Erweiterung Geschichtsstraße in der Verbandsgemeinde Kelberg

Peter Burggraaff und Klaus-Dieter Kleefeld

Es ist nun sieben Jahre her, dass der erste Abschnitt der Geschichtsstraße am 21. September 2001 eröffnet wurde. Der dazu gehörige Wanderführer erschien im Dezember 2002.

Der Erfolg der Geschichtsstraße in der Verbandsgemeinde Kelberg führte 2005 zu einer ersten Erweiterung. Die am 11. Dezember 2005 eröffnete Verbindung besteht aus drei Informationstafeln zwischen Sassen und Ferienpark Heilbachsee in Gunderath. Die Konzeption der Route1 und die Informationstafeln finanzierte der Ferienparkbetreiber Center Parcs.

Im April 2004 wurde in Zusammenarbeit mit dem Bund

für Heimat und Umwelt (BHU) von Frau Dr. Inge Gotz-mann (Geschäftsführerin des BHU), Frau Andrea Meyfarth (Tourist-Information der Verbandsgemeinde Kelberg) und dem Verfasser ein zweitägiger Lehrgang in Kelberg veranstaltet, bei dem sich zehn Interessierte für Führungen entlang der Geschichtsstraße ausbilden ließen. Seitdem vermitteln sie regelmäßig die Stationen der Geschichtsstraße direkt und ganz persönlich. Schon im Juni 2003 hatte der Verbandsgemeinderat Kelberg außerdem einstimmig einen zweiten Abschnitt und damit eine deutliche Erweiterung der Geschichtsstraße beschlossen. Das Kölner Büro

für historische Stadt- und Landschaftsforschung erhielt den Auftrag zur Konzeption für die Erweiterung der Geschichtsstraße über das gesamte Verbandsgemeindegebiet. Das erarbeitete Konzept wurde am 28.10.2004 dem Verbandsgemeinderat Kelberg vorgestellt und einstimmig zur Kenntnis genommen. Der zugehörige abschließende Bericht war am 1.3.2005 fertig gestellt.

Für die Umsetzung des Konzepts der Erweiterung des zweiten Abschnitts der Geschichtsstraße wurde ein Projektbeirat eingerichtet2. Dessen Hauptaufgabe ist die Projektbegleitung, Betreuung und Koordinierung der Umsetzung des geplanten Abschnitts sowie die Einbeziehung der beteiligten Ortsgemeinden. Am 23. März 2005 fand die erste Sitzung des Projektbeirates statt. Nach dem Abschluss der vorbereitenden Planung wurde Ende 2005 einen Förderantrag beim Wirtschaftsministerium in Mainz gestellt, der im August 2007 bewilligt worden ist. Die Gemeinderäte der beteiligten Gemeinden stimmten Ende 2007 und Anfang 2008 der Konzeption, Umsetzung und dem Finanzierungsplan einstimmig zu, so dass mit den Umsetzungsarbeiten begonnen werden konnte.

Die Koordination übernahm Frau Iris Steinhaus für die Verbandsgemeinde Kelberg und die Tourist-Information Kelberg. Im Herbst 2008 wird auch der zweite Abschnitt der Geschichtsstraße abgeschlossen sein.

In dem Gutachten für die Erweiterung der Geschichtsstraße sind folgende Themen für die übergreifende Beschilderung der Geschichtsstraße im Rahmen der Geschichtslandschaft Kelberger Land vorgeschlagen worden:

1. Kirchengeschichte und Volksfrömmigkeit:

Christianisierung der Spätantike und Frühmittelalter, Pfarrsprengel, Kirchenbau, Kapellen, Prozessionswege, Bittprozessionen, Kreuzwege, Fußfälle, Wegekreuze, Spiritualität, Schutzpatrone, Heiligenverehrung

2. Siedlungsgeschichte: Dorf-, Orts-, Haus- und Hofformen: Genese, Typologien, Wüstun gen, Erscheinungsbild, Baumaterialien

3. Wald- und Forstgeschichte: Waldbewirtschaftung (Schlagholz, Brennholz, Köhlerei, Niederwald oder Eichenschälwald), Waldnutzung, Wald als Allmende, preußische Aufforstung, Forst-

verwaltung, Jagd (mit Unterstützung des Forstamtes Hillesheim)

