Kappesfest

Maria-Agnes Pinn, Steffeln


Natürlich und gesund will man sich auch heute ernähren. Darum machen wir noch jährlich im Herbst unser Sauerkraut im alten Steintopf selber ein. Am besten ist es, wenn man den biologischen Weißkohl aus der eigenen Ernte hat. Diesen lässt man eine Woche kühl gelagert liegen, damit er etwas abtrocknet. Dann folgt das Einmachen nach einem bestimmten Ritus nach altem Brauch. Dafür nehmen wir uns einen ganzen Tag Zeit, damit es ein richtiges Kappesfest wird. Die einzelnen Arbeitsgänge werden ruhig und gewissenhaft zelebriert, weil das Zeremoniell nur einmal im Jahr stattfindet. - Nach Großmut-ters Hausrezept braucht man dafür: Salz, Lorbeerblätter, Senfkörner, Wachholder-beeren und Wein! An den sauberen Kohlköpfen werden mit spitzem Messer die Stiele ganz entfernt. Anschließend mit dem Krauthobel (auch Kappesschaf genannt) ganz fein geschnitten. und in 10 Zentimeter hohen Schichten in den Steintopf gegeben. Über jeder Schicht die Gewürze verteilen. Nach der 3. Lage mit einem schweren Stampfer gut einstampfen. Ist der Kohl alle im Stein oder der Topf voll, muss man solange stampfen, bis die Brühe (der eigene Saft) darüber steht. Nach Belieben mit einer Flasche Wein eingießen. Der Topf wird dicht über dem Kohl mit einem passenden Deckel oder Leinentuch abgedeckt und beschwert, damit der rechte Druck entsteht und den Kappes zum Gären bringt. Die zweite Flasche Wein wird anschließend auf gutes Gelingen des Kappes getrunken. – Dazu könnte man mehrere Leute einladen und somit wäre ein neues Eifelfest geboren. „Das Kappesfest.“ – Beleben könnte man das Fest mit den alten Sinnsprüchen von früher, welche sich alle um den Kappes drehen! Früher wurde der Weißkohl meist im Feld gepflanzt und oft bei 30 Grad Hitze im Sommer aufgehackt. Dabei mehrmals laut gestöhnt und folgenden Spruch zitiert: „O, Jott hätte mor alt wier et Kohr ob dem Specher, de Jrompere om Keller, de Kappes om Stein un nohjeloße Sünde!“ – Das Getreide im Speicher, Kartoffel im Keller, Sauerkraut eingemacht, und nachgelassene Sünden in der Beichte vor Allerheiligen. Das war nämlich damals wie heute der Zeitpunkt, an dem der Kappes im großen viereckigen Stein eingemacht wurde. Aktuell auch noch der Spruch: - Dat oss doch Kappes. – De hat noch es en Kappes verzappt. – De Kappes brängt nix. – De Kappes kanns du dir an den Hot steeche. – So ist der Kappes sprichwörtlich immer noch führend. Heute sogar mit dem Zusatz: Dat oss Kappes hoch drei. Was bedeutet: Hochkarätiger Quatsch, unsinniges Gerede, etwas, das nicht stimmen kann. Z.B. Ein Gesetz des sicheren Abstandes eines Gen-Maisfeldes von 150 Metern bis zum Biofeld des Nachbarn. Die Tragweite des Windes und der Insektenflug gehen viel weiter.
Im Krieg wurde oft Kappes im Feld gestohlen und Opa Schmitz übte mit dem Enkel den Spruch für St. Nikolaus. „O, leewen hellije Nikelos, mir setze schrecklich on dor Sooß - Oos han se de Kappes jeklaut, - dröm ha mir om Wonter kee Sauerkraut.
Denn, janz ohne souere Kappes, - hat de Wonter doch ke Schmackes!“
Zurück zur weiteren Behandlung des Kappes. Nach 14 Tagen wird das Sauerkraut abgewaschen. Dies wird zwei Wochen später wiederholt. Dann hat das Sauerkraut schon die rechte Säuerung zum Kochen. Nach sechs Wochen ist es fertig ausgegärt und im Höchstgrad sauer. Will man das Abwaschen später sparen, kann man es in passenden Portionen einfrieren. Lässt man es den Winter über im Steintopf, muss man es stets kontrollieren, damit es sauber bleibt!