Ohne ihn – kein Dauner Krankenhaus

Georg Karl Querings aus Schönbach, ein hervorragender Priester

Hermann Hellinghausen, Fließem

Für jede Gemeinde ist es eine Freude und eine Ehre, wenn ein tüchtiger Mann oder auch eine tüchtige Frau aus ihr hervorgeht. Schönbach, Filiale der Pfarrei Darscheid, kann sich eines hervorragenden Mannes rühmen. Er heißt Georg Karl Querings, geboren am 6. August 1775 in Schönbach, Sohn von Johann Adam Querings und seiner Gattin Maria Elisabeth, geborene Franzen. Die Großeltern waren Johann Querings und seine Ehefrau Margarete, für die im Stiftungsbuch der Pfarrei Darscheid eine Messstiftung am 19. November 1776 für 20 Reichstaler als Jahresmesse in Schönbach eingetragen ist. Und seine Schwester Anna Maria Saxler, geborene Que-rings, stiftete am 2. November 1826 ebenfalls eine Messe in Schönbach für 20 Reichstaler, die alljährlich am Dienstag nach Maria Geburt (Schönbacher Kirmes) gefeiert werden sollte. Heute ist der Name Querings in Schönbach nicht mehr anzutreffen. Wir dürfen annehmen, dass Georg Karl den ersten Unterricht von dem Vikar Egi-dius Burgund erhalten hat. Egidius Burgund war ein an der Trierer Universität gut ausgebildeter Lehrer, der in Schönbach im so genannten „Alten Pfarrhaus“ auf der anderen Straßenseite der Kapelle wohnte. Das „Alte Pfarrhaus“ war ein kleines strohgedecktes Häuschen mit zwei Räumen. Im Jahr 1957 wurde es abgerissen. Vikar Burgund wird die Begabung des jungen Georg Karl erkannt und gefördert haben. Georg Karl studierte später in Köln und wurde dort am 7. Juni 1800 zum Priester geweiht. Wegen der französischen Revolutions-

wirren war zu dieser Zeit die Universität in Trier geschlossen. Der Trierer Erzbischof und letzte Kurfürst, Clemens Wenzeslaus von Sachsen, hatte sich nach Marktoberdorf im Bistum Augsburg in Sicherheit gebracht. In Köln oder Metz waren nun die Ausbildungsstätten für die Priesteramtsbewerber aus dem Bistum Trier. Seine seelsorgliche Tätigkeit begann Georg Karl Querings als Kaplan in Mehren. Im Jahr 1807 erfolgte seine Ernennung zum Pastor in Beurig bei Saarburg. Er muss sich durch gediegenes theologisches Wissen, menschliche Qualitäten und seelsorglichen Eifer bewährt haben, so dass Generalvikar Cordel ihm zum 1. April 1815 die Pfarrei Sankt Nikolaus in Daun anvertraute. Pastor Hoersch in Daun schrieb 1888: „Was die Kriegszeiten, namentlich bei den ersten Stürmen der französischen Revolution, in den pfarrlichen Verhältnissen in Verwirrung gebracht hatte, sucht er nach Kräften zu ordnen. Bischof Hom-mer (1824-1836) schenkte ihm in besonderem Grade sein Vertrauen. Er ernannte ihn zum Dechanten des Dekanates Daun und zum Ehrendomherrn an der Kathedrale zu Trier.“ Pastor Georg Karl Que-rings hat nicht enttäuscht, wovon sich die Bischöfe Hommer und Arnoldi bei ihren Visitationen überzeugen konnten. Nun wäre es interessant, Einzelheiten über die seelsorgliche Arbeit von Pastor Querings zu erfahren. Doch da fließen die Quellen mäßig. Es war eine Umbruchszeit: Die Zugehörigkeit zu Frankreich nahm 1815 ihr Ende. Der in der Seelsorge

eifrige französische Bischof Charles Mannay musste 1816 Trier verlassen. Zunächst war eine Vakanz von 8 Jahren. Dann wurden die Bistumsgrenzen neu umschrieben. Erst 1824 bekam Trier in Josef von Hommer einen neuen Bischof. Im Bistum wirkten liberale Tendenzen der Aufklärung nach; die katholische Eifel musste sich mit dem preußischen Staatskirchen-tum auseinandersetzen. Mitte des Jahrhunderts kamen die schlimmen Notjahre der Eifel infolge widriger Witterungsverhältnisse. Leider erfahren wir nicht viel über das seelsorgliche Wirken von Pastor Querrings in dieser Zeit. Es scheint, dass die anstehenden Aufgaben der neuen preußischen Zeit ihn sehr in Anspruch nahmen, die er mit Klugheit bewältigen konnte. Einige Begebenheiten seien erwähnt:


