Content-Type: text/html untitled

In Gottes Namen unterwegs

Adolf Strnisko, Birgel

Als Glaubensbekenntnis ersten Ranges, ja Demonstration für unsere Kirche, der wir als getaufte Gläubige angehören, sind die vielen Wallfahrten in unserer Region zu bewerten. Als vor über 20 Jahren ein guter Bekannter mich zur Teilnahme an der jährlich stattfindenden Maria-HilfProzession im Mai von Hilles-heim nach Koblenz überredete, konnte ich damals nicht ahnen, dass diese 3 Tage einen festen Platz in meinem Urlaubsplan einnehmen sollten.

Als Mitarbeiter in einem kleinen Handwerksbetrieb vereinbarte ich mit dem Chef, alle 2 Jahre für die Zeit Urlaub zu bekommen, was nicht selbstverständlich war, da gerade im Malerhandwerk die Arbeit nach der Winterdurststrecke bei den ersten Sonnenstrahlen vehement zunahm, jeder Kunde wollte der Erste sein beim Außenanstrich oder dgl. Der Termin und Ablauf der Maria-Hilf-Prozession von Hillesheim nach Koblenz wird in den hiesigen Tageszeitungen, den VG-Nachrichten usw. bekannt gegeben.

Ich möchte also meine Überlegungen und Gedanken freien Lauf lassen, was die Menschen in der heutigen Zeit dazu bewegt, diese Anstrengungen auf sich zu nehmen, an den ersten Tagen über 30 km, von Benzingestank begleitet und überwiegend auf harter Teerstraße dem Wind und Wetter ausgesetzt, Rosenkränze zu beten und Marienlieder zu singen. Es kann nicht nur Freude am Wandern oder sportlicher Betätigung sein, dazu gibt es heute mehr denn je Möglichkeiten, das Interesse und die Beteiligungen in Walking-, Wander- und Radfahrergruppen sind das beste Beispiel. Das begleitende Pilgerbüchlein berichtet über die Geschichte der Maria-Hilf-Prozession Hillesheim!

„In dieser schweren Zeit taten sich einige Männer zusammen und beschlossen, zur Abwendung der Not eine Wallfahrt nach Maria Hilf bei Koblenz zu unternehmen. Nach einer alten Niederschrift soll die erste Wallfahrt im Jahr 1844 stattgefunden haben. Seit dieser Zeit wurde die Prozession ohne Unterbrechung in jedem Jahr durchge-führt.“

Von dieser bitteren Not kann heute Gott sei Dank nicht die Rede sein, vermutlich hat jede Pilgerin und jeder Pilger seine persönlichen Anliegen oder Probleme im Alltag, für die wir die „Führsprecherin bei Ihrem Sohne“ Maria die Gottesmutter in Anspruch nehmen und um Kraft und Hilfe bitten. In den verschiedenen Rosenkranzgesetzen kommen die Gebetsanliegen sehr gut zum Ausdruck, die da lauten:

- Alles meinem Gott zu Ehren, in der Arbeit in der Ruh

- In Gottes Namen gehen wir, an Jesus Christus glauben wir

- In Mariä Herz und Jesu Wunden, empfehlen wir uns

jetzt und zu allen Stunden

- Es wartet auf mich Tod und Gericht, ich gehe der Ewigkeit entgegen, drum halte mich zu jeder Zeit auf einen guten Tod bereit

- Ihr Freunde Gottes allzumal, helft uns in diesem Erdental

- O Mutter der Barmherzigkeit, bitt´ für die ganze Christenheit

- Gib o Herr Allen deine Gnade, die sich in unser Gebet empfohlen haben

- Überall auf unseren Wegen, walte Gott dein Vatersegen

- Gib Frieden uns in dieser Zeit, wend von uns alles Herzeleid

- Lass aller Menschen Tun gedeihen, ihr Werk von dir behütet sein

- Komm hl. Geist wir flehn zu dir, und harren deiner Ankunft hier

- Seht die Mutter schön im Glanz, durch den hl. Rosenkranz, da ist Mittel für uns Sünder, da ist Heil und Trost zu finden

