Fußfallbeten in der Eifel

Gertrud May, Steffeln-Auel, und Hubert Renkes, Hillesheim

 

Wir wuchsen in dem kleinen Ort Auel im Kreis Vulkanei-fel auf. Dort war es bisetwa1953 Brauch den sog. Fußball zu beten, wenn ein Dorfbewohner sehr erkrankt war oder gar im Sterben lag. Wir Kinder sprachen uns ab, an welchem Tag wir uns nachmittags nach der Schule treffen wollten, um gemeinsam für die Genesung unseres Mitbürgers zu beten. Unsere erste Fußballstation war am Hause Witschen. Hier gab es ein Nischenkreuz aus Lavatuff. Dort stellten wir uns in Zweierreihen auf: Vorne die kleinen Mädchen, dahinter die größeren, sodann die Jungen, ebenfalls der Größe nach. Wir begannen mit dem „Ehre sei dem Vater“ und fuhren fort mit drei „Vater-unser“ mit dem Zusatz „Der uns den Glauben vermehre, die Hoffnung stärke und die Liebe entzünde“. Die zweite Station war am Nischenkreuz aus Sandstein mit einem Sockel aus Lavatuff am Hause Beckisch. Das dritte Kreuz stand am Ortsaufgang Richtung Scheuern und hieß Schlackenkreuz; es war nach dem Flurnamen „Schlack“ benannt; dieses Kreuz bestand ganz aus Lavatuff. Von hier aus gingen wir durch die mit Bäumen bestandene Hennekes-Jass auf die Buch hinter das Haus Krüzjes. Hier stand ein Nischenkreuz aus rotem Sandstein. An jedem der Kreuze beteten wir ein Gesetz vom „Schmerzhaften Rosenkranz“. Unsere nächste Station war dann auf dem Friedhof am sog. Thelenkreuz an der großen Treppe. Hier beteten wir das letzte Gesetz „Der für uns gekreuzigt worden ist“. Wir beendeten unser Beten mit dem „Engel des Herrn“ in der Dorfkirche. Frau Katharina Enders aus Basberg erzählte uns, dass sie auch als Kind in ihrem Dorf am Fußfallbeten teilgenommen habe. Dort in Basberg selbst gab es nur ein Kreuz. Es stand gegenüber dem Großmannshaus, da wo heute der Kinderspielplatz ist. Ein zweites Kreuz befand sich an der Gemarkungsgrenze nach Auel hin; von diesem Kreuz sind leider nur noch Bruchstücke vorhanden. Auf dem Bammerberg stand ein drittes Kreuz, ein sog. Schaftkreuz aus rotem Sandstein. Von hier aus gingen die Kinder hinab nach Auel, um dort an den Kreuzen bei Witschen und Beckisch zu beten. Sie machten, wie wir Aueler Kinder, Abschluss mit dem „Engel des Herrn“ in der Kirche. Weder wir Aueler noch die Basberger Kinder machten niemals Unsinn oder, wie man so schön sagt, Quatsch während der Erfüllung dieser frommen Pflicht; alle kamen ihrer Aufgabe mit Ehrfurcht und gutem Willen nach. An dieser Stelle sei erinnert an eine Redewendung aus dieser Zeit: „Kindergebet geht durch die Wolken.“ In den fünfziger Jahren geriet der Brauch des Fußfallbetens in Vergessenheit.