Aus der Geschichte des Augustinerklosters in Hillesheim

Ralf Gier, Köln

In der Vergangenheit erschienen – nicht zuletzt auch in der Reihe der Heimatjahrbücher des Kreises Daun – mehrere das Hillesheimer Augustinerkloster betreffende Aufsätze. Nicht ungewöhnlich jedoch, dass die Veränderungen des 19. Jahrhundert eher umschrieben als exakt betrachtet werden. Ist das vorletzte Jahrhundert vielleicht schlechter dokumentiert? So soll an dieser Stelle auch weniger auf die Zeit vor 1802 (Säkularisation) und nach 1888 (Einrichtung der Landwirtschaftsschule) eingegangen werden, als auf den, zwischen diesen Jahren liegenden Zeitraum. Während Wackenroder in den Kunstdenkmälern der Rheinprovinz 1928 angab, dass die Klostergebäude 1811 durch die französische Regierung versteigert worden seien, benennt die Ortschronik von Meyer (1990) mit dem 07.06.1805 ein exaktes Datum und setzt als Verkaufspreis die (geringe) Summe von 746 Talern hinzu (S. 116). An anderer Stelle (S. 242) führt Meyer die Versteigerungen in napoleonischer Zeit auf, hier gibt er richtigerweise die Beträge in Franc an, doch unverändert das Jahr 1805 als Verkaufszeitpunkt für das Kloster aber auch 1811 für den Paulshof.

Vertauschte Wackenroder -bei gleicher Quellenlage - die Daten?

In der aktuellen einschlägigen Literatur (Schieder, 1991) hingegen ist nachzulesen, dass Kloster und Kirche sowie die zugehörige Brauerei, Schuppen, Stall und Garten am 11.10.1803 vor dem Tribunal (Trier) zur Versteigerung gelangten. Zu diesem Zeitpunkt war das Objekt für eine Jahrespacht von 172 Franc an Heinrich Schmitz verpachtet. Der Schätzpreis von 1.975 wurde im Schlussgebot, das der Trierer Händler Mathias Josef Hayn abgab, um nahezu das Doppelte auf 3.550 Franc überboten. Wa-ckenroder wie Meyer lassen die weitere Geschichte des Klosters nach 1805 bzw. 1811 im Dunkeln. Glücklicherweise benennt ersterer jedoch die Nutzung in 1928: „jetzt Katasteramt, landwirtschaftliche Winterschule und eine Fabrik enthaltend“.

Wenn der Begriff „Kataster-amt“ auch erst eine Entwicklung der 1870-er Jahre ist, so gehen die Anfänge der Katasterverwaltung in Hillesheim als Steuerkontrollbezirk auf das Jahr 1842 zurück. Damals war es jedoch unüblich, eigenständige Büroräume vorzuhalten, das „Amt“ befand sich in den Privaträumen des Steuerinspektors bzw. -kontrolleurs der im Übrigen nicht zwingend auch Geometer sein musste. So wissen wir also nicht, ab

wann diese Dienststelle sich in den Klostergebäuden befand. Über die Schule hingegen sind wir weitgehend gut unterrichtet, sie nimmt 1888 ihren Betrieb auf. Bot Hayn kurz nach Ansteigerung 1803 der Gemeinde Hillesheim das Kloster oder Teile desselben zur Einrichtung einer höheren Schule an? Oder nicht doch eher Johann Heinrich Schmitz? Dieser, 1746 als Sohn des Oberförsters der Grafen von Manderscheid-Blankenheim Anton Schmitz auf Burg Bettingen geboren, kehrte nach dessen Tod, gemeinsam mit zumindest einem Bruder und seiner Mutter, in deren Geburtsort Hillesheim zurück. Als Schöffe, Kaufmann und Gastwirt etablierte sich Heinrich Schmitz in dem kleinen Landstädtchen und so heiratet er 1778 in Anna Luzia Herbrand eine Tochter aus ebenfalls angesehener Familie. Während sein Namengebender Pate Johann Heinrich Schmitz von 1746-1786 Pfarrer von Tondorf war, trug sich bei der Taufe seines Erstgeborenen, Johann Martin, am 12.11.1778 der Geistliche Johann Martin Herbrand in die Bücher ein; Anna Luzias älterer Bruder. Heinrich konnte es sich leisten, nach dem Ende der Feudalzeit das ehemalige Augustinerkloster zu pachten und offensichtlich später auch anzukaufen. Bei seinem Tod (16.02.1829), hinterließ er einen stattlichen Besitz. Da der erstgeborene Johann Martin bereits am 15.03.1828 als Dr. med. und Königlicher Kreisphysikus verstorben war, ging dieser wohl im Wesentlichen auf dessen Witwe und deren Kinder über; bezeichnete sich Maria Josephina Catharina Antoinetta Ludovica Schmitz geb. Bolen (1789-1864), Tochter des Dauner Friedensrichters und Notars Joh. Nik. Jos. Bolen, doch fortan als Gutsbesitzerin. Die Geschwister ihres Mannes lebten teilweise unverehelicht im elterlichen Haus weiter oder wurden, so ist zu vermuten, mit Geldzahlungen abgefunden. Ein gangbarer und oft angewandter Weg, um den Besitz zusammenzuhalten. So betätigte sich Karl Anton (1785-1844) als Kaufmann und Posthalter und die Geschwister Johann Joseph (1793-1845, Kaufmann und Gutsbesitzer) und Anna Lucia (1789-1833) blieben unverheiratet; die Tochter Margare-the hingegen vermählte sich nach Beilstein an der Mosel und betrieb dort ein Weingut. Margarethes Tochter Anna Maria Albertine kehrte nach Hillesheim zurück und ehelichte wie ihre Cousine Elise Amalie Schmitz (1823-1893), Tochter des Johann Martin, einen Angehörigen der Familie Schlags. Und mit dieser Familie schließt sich der Kreis zu der späteren Gerberei Zinzius. In ihr begegnen wir der zweiten Familie, der nach 1800 wirtschaftlicher Erfolg und Ansehensgewinn gelang und die im 20. Jahrhundert Hillesheim weitgehend hinter sich ließ.