Selbstverständlich werden auch die bekannten Rosenkranzsätze gebetet. Die Musikkapelle mit über 30 Musikern aus der Region - so gar ein Flame spielt mit - gibt beim Singen den Ton an und verleiht der Prozession einen würdigen Rahmen, so streben die Pilger freudig dem Ziel entgegen. Ich bin der Überzeugung, dass die meisten Pilger auch Grund zum Danken haben, sei es durch Überstehen einer schweren Krankheit oder erfahrenes Glück in Familie und Beruf. Der bekannte, schon verstorbene Jesuitenpater Johannes Leppich, genannt „das Maschinengewehr Gottes“, hat vor über 50 Jahren die „Aktion 365“ gegründet, also jeden Tag einen Satz im Neuen Testament lesen und darüber nachzudenken.

Er prägte den Satz „Wenn wir nicht Lob und Dank an die erste Stelle unseres Gebetes setzen, degradieren wir Gott zu einem billigen Versiche-rungsagenten!“ Er war sich nicht zu schade, auf die Plätze und Winkel der Großstädte zu gehen, vom Dach eines VW-Busses mit dem Mikrofon die Menschen für Gott wach-zurütteln, er pilgerte zu ihnen und sprach im Jargon, den sie verstanden. Sein Buch „Christus auf der Reeperbahn“ gibt darüber Aufschluss. Die beachtlich starke Zahl an Pilgerinnen und Pilgern, die sich am frühen Morgen in Hillesheim zum Pilgersegen einfinden zeigt, dass trotz aller Meinungsumfragen zum Thema Gott und Kirche es sich auszahlt, an der Prozession teilzunehmen, unsere Anliegen und Nöte auch auf andere Schultern zu verteilen und getragen zu wissen.

Ich freue mich immer wieder die alt bekannten Menschen zu sehen, die man nur an diesen Tagen im Jahr trifft, und in den Pausen Gelegenheit zur Unterhaltung hat. Erfreulicherweise kommen gerade auch immer wieder Neue und jüngere Pilgerinnen und Pilger hinzu, das ist wichtig, damit die Kette nicht abreißt. Ebenso scheint in der Gruppe der begleitenden Musikkapelle der Nachwuchs gesichert, was lobenswert ist und für die Zukunft zu berechtigter Hoffnung Anlass gibt. Die Pilgerleitung und die entsprechenden Personen, die für die Sicherheit und Organisation des ganzen Ablaufs Sorge tragen, machen ihren Dienst hervorragend und verdienen unser aller Dank.

Solange meine Gesundheit es zulässt, werde ich mitgehen, einmal erfasst von der Atmosphäre kann man sich nicht so leicht entziehen, das ist auch gut so. Hoffen wir, dass dieses Glaubensbekenntnis Bestand hat und gerade in unserer Zeit immer wieder Menschen gleicher Gesinnung anzusprechen vermag.

Wallfahrtsgebet
Mit gar manchem Weh im Herzen
Zog ich Mutter her zu Dir
Stillen Trost in allen Schmerzen
Hilf und Heil such fromm ich hier
So voll Milde blickst im Bilde
Du herab auf mich,
Dein Kind Dass die Schmerzen tief im
Herzen
Fast schon wie verschwunden sind.
Immer will Dein Kind ich bleiben
Bleib nur Du mir Mutter auch
Will mit Leib und Seel verschreiben
Dir mich bis zum letzten Hauch
Hilf auch Jenen, die mit Tränen
Dir ich leg ans Herz so gern Und behüte
Du voll Güte Meine Freunde nah und fern.

Pfarrkirche Maria Geburt,
Lourdes – Kapelle
in Altenmarkt / Salzburger
Land