In Wien oft zu finden – der Name Daun

Prachtpalais Daun-Kinsky

Alois Mayer, Daun

Wien – Hauptstadt Österreichs. Eine 1,6 Millionenstadt, die bis heute ihren besonderen Reiz und Charme bewahrte, die sie zu den besuchenswertesten Städten Europas werden ließ.

Neben den schier unermesslichen Kunst- und Kulturgütern bietet die Stadt ein herrliches Ambiente von Alt und Neu, von Romantischem und Supermodernen, von musealem und hektisch pulsierendem Leben.

Und inmitten dieser Vielzahl historischer Dokumente, Denkmäler und Bauten sind zahlreiche, die mit dem Namen Daun verbunden sind. Auch wenn kaum ein Wiener dabei an das ferne Vulkaneifelstädt-chen Daun denken wird, so beeinflussten dennoch „Dauner“ ganz entscheidend die österreichische Vergangenheit mit – in Politik und Architektur. So präsentiert sich unter anderem im Zentrum der Wiener Innenstadt, an der Freyung, kurz vor der Abzweigung Herrengasse, einer der bedeutendsten und kunsthistorisch beeindruckendsten Paläste des Hochbarocks, bekannt als

Palais Daun-Kinsky. Warum der Name Daun? Erbaut wurde es in den Jahren 1713 bis 1716 für den Feldmarschall Wirich Philipp Lorenz Graf von und zu Daun.

Dieser war der Sohn von Graf Wilhelm Johann Anton von Daun, der das kleine Daun und seine teilweise ruinöse Stammburg 1657 verlassen hatte und in österreichische Dienste getreten war. Und dort in Wien wurde nun jener Wirich Philipp am 19. Oktober 1669 geboren. Als hervorragender Politiker und Heerführer im Spanischen Erbfolgekrieg unter Prinz Eugen gegen Türken, Spanier und Franzosen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Ehrentitel (Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, Geheimer Rat und Kämmerer), wurde zum kaiserlichen Feldmarschall befördert, erwarb neben Ruhm (seit 1710 Fürst von Thiano; Vizekönig von Neapel; seit 1725 Statthalter der Niederlande; danach Gouverneur des Herzogtums Mailand) ein beachtliches Vermögen und starb am 30. Juli 1741 in Wien. Sein Wandgrab befindet sich in der Georgskapelle der Wiener Augustinerkirche. Der reiche Graf und Feldmarschall Wirich Philipp Lorenz von Daun, der zu den angesehensten Persönlichkeiten am kaiserlichen Hofe zählte, kaufte mit 40 Jahren in der Freyung ein altes Haus mit Anwesen des Grafen Lam-berg. Er ließ es 1713 abreißen und beauftragte den Architekten Johann Lukas von Hildebrandt (1668-1745), ein Palais zu errichten. Dieser war einer der renommiertesten Baukünstler seiner Zeit, von dessen begnadeter Kunst neben Schloss Belvedère noch viele Paläste und Schlösser, Kirchen und Luxusbauten in und um Wien zeugen. In den Jahren 1713-1716 entstand

Palais Daun-Kinsky, heute

nun wohl der bedeutendste Profanbau Hildebrandts, ein Prachtbau von dreißig Metern Breite und nahezu neunzig Metern Länge, das dem „Dau-ner“ nunmehr als Wiener Stadtresidenz diente. Ansonsten bewohnte er seine Landschlösser in Ladendorf, in Kirchstetten und Pellendorf. Der Palast Daun-Kinsky beeindruckt nicht nur äußerlich. Auch sein Inneres, der Variationsreichtum der Raumgestaltung, die großartigen Stuckaturen und imposanten Fresken, prachtvolle Deckengemälde mitsamt den verschiedensten Skulpturen fordern staunende Anerkennung. Noch heute gehört er zu den schönsten in Wien. Aus welchen (finanziellen?) Gründen auch immer, sein Erbe und berühmter Sohn Leopold von Daun verkaufte 1746 diesen Prunkpalast an seinen engen Freund Johann Joseph Reichsgraf von Khe-venmüller.

Doch auch dieser veräußerte das Palais fünfzehn Jahre später (1764) an den Reichshofratspräsidenten Ferdinand Bonaventura Graf von Harrach, der es als Unterkunft für die Schweizer Leibgarde der Kaiserin Maria Theresias (Vorläufer der Polizei) vermietete. Als jedoch Harrachs Tochter Rosa Maria Aloisia Catharina 1777 den Grafen Joseph Kinsky von Wchinitz und Tettau, uralter böhmischer Adel, heiratete, erhielt sie es als „Hochzeits-gut“. In diesem Familienbesitz blieb der Palast nunmehr über 200 Jahre. Nach dem Ersten Weltkrieg endete die Habsburgermonarchie. Die Kinskys verloren durch das Adelsaufhebungsgesetz von 1919 ihre fürstliche Identität. Ihre umfangreichen böhmischen Besitzungen wurden enteignet. Die Familie begann zu verarmen, dem Wiener Palais Daun-Kinsky mangelte es an Restaurierungsmaßnahmen.

1938 beschlagnahmte es die deutsche Wehrmacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in dem Haus die Botschaften von China und Argentinien untergebracht. 1986 verkaufte der während der Kriegswirren in Argentinien aufgewachsene Franz Ulrich Fürst von Kinsky das Anwesen an eine Privatstiftung, die umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen vornahm. Heute präsentiert sich dieser Prachtbau wieder in seiner ganzen ehemaligen barocken und feudalen Pracht. Auch wenn heute in ihm keine Adligen und Grafen mehr wohnen, sondern in Büroräumen („Palais Events Veranstaltungen GmbH“) gearbeitet und der große Festsaal gerne als Konzertsaal genutzt wird, so lebt der Name „Palais Daun-Kinsky“ weiter und erzählt etwas von den familiären Wurzeln des mittelalterlichen Dauns, fernab im Herzen der Vulkaneifel.