Die „Heilquelle“ in der Uess bei der Strotzbüscher Mühle

Uli Diederichs, Daun

An einem verschneiten und sehr, sehr kalten Wintertag Mitte der 1960er Jahre machte ich mich mit meinem Vater auf den Weg zur „Strotzbüscher Mühle“, die auf der Gemarkung Strotz-büsch im sog. Siebenbachtal am Bach `Uess´ lag und auch heute noch liegt. Es war an diesem Tag so kalt, dass die Windschutzscheibe unseres 1000er-DKW am Ziel noch nicht frei von Eis war. In der Strotzbüscher Mühle betrieb das alte Ehepaar Friedhoff damals ein Wirtshaus, das vor allem im Sommer ein beliebter Anziehungspunkt für Familien mit Kindern war, gab es doch viele Fischteiche dort, in denen man die Forellen herrlich füttern konnte. Je nachdem, wie groß deren Hunger war, sprangen sie so weit aus dem Wasser raus, dass manchmal sogar eine aufs Land flog. Es verlangte den Kindern dann großen Mut ab, den „Raub-fisch“ wieder zurück ins Wasser zu befördern. An besagtem Wintertag bekam ich in der wohlig warmen Gaststube von der alten Frau Friedhoff eine Tasse Kakao zu trinken und ein Stück trockenen Kuchen zu essen. Was war das lecker! Als wir alle so beisammen saßen, juckte es mich – wie damals fast ständig - mal wieder in den Kniekehlen und an den Ellenbogen. Gleich fing ich an zu kratzen. Durch das andauernde Kratzen war die Haut schon wund und teilweise blutig. Mein Vater sagte dann wie üblich: “Mensch, Kerl. Jeff disch mot der Kratzreij“ Die alte Frau Friedhoff fragte meinen Vater, was denn sei. Er erzählte ihr, dass ich „de Schapp“ (= Dauner Platt für `Ekzem´) an Armen und Beinen hätte. Wir wären deswegen schon in Trier beim Hautarzt gewesen; aber ohne Erfolg. Alle Salben und Tinkturen hätten nichts genützt, außer dass sie die Kleidung verschmiert hätten. Die alte Frau Friedhoff, die sich meine Ellenbogen besah, gab meinem Vater den Rat, Wasser von der nahe im Uessbach gelegenen Quelle mit nach Hause zu nehmen. Ich solle die erkrankten Hautstellen darin baden und auch einige Schluck vom Wasser trinken. Sie gab uns ein paar leere Glasflaschen und wies uns den Weg: man könne die Quelle nicht verfehlen, denn der Bach sei dort auch im kältesten Winter nie zugefroren. Mein Vater und ich waren zwar skeptisch, taten aber wie uns geheißen. Der Weg zur Quelle war gut vereist und führte durch hohen Schnee. Der Uessbach war dick zugefroren, doch die beschriebene Stelle, an der die Quelle heraus trat, nicht. Mein Vater füllte die Flaschen mit Quellwasser voll, das so warm war, dass wir unsere kalten Finger am Glas wärmen konnten. Noch am selben Tag begann ich zuhause die „Behand-lung“.
Das Auftragen auf die Haut ging ja noch; der Geschmack des Wassers war jedoch sehr gewöhnungsbedürftig. Und – oh Wunder – sechs Wochen später waren die Hautstellen abgeheilt, und das besonders schöne ist, dass die Symptome nie wieder zurück gekommen sind. Vielen mit ähnlichen Hautproblemen habe ich seither davon erzählt. Manch einer hat vom Strotzbüscher Wasser Linderung, wenn nicht sogar Heilung erfahren. Wenn ich heute in der Nähe bin, begebe ich mich zur Quelle um ein paar Schluck von „meinem“ Heilwasser zu trinken. Und siehe da: es schmeckt mir richtig gut. Weil ich es in so positiver Erinnerung habe?!

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