Ein ehrenwerter Vorsteher der Pfarrei

1815 kam das Rheinland zu Preußen. Die Folge war, dass „Reiseprediger“ und auch zunehmend Protestanten in die Pfarrei kamen. Der Friedhof um die Kirche war Eigentum der katholischen Kirchengemeinde, also katholisch. Pastor Querings begrub aus „christlicher Liebe“ auch Protestanten auf dem katholischen Friedhof. Der preußischen Regierung hat das nicht gefallen. Sie verordnete, dort, wo der Friedhof katholisch war, einen neuen für Nichtkatholiken anzulegen. Das war im Jahr 1852. Der bis heute bestehende evangelische Friedhof an der Bitburger Straße, ursprünglich der private Nutzgarten des evangelischen Apothekers Ludwig Biehaut, wurde daraufhin 1862 von diesem der Zivilgemeinde Daun „zur Anlegung eines Begräbnisplatzes für die Evangelischen in der Gemeinde Daun“ übertragen. Ein Kaplan hatte an einem 22. Juli den „Sonntag aufge-tan“, damit die Bauern das Heu einfahren konnten. Bürgermeister Bender in Daun schrieb daraufhin an Bischof Hommer und bat um Abstellung solcher Eigenmächtigkeiten. Er verwies auf die „Verordnung der königlich hohen Regierung, Amtsblatt 1828, Seite 270“, in der die Störung der Sonntagsruhe verboten ist. Pastor Querings hatte für den Kaplan und die Bauern Verständnis. Ärger hatte Pastor Querings mit der „Hamannschen Stif-tung“. Frau Elisabeth Clara Hamann hatte am 12. März 1739 eine Fundation (Stiftung) zur Haltung einer Frühmesse gemacht. Der Erlös der Stiftung diente dem Unterhalt des Frühmessers (Kaplan). Zur Stiftung gehörten 1000 Reichstaler und Güter auf dem Maifeld, Wiesen in Daun und Weinberge zu Valwig an der Mosel. Die Stiftung war der katholischen Kirchengemeinde Daun gemacht worden. Doch die Familie Hamann behielt sich die Verwaltung der Stiftung vor, und das Generationen hindurch.

Die Bischöfliche Behörde bestand hartnäckig auf der Verwaltung der Stiftung durch die Kirchengemeinde. Pastor Querings bemühte sich zwar darum, doch ohne Erfolg. Als er 1852 in der Abteilungsverhandlung die Kirchengemeinde seinem Nachfolger übergab, fragte die Bischöfliche Behörde bei ihm an: „Ist die Sache mit der Hamannschen Stiftung noch nicht erledigt?“ Sie war es nicht! Pastor Que-rings war der Friede wichtiger als eine harte Durchsetzung des Rechts, zumal die Stiftungserträge der Pfarrei - abzüglich der Unkosten - jährlich überwiesen wurden. Als Pastor Querings die Pfarrei Daun verließ, konnte er seinem Nachfolger eine gewissenhaft geführte Pfarrei übergeben. Er hatte im Jahr 1817 das Lagerbuch der Kirchengemeinde in schöner und gut lesbarer Schrift neu angelegt. Darin sind alle Vermögenswerte an Gebäuden, Grundstücken, Rechten und Pflichten, das Inventar der Gebäude, die Gottesdienstordnung, die Stiftungen, wichtige Angaben zur Geschichte der Pfarrei, kurz alles enthalten, was für die Pfarrei von Bedeutung ist. 37 Jahre lang hat Pastor Querings segensreich in Daun gewirkt. Als seine Kräfte schwanden, zog er sich im 77. Lebensjahr in das neu errichtete Emeritenhaus für Priester in Trier in den Ruhestand zurück. Pastor Hoersch vermerkt: „Die Pfarrei sowohl wie die Geistlichen des Dekanates verloren in ihm einen ehrenwerten Vorsteher.“ Das

Emeritenhaus war in dem ehemaligen, säkularisierten Kloster der Klarissinnen in der Dietrichstraße eingerichtet worden. Die preußische Regierung überließ es 1851 Bischof Wilhelm Arnoldi, der es für alte und kranke Geistliche einrichten ließ. Pastor Querings wurde der erste Obere in diesem Emeritenhaus. (Seit dem Jahr 1894 ist es den Weißen Vätern zur Verfügung gestellt). Dort durfte er noch fünf Jahre lang seinen Lebensabend verbringen, bis ihn sein himmlischer Herr am 14. Oktober 1857 als 82-jährigen Greis heim rief in die ewige Freude.

