hubert Reuter, Borler

Früher wusste man, ob jemand krank oder gar dem Tode nahe war. Wenn dann zu ungewöhnlicher Zeit die Glocke der Dorfkapelle geläutet wurde, war dies das endgültige Zeichen dafür, dass der Kranke gestorben war.

Dann kamen die Frauen der engeren Nachbarschaft ins Haus, um bei all dem mitzuhelfen, was getan werden musste, um die Beisetzung vorzubereiten. Ein Beerdigungsinstitut gab es nicht. Der Schreiner fertigte den Sarg an und bahrte den Verstorbenen auf. Vor Zeiten erfolgte die Aufbahrung zunächst auf „Schoof", einem großen Bündel Langstroh, das, abgedeckt mit einem Tuch, auf Bretter gelegt wurde. Diese lagen auf zwei Stühlen in der „Stuff" (Stube).

Der Verstorbene lag „op Schoof" oder „üwer Erd", bis er zum Friedhof gefahren wurde. Alle Bewohner des Dorfes kamen in das Sterbehaus, um sich von dem Toten zu verabschieden. Am Abend versammelte sich die Dorfgemeinschaft zum Rosenkranzgebet
in der Kapelle. Nach der Beisetzung kam zuerst die auswärts wohnende Verwandschaft im Trauerhaus zusammen. Danach folgten die Dorfbewohner bis zum Abend hin, um sich mit Kaffee und den von den Frauen der Nachbarschaft gebackenen Torten bewirten zu lassen.

Am darauf folgenden Tag zur angegebenen Stunde versammelten sich alle Kinder des Dorfes an der Kapelle, um unter Leitung einer oder mehrerer Frauen die „Fooßfällcher" beten zu gehen. Die kleine Prozession setzte sich betend Richtung Heyerberg in
Bewegung. Die vom Unterdorf schlossen sich der Beterschar Haus für Haus an. Der Weg führte zur Heyerkapelle hinauf, an den sieben Kreuzen vorbei, die am Wegrand stehen. Es wurde meistens der schmerzhafte Rosenkranz gebetet.

Die Prozession hielt an jedem Kreuz inne, um Fürbitten für den Verstorbenen zu sprechen. Die Kreuze aus - Basaltstein - stammen von dem früheren Friedhof an der alten Kirche auf dem Heyerberg. Nach der Auslassung dieses Friedhofes (1849) nahmen die Borler die Grabsteine mit ins Dorf und setzten sieben davon an den Weg zur später neu errichteten Kapelle, zu der sie regelmäßig wallfahrten. „Fooßfällcher“ kommt sicher daher, dass man vor jedem Kreuz niederkniete, sozusagen, einen Fußfall oder doch eher einen Kniefall machte. Im engeren Wortsinn kann man sie nicht beten.

Hier hat der Vorgang sich so weit verselbständigt, dass er zum Gesamtbegriff für eine Prozession wurde, bei der man einen bestimmten Weg ging, um für einen Verstorbenen zu beten. Die Schlussbitten wurden in der Kapelle, die der schmerzhaften Muttergottes geweiht ist, vorgetragen. Die Beterschar ging dann, fröhlich wie Kinder sind, die an einem besonderen Ereignis teilnehmen, zurück ins Dorf, das heißt zum Trauerhaus, wo Kaffee und Torten oder eine Erfrischung angeboten wurden.

Es hat sich viel verändert seitdem; die „Fooßfällcher“ werden immer noch gebetet, wenn einer verstorben ist. Jetzt sind die Prozessionsteilnehmer allerdings in erster Linie Frauen. An Kindern, deren Prozession es ursprünglich war, mangelt es leider.