Der Hillesheimer Vieh- und Krammarkt einst und jetzt

Felicitas Schulz, Hillesheim

Zurückverfolgen lassen sich die Anfänge des seit Jahrhunderten stattfindenden Hilles-heimer Marktes nicht mehr. Durch seine günstige Lage in einer fruchtbaren Kalkmulde im Herzen der Vulkaneifel gelegen, war Hillesheim stets ein „von allerlei Volk“ gut besuchter Markt flecken. Die noch aus der Römerzeit bestehende große Heerstraße von der Maas über Hillesheim zum Rhein führend, lassen ein frühes Aufkommen des Marktgeschehens vermuten. Hildensheym, wie es 1297 noch geschrieben wurde, zog kontinuierlich trotz Belagerungen, Verwüstungen, Brände und Seuchen viele Handwerker und Händler an. Mit dem Bau der Stadtmauer im 13.Jhd., die einem unregelmäßigen Fünfeck gleicht, und der 1306 erwähnten Burg, gewann der befestigte Marktort an Bedeutung, wovon Urkunden und Siegel zeugen. Als Zeichen des Marktfriedens wurde der Strohwisch oder Laubbusch gut sichtbar aufgestellt und ein jeder hatte sich nach festen Regeln des Marktrechtes zu richten. Das beinhaltete ferner Marktmünze und Marktzoll. Ob die Hillesheimer im Mittelalter einen festen Platz zum Abhalten ihres Marktes besaßen, ist nicht mehr feststellbar. Erwähnenswert ist, dass Erzbischof Johann V. von Trier der Stadt im Jahre 1555 „einen wüsten Platz, um solchen für den Bau zu einem Marktplatz zu be nutzen“ vor den Toren der Stadt schenkte. Eigene Maße und Gewichte ließen den Handel von Gerber, Wollweber, Schneider, Satt ler, Schmiede, Schlosser, Schreiner, Schuhmacher, Hamenmacher, Leinenweber, Färber, Viehhändler und die zahlreichen Wirte das ganze Jahr über florieren und das Marktgeschehen positiv beeinflussen. Das Zunftsiegel gewährleistete die Einhaltung der Zunftregeln. Die zahlreichen Bruder schaften, wie Sebastianus-, Hubertus-und Christenlehrbruderschaft boten den Handwerkern und Bewohnern verbriefte Pflichten und Rechte.

Die Hillesheimer Wollweberzunft hatte das Privileg auf allen Märkten in der gesamten Eifel das zum Kauf ausgelegte Tuch nachzumessen, denn es galt nur das Maß der Hillesheimer Elle von 0,5832 m. Der Viehmarkt galt über Jahrhunderte für die Region als wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Französische Regierung beschränkte im Jahre 1795 das Marktgeschehen und erlaubte nur noch einen Jahresmarkt, der am Dienstag nach Michaelstag (29. September) stattfand. Kaiser Napoleon verlegte 1808 diesen Tag fortan auf den Donnerstag vor St. Lukas (18. Oktober). Die nachfolgend im Amt tätige preußische Regierung bemühte sich 1829 Wochenmärkte einzuführen, was der Gemeinderat ablehnte. Er wies auf die kleine Zahl von 692 Einwohnern und deren nur 100 Feuerstellen hin, die fast alles zum täglichen Gebrauch und darüber hinaus selbst produzierten. Die vorschnelle Ablehnung bedauerte 10 Jahre später der Bürgermeister und erhielt zwei weitere neue Vieh- und Krammärkte genehmigt. Zur Begründung des Antrages gab er an, „dass die Hillesheimer Märkte die stärksten und anerkanntesten im Kreis seien und aus den Regionen Adenau, Prüm und Daun der Viehhandel zum größten Teil hier getätigt würde.“ Zusätzlich rühmte er die Bequemlichkeit und gute Bewirtung der zahlreichen Wirtshäuser für die Besucher.