4. Landwirtschaftsgeschichte: Ackerbau (Bewirtschaftungsformen wie Dreifelderwirt schaft, Rott-und Schiffelwirtschaft), Viehzucht (Waldweiden, Heiden, Weidegenossenschaften, Tierrassen), Erbrecht (Auswirkung der Realteilung), Betriebsgrößen, Notstands maßnahmen (Flurbereinigungen seit 1885)

5. Herrschafts-, Territorialgeschichte und Verwaltungsgeschichte: Akteure (Landes herren), Grenzen, Verwaltungs- und Rechtsgeschichte, Gerichtswesen, Herrensitze

6. Militärgeschichte: Epochenübergreifend von

den Römern bis zum Zweiten Weltkrieg, Keltische, römische und mittelalterliche Befestigungen, frühneuzeitliche Schanzen und Landwehre, neuzeitliche Kriegs- bzw. Verteidigungseinrichtungen (V-1-Rampen, Schutz keller des Zweiten Weltkriegs, Luftangriffe usw.)

7. Geschichte der Infrastruktur: Anlagen der Wasserversorgung (Hochbehälter, Wasserlei tungen und Brunnen), Ent- und Bewässerungsmaßnahmen, Stromversorgung

8. Umweltgeschichte: Klima, Wetter, Böden, Erosion, Gewässer, Natur und Kultur, Flora und Fauna, extreme Wetterereignisse

9. Technik-, Gewerbe- und Bergbaugeschichte: Wassermühlen, Bergwerke, Steinbrüche, Transportmittel, Energieträger (Wasser und Wind), Werkzeuge, Geräte, Nutztiere, Straßenbau,

10. Sozial- und Alltagsgeschichte: Armut, Amerikaauswanderung, Ruhrgebietsmigration, Arbeitsmöglichkeiten, Altersversorgung, Frauengeschichte (Genderperspektive)

11. Geschichte des Tourismus: Touristische Einrichtungen, Landschaftspanoramen, Luftkurort, Sommerfrische, Hotels

12. Bildung und Kultur: Schul- und Bildungswesen

13. Volkskunde: Feste,

Der Nürburgring 1930 (Station 8)

Zeichnung: Fanny Hartmann, Bern

Kelberg-Rothenbach                                Kelberg-Meisenthal

9. Der Rothenbacher Drees                      12. Die Meisenthaler Mühle oder Ternesmühle (1809) mit Kapelle (funktionsfähige Mühle mit Mühlengraben und Weiher)

10. Die alte Post (Fachwerkhaus um 1800)   

11. Das Rothenbacher Schulhaus           

                                             

13. Kapelle St. Antonius (1708) mit ehemaligem Pfarrhaus (18. Jh.)

14. Das Eifeler Kniestockhaus (17. Jh.)

Bodenbach

15. Der Römerburgus „Ober der steinigen Heck“ mit den archäologischen Angaben

16. Der Römerburgus als Thema

17. Der römische Burgus mit Rekonstrukionszeich-nung)

18. Der römische Burgus mit dem Ergebnis der geomagnetischen Untersuchung von Peter Henrich, Universität Köln

19. Der römische Steinbruch

20. Die sieben vom Bodenbacher Schafhirt Lorentz Heintz aufgrund eines Gelöb nisses gestifteten Fußfälle der Schmerzen Marias von 1816 (Zeichnung)

21. Das Wohnhaus von Lo rentz Heintz mit Pottasche-Bottich

22. Die Pfarrkirche St. Apol-lonia

Borler

23. Das zweigeschossige Bockfachwerkhaus (1766)

24. Die St. Bernard-Kapelle mit dem Naturdenkmal „Kastanie“ (ca. 270 Jahre) und das Naturdenkmal: „Alte Eschengruppe“ (150 Jahre) südöstlich der Kapelle auf dem Ettenhof

25. Die landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt von 1950

26. Die Hofwüstung Heyer und Fischweiher des 13.

Jahrhunderts (Zeichnung)

