Leere Hände

Nun sind sie tot, an die ich mich gehalten,
auf deren Worte ich mich gern verließ.
Und schon gehör ich selber zu den Alten-
ich stehe da, wo Jugend mich verließ.

In meinen Haaren glänzen Silberfäden
und sie vermehren sich von Tag zu Tag.
Die hellen Träume meiner Jugend klagen,
die ich im Trubel meiner Zeit verloren hab.

Auch ich, ich wollt einmal die Welt verändern,
das Leid besiegen und den Haß, den Krieg.
Es blieben mir die Sprüche in Kalendern.
Die sind mir immer noch besonders lieb.

Nun steh ich da mit ganz, ganz leeren Händen
und bringe keine Gabe zum Altar.
Die Heiligen, sie schauen von den Wänden
als wären sie nur mich zu richten da.

Jedoch, mich wird die Hoffnung immer tragen,
dass ER, der ihnen und auch mir der Höchste ist,
mir einst für meine Mühen, meine Klagen,
aus Liebesfülle die Vergeltung misst.

Ingeborg Freisinger, Bad Reichenhall