Acht Kindern schenkte Luise Schmitz geb. Bolen zwischen 1809 und 1825 das Leben.

Luise (1811-1889), die Zweitgeborene, heiratet in Anton Schruff (1804-1885) einen Sohn des Müllenborner Hüttenmeisters. Schruff lässt sich wie sein Schwiegervater in Hillesheim als Arzt nieder und stirbt dort als Geheimer Sanitätsrat; ihm folgt als Arzt der 1837 geborene Sohn Friedrich. Sieben der 10 Kinder Schruff verlassen Hillesheim kurz nach ihrer Eheschließung oder wie Julia (1841 - um 1918), als Witwe des Gerbereibesitzers Jacob Emil Schlags (1838-1911). So stirbt diese Seitenlinie bereits 1905 im Mannesstamme in Hillesheim aus, doch wer lebte im Kloster? Auch von dort zogen die Geschwister in die Ferne. So Edmund, der sich in Mehren als Gerber niederließ (1847). Wilhelmina gnt. Minna (1818-1902), Juliana gnt. Julie (1825-1903) und ihr Bruder Albert (1820-1888) blieben auch nach dem Tod der Mutter unverehelicht im elterlichen Haus. Infolge einer Privatvereinbarung unter den Geschwistern vom 03.12.1864 und eines späteren Teilungsaktes vom 07.03.1887 vor Notar Esser, Hillesheim, gelangten sie schließlich in den alleinigen Besitz des Anwesens einschließlich etwa 5 Hektar. Selbst bezeichneten sie sich als Rentner; ihre Einkünfte bezogen sie aus Miet-und Pachteinnahmen, zum Beispiel von der Gerberei des Schwagers Karl Peter Schlags (1815-1899), dem Ehemann der Elise Amalie Schmitz. Nur 4 Wochen nach dem Tod der Schwiegermutter erhielt Karl Schlags sr. am 15.08.1864 die Genehmigung zum Betrieb derselben. War diese auf dem Klostergelände eingerichtet, so war es nur folgerichtig, dass die drei unverheirateten Geschwister im Sommer 1888 ihrem Neffen, dem Lederfabrikanten Karl Schlags jr., die Klostergebäude für den Preis von 20.000 Mark übertragen. Allerdings waren verschiedene Auflagen mit diesem Verkauf verbunden. Karl Schlags jr., seit 1886 mit der Tochter des Prümer Lederfabrikanten Joh. Nicolaus Alff, Maria Margaretha verheiratet, gab bereits 1898, erst 37-jährig, den Betrieb der

Gerberei auf und veräußerte sie an Roland Zinzius. Die noch unbeantworteten Fragen zeigen, dass es noch weit mehr an Stadt- und Ortsgeschichte aus dem 19. Jahrhundert zu entdecken gilt. Wann wurde dieses Haus errichtet und durch wen? Wer besaß oder gründete jenen Gewerbebetrieb. Die im Landeshauptarchiv Koblenz lagernden Kataster- und Notariatsakten hüten hier noch so manchen Schatz.

Quellen und Literatur

Landesarchiv NRW, HStaD, Best. Notare, Rep. 3410, Nr. 24605 v. 26.07.1888. Heckmann, Margarete, Neunzehn Jahre

Hauswirtschaft an der Landwirtschaftsschule Hillesheim, in: Hjb. Kreis Daun, 1997, S. 222f

Merkelbach, Thea, Gerberei Zinzius in Hillesheim, dito, 2006, S. 82ff Meyer, Hermann, Hillesheim, Die Geschichte eines Eifelstädtchens, 1990, S. 103ff

Mölich, Georg u.a. (Hrsg.), Klosterkultur und Säkularisation im Rheinland, 2002. Romes, Thomas, Auf den Spuren einer Orgel, in: Hjb. Kreis Daun, 2001, S. 202ff Schieder, Wolfgang (Hrsg.), Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803-1813, Teil III, 191, S. 317

Schulz, Felicitas, Das Augustinerkloster – gestern und heute, dito, 1994, S. 57 Theisen, Dr. Karl Heinrich, Augustiner in Hillesheim, in: dito, 2006, S. 209ff Wackenroder, Ernst, Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun, 1928, S. 652f. Weber, Heinz, Die preußische Katasterverwaltung im Regierungsbezirk Trier 1835-1946, 1991. Familienkundliche Smmlg. des Autors