Ab dem Jahr 1840 gab es daraufhin jährlich drei Märkte und 1852 kamen zwei weitere hinzu. Ein wöchentlicher Fruchthandel bereicherte das Geschehen. Für das Jahr 1863 ist belegt, dass 13 770 Rinder und Schweine aufgetrieben und zwei Jahre später es gar 20 370 waren. Für 1867 genehmigte die preußische Regierung in Trier zwei Pferdemärkte, die durch den Publikumsandrang auch für die mittlerweile ansässige Geschäftswelt Anreize bot. Da die Plätze für das Vieh nicht mehr ausreichte, kaufte die Gemeinde am Ortsrand 5 Morgen Land, bepflanzte ihn mit Linden und hielt dort den Schweinemarkt ab. Im Volksmund heißt er seitdem Lindenplatz und dient heute als Parkplatz. In der Lammersdorfer Straße wies die Gemeinde Mitte des 19. Jahrhunderst eine große Fläche zum Abhalten des Rindermarktes aus. Für das Jahr 1888 gab es 12 Marktgenehmigungen, die einen beträchtlichen Jahresumsatz zu verzeichnen hatten. In den beiden Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts erlitt der Viehhandel keine Einbußen. Im Jahre 1949 nahmen die Hillesheimer den Rindvieh- und Schweinemarkt mit Krammarkt wieder auf, erreichten aber nicht mehr die Vorkriegszahlen. Die Auftriebszahlen zeigen bis 1969 konstante Ergebnisse und 1978 zählte der Jahresauftrieb letztmalig über 12 000 Tiere. Mit dem Bau der Markthalle am Rande des Viehmarktes 1981/82 war bereits der Zenit des Viehhandels erreicht. Der 1973 eingeführte Kälbermarkt wurde wegen geringer Auftriebszahlen 1985 wieder eingestellt.

Durch Spezialisierung in der Tierhaltung und Umstrukturierung in der Landwirtschaft sowie BSE, MKS und anderer Krankheiten bahnte sich der Niedergang eines der bedeu-tensten Viehmarktes im westdeutschen Raum an. Für das Jahr 1985 zählte man knapp 8000 und 1993 4000 Tiere. Am 4. April 2002 kam nur noch ein Viehhändler mit vier Tieren nach Hillesheim zum Markt und ein Jahr später wurde der Viehmarkt formal eingestellt. Der Krammarkt findet jeden 1. und 3. Donnerstag weiterhin im Monat statt, der auch für Urlauber in kultureller Hinsicht in der sanierten Altstadt mit Stadtmauer als Anziehungspunkt gilt. Die 1140 m2 große Markthalle wird momentan unter Mithilfe der ehrenamtlich tätigen Seniorengruppe und Feuerwehr zur modernen Mehrzweckhalle umgebaut. Der Innenbereich beherbergt Bewirtungsmöglichkeiten, Garderoben, sanitäre Anlagen und eignet sich für Modenschauen, Konzerte bis hin zu Kleintierausstellungen.

Besonders großer Andrang herrscht stets am mehrtägigen im Juni stattfindenden Kirmesmarkt und am traditionellen Sonntags-Herbstmarkt im November mit gleichzeitiger Öffnung aller Geschäfte. Nun wachen der hl. Martin und der hl. Michael von der Pfarrkirche aus anstelle des früher angebrachten Strohwisches über die Tugenden der Händler und Besucher am Krammarkt. Die „ frequente Passage“, die Hillesheim ohne Zweifel im Mittellater innehatte, wie im 18. Jahrhundert ein hiesiger Pastor niederschrieb, erfuhr durch die Verleihung zur Europäischen Bespielstadt 1981/82 an Bedeutsamkeit. Seit Generationen gilt der Besuch des Hillesheimer Marktes auch als Treffpunkt von Verwandten und Bekannten aus den umliegenden Ortschaften. Die gemütliche Einkehr, wenn auch mit weniger Bauern und keinem Viehhändler mehr, in Gaststätten und Cafes, hat sich bis in die heutige Zeit erhalten.