27. Die Eifelkiefersaatkultur (Forstamt)

28. Die St. Leonard geweihte Heyerkapelle 1875 mit Kreuzweg von 1878

Bodenbach

29. Die Mineralquelle Bodenbacher Drees

Bongard

30. Die römische Siedlung „Hönkelsberg“ (Zeichnung)

31. Das Arbeitslager von 1936

32. Das zweigeschossige Fachwerkhaus des 18. Jahrhunderts

33. Die Filialkirche St. Agatha von 1916

34. Die Geschichte des Staatswaldes am Barsberg

35. Das alte Forsthaus oder Forstgehöft von ca. 1850

36. Die Ringwallanlage Barsberg von ca. 500 v. Chr. (Zeichnung)

37. Die Naturwaldzelle bzw. Buchenurwald am Barsberg im Naturschutzgebiet Barsberg

38. Das Gräberfeld mit etwa 20 Hügelgräbern (Zeichnung)

Gelenberg

39. Das Trierer Bauernhaus von 1886

40. Die Kohlensäurequelle (Mofette)

Kelberg

41. Die V-1-Stellung am Hel-tenberg von 1944

42. Das Spitze Kreuz als Pest-gelöbniskreuz4 (Zeichnung)

43. Das Pfarrheim St. Josef (1809)

44. Die Winkelhofanlage aus dem 18. Jahrhundert

45. Der Schutzbunker „in der Holl“ an der Bergstraße

46. Die Pfarrkirche St. Vin-zenz mit Baldachinsbau

Mit dieser Aufzählung ist beabsichtigt, die thematische Bandbreite des zweiten Abschnitts der Erweiterung der Geschichtsstraße zu verdeutlichen. Damit wird entlang unterschiedlicher Rundrouten die Geschichte der heutigen Verbandsgemeinde Kelberg an vorhandenen Standorten innerhalb der Landschaft erzählt.

Die Zeichnungen, Bilder und Texte auf den Informationstafeln sprechen dabei zugleich mehrere Zielgruppen an. Manchen Menschen genügt der kurze Blick auf die Überschrift, andere lesen die nachfolgenden Sätze und erfahren mehr über die Region und ihre Geschichte, wieder andere werden zum Nachdenken angeregt. Die Wanderung in der schönen Eifellandschaft wird zur Entdeckungsreise. Man sieht nur, was man weiß. In diesem Sinne bietet die Geschichtsstraße Station für Station Anknüpfungspunkte, um das noch „Sichtbare“ und das „Unsichtbare“ der historischen Kulturlandschaft rund um Kelberg ins Gedächtnis zu rufen oder überhaupt bekannt zu machen. Manche Spuren der Geschichte verbergen sich im Boden oder sind überlagert durch spätere Veränderungen. Auch deshalb wurden, wie im ersten Abschnitt der Geschichtsstraße, von der Schweizer RekonstruktionsKünstlerin Fanny Hartmann aus Bern eindrucksvolle

Zeichnungen angefertigt. Sie geben eine Vorstellung von den jeweiligen Orten und Ereignissen und lassen genug Raum für die eigene Phantasie. Die Texte der Informationstafeln hat Melanie Rich-ter5 redaktionell bearbeitet. Die bewährten stabilen wetterfesten Basaltsockel stehen bereits und demnächst folgen die Beschilderungen. Dann sind die Leser und Leserinnen des Heimatjahrbuches des

Kreises Vulkaneifel herzlich eingeladen, entlang der neuen Route „Geschichte“ zu erwandern.

Anmerkungen:

1 Die Ausarbeitung für diese Stichroute ist 1995 vom Büro für historische Stadt und Landschaftsforschung erstellt worden.

2 Dieser Beirat besteht aus dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kelberg Karl Häfner, dem Büroleiter Johannes Saxler und der Leiterin der Touristinfo Andrea Meyfarth, dem Leiter des Forstamtes Hillesheim Martin Manheller, dem Kreisjagdmeister Ulrich Umbach,

der Vorsitzenden des Eifelvereins Ortsgruppe Kelberg Hanni Kreusch, den Bürgermeistern der beteiligten Ortsgemeinden Bodenbach, Bongard, Borler, Gelenberg und Kelberg, dem Vorsitzende des Gewerbevereins Kelberg Alfred Borsch und der Heimat- und Regionalforschung (Peter Bauer), Dr. KlausDieter Kleefeld und Verfasser.

3 Müllenbach und Nürburg gehörten bis 1932 zum Amt Kelberg.

4 Am Spitzen Kreuz hat der Eifelverein, Ortsgruppe Kelberg vor einigen Jahren ein Schild auf einem Steinsockel und eine Sitzgruppe aufgestellt.

5 ARCONTOR GbR Niedersachsen, Schloss Wendhausen, Hauptstr. 19, 38165 Lehre-Wendhausen.