Stiftungskapital für Dauner Krankenhaus

Einige Zeugnisse seiner Frömmigkeit und sozialen Einstellung sind uns erhalten und verdienen genannt zu werden. Der Kapelle in Schönbach schenkte er ein rotes Messgewand. In seinem Testament vermachte er der Kapelle einen Talar, eine Albe, 20 Reichstaler für die Reparatur des Kelches und 15 Reichstaler für die Anschaffung eines schwarzen Messgewandes. Schließlich machte er eine Messstiftung mit dem hohen Stiftungskapital von 60 Reichstalern. Die Messe sollte alljährlich am Mittwoch nach dem Fest Maria-Geburt (Schönbacher Kirmes) gefeiert werden. Die neue Pfarrkirche in Darscheid, die Dechant Querings am 12.Dezember 1833 einsegnete, erhielt aus seinem Nachlass ein Priesterrochett und einen Priesterkragen. Den Löwenanteil aus seinem Nachlass erhielt die Kirchengemeinde Daun. Er schenkte ihr einen ausgesprochen schönen Speisekelch. Die lateinische Inschrift unter dem Fuß des Speisekelches lautet übersetzt: „Im Jahre des Heils 1854 machte Georg Karl Querings der Pfarrkirche zu Daun dieses Ziborium zum Geschenk. Er war geboren in Schönbach und vom 1. April 1815 bis 1. Oktober 1852 Pastor in Daun“ Der Kelch ist reich geschmückt: Dargestellt sind: Auf dem Fuß der Kirchenpatron Nikolaus, die Mutter Anna mit Maria und eine weitere Heilige; auf dem Knauf ein Christushaupt, Petrus und Maria; auf der Cuppa vier Engelköpfe. Dazwischen immer wieder Ähren, Trauben und Blattwerk. Außerdem vermachte er der Kirchengemeinde in Daun tausend Taler, halb für die Armen und halb für die Gründung eines Krankenhauses. In seinem Testament steht: „Ich vermache der Fabrik (Kirchengebäude) der katholischen Kirche in Daun, bestehend aus den Gemeinden Daun, Rengen, Boverath und Gemünden tausend Taler. Diese tausend Taler werden der Kirchenfabrik behufs Gründung einer Stiftung zur Unterstützung katholischer Armen aus den genannten Orten, und zwar vorzugsweise zur Unterstützung armer Kranken katholischer Religion überwiesen. ...Die eine Hälfte der Zinsen vom Stiftungskapital hat der zeitliche Pastor zu Daun nach Anleitung eines unter seinem Vorsitz jährlich zu erwirkenden Kirchratsbeschlusses unter brave arme Katholiken auszuteilen. Die andere Hälfte der Zinsen soll solange kapitalisiert werden, bis der Fond zu viertausend Taler angewachsen ist, von welchem Zeitpunkt an alsdann die Gesamtzinsen zur Verteilung kommen sollen. Das bis zu viertausend Taler angewachsene Kapital kann dann auch zur Gründung eines Hospitals für die katholische Pfarrei Daun verwendet werden, wenn diese Armenstiftung durch fernere Beiträge bis zu einer dazu ausreichenden Summe sich vergrößert haben wird. Auch das Hospital muss in obiger Weise durch den Kirchenrat verwaltet werden.“ Wenn wir nun lesen, dass am 18. Januar 1884 Franziskanerinnen von Waldbreitbach nach Daun kommen und dass die Kirchengemeinde Daun 1893 den Grundstein zum ersten Bau des Maria Hilf Krankenhauses legt, dann wissen wir, wer die Anregung und das Grundkapital zu dem Bau gegeben hat: Kein anderer als der ehemalige Pastor und Dechant von Daun, Ehrendomherr der Bischofskirche in Trier, Georg Carl Que-rings, geboren in Schönbach.

Benutzte Literatur:

Bistumsarchiv Trier, Abt. 85 Nr. 2813. Festschrift: 100 Jahre Krankenhaus Maria Hilf Daun

Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Stadt Trier

Lagerbuch Pfarrei Daun Mayer Alois, Ortsfamilienbücher der Pfarreien Darscheid, Mehren, Daun Mayer Alois, Evangelischer Friedhof in Daun Pfarrarchiv Darscheid, Stiftungsbuch