Pitter und seine Familie

Wilma Herzog, Gerolstein

Ein stattlicher Mann sitzt auf der Bank vor unserem Rondell in Gerolstein. An welchem Einheimischen damals Meister Ulrich Henn aus Leudersdorf Maß nahm, wird wohl ewig sein Geheimnis bleiben. Wir Gerolsteiner mögen den Mann, der auch bei den Gästen gut ankommt. Das erkennt man an denen, die ihn fotografieren. Manchmal wird er gar von einem Fan umarmt. Und für einen besonderen Schnappschuss klettern kleinere Kinder auf seinen Schoß und setzen dem Bronzemann auch mal ihre Mützen auf.

Jahrelang saß er namenlos mit seiner Zeitung auf der Bank. Dann wurden die Ge-rolsteiner aufgerufen, endlich einen Namen für ihn zu finden. Die meisten meinten, „Pitter“ sei der beste Name für ihn. Und so wurde er bei einem großen Stadtfest mit Musik und einem von Ludwig Esser getexteten und komponierten Lied vom damaligen Bürgermeister Georg Linnerth mit Sprudelwasser feierlich auf den Namen „Pitter“ getauft und in die Reihen der Gerolsteiner aufgenommen. Pitters Tochter, offensichtlich schon ein wenig emanzipiert, begegnet man unten am Rondell. Dort rutscht das Kind mit den lustigen Rattenschwänzchen und aufgebauschtem Rock das Geländer hinunter. Damals hieß es, Pitter warte immer noch auf einen Teil seiner Familie, Frau und Sohn kämen noch nach. Wir waren gespannt, wie sich das entwickeln würde, ob Pitter dann die Zeitung endlich mal aus der Hand legt? Im Mai 1996 war es so weit. Endlich kam die Frau, Meister Ulrich Henn begleitete sie persönlich nach Gerolstein. Aber was glaubt Ihr? Ging sie direkt auf ihren Mann zu? Ob sie ihn, den eifrigen Zeitungsleser, nicht doch allzu gut kannte? Sie setzte sich überhaupt nicht neben ihn, sondern direkt an den Brunnen, wie das die jungen Gerolsteinerinnen mit ihren Kindern auch tun. Der Brunnen, das ist übrigens ein ganz besonderer.

So einen gibt es kein zweites Mal im Vul-kaneifelkreis, auch nicht in Rheinland-Pfalz, möglicherweise nicht im gesamten Bundesgebiet. Er kann nämlich etwas, das andere Brunnen vergeblich versuchen ihm nachzu-plätschern, er „rölpst“ seinen Namen, das hören die Vorbeigehenden deutlich. Am „Rölpser“ sitzt nun Pitters Angetraute und passt geduldig auf den Sohn auf. Sie lässt sich von dem, was im und vor dem Rondell oft los ist, überhaupt nicht ablenken. Sie hält den Kleinen fest, der sonst ins Wasser fiele. Und Pitter? Der studiert weiter seine Tageszeitung. Aber - wenn ihr eine Frage habt - ob zum Tagesgeschehen, über Politik, Sport und Kultur bis hin in die entfernteste Gerolsteiner Geschichte, fragt ihn - und nicht nur auf Hochdeutsch. Er heißt ja nicht vornehm Peter, also fragt ihn ruhig auf Platt, Pitter der Gerolsteiner Zeitungsmann weiß über alles bestens Bescheid.