Haus ohne Hüter

Marianne Schönberg, Jünkerath

Eine Stellungnahme zu Heinrich Bölls Klassiker? Keineswegs, es geht um Anwesen für anspruchsvolle Bewohner in exklusivem Siedlungsgebiet. Da lebt jeder für sich hinter seiner grünen Hecke, Nadelbäume schirmen das Areal ab und die gepflasterten Einfahrten sagen aus, wie oft die Eigentümer ihr Heim bewohnen.
Viele sind gepflegt, andere vernachlässigt. Da wächst Moos zwischen den Verbundsteinen und im Rasenstück vor den mit Rollos verschlossenen Fenstern haben sich Pilze angesiedelt, große, helle ---ganz vorn zwischen Laubbäumen und wirrem Unterwuchs steht ein Apfelbaum. Kaum jemand nimmt ihn wahr, er ist ein Verborgener
im Gehölz und dann ......
es ist Herbst, die Früchte reifen.
Beim Spaziergang vom Wald durch die Siedlung bringt unser Hund etwas vom Straßenrand mit, ein rotes Ding hat er im Maul - einen Ball? Es ist ein Apfel. Dick ist er, bunt gefärbt und ohne Schadstelle, bis auf den Knuff vom Fall. In unsrer Küche muss er Farbe bekennen - schmeckt er oder eben nicht?
Er ist gut, saftig, wird nach dem Schälen nicht gleich braun, das Aroma ist weich; er fügt sich ins Kochgeschehen ein.
Tage später am gleichen Ort -die Früchte kollern am Straßenrand entlang, viele, schöne, gute - Fallobst. Hier sagt niemand danke für eine gute Ernte. Wir stecken die Äpfel ein. Immer zwei und zwei Früchte passen in eine Jackentasche - das gibt feines Apfelmus,
für uns, für die Nachbarn. Ältere Menschen wissen so eine Gabe zu schätzen, freuen sich herzlich darüber. Erntedank hat viele Gesichter. Dem Bäumchen gutes Gedeihen und -
im nächsten Jahr sehen wir uns wieder. Erst in der Blüte, das sommerliche Grün ist ein Rundumgeschenk, aber der Herbst bringt Frucht. Eben den Apfel, den roten, den schönen, er ist vergessen, muss verderben -es sei denn, MENSCH holt ihn und macht was draus. Apfelmus, Apfelkuchen, Apfelauflauf, Apfelsaft, Apfelpfannkuchen, Apfel als Beigabe gedünstet bei Fisch (in Scheibchen geschnitten), Apfel frittiert zu Nachtischspezialitäten - Apfel ist aktuell wie nie.