Heilpflanzen der Vulkaneifel

Seit Jahrtausenden kennt und nützt die Menschheit die Heilwirkung verschiedener Pflanzen. Diese Heilkräuter haben bis heute trotz der großen Fortschritte in der Chemie, der pharmazeutischen Industrie und der Medizin nicht an Bedeutung verloren, im Gegenteil. Mehr und mehr greift man auf die Naturheilmittel zurück, nicht zuletzt auch wegen der schädlichen Nebenwirkungen zahlreicher chemischer Produkte. Davon abgesehen verwendet auch die moderne Pharmazie zahlreiche Heilpflanzen als Rohstoff für ihre Medikamente, vor allem das getrocknete Material, die sogenannten Drogen. Unsere Vorfahren aber stellten sich noch bis vor wenigen Jahrzehnten selbst ihre Medikamente aus den bekannten Heilpflanzen als Tee, Salben, Umschläge, Tinkturen usw. her.

Wenn wir einmal mit offenen Augen durch die Natur gehen, können wir auf Schritt und Tritt vom Frühling bis zum Herbst die verschiedensten Heilpflanzen entdecken. Sie stehen auf Wiesen und Feldern, im Wald am Wegesrand, auf Schutthalden und Böschungen. Schon im zeitigen Frühjahr begegnet uns der Huflattich als eine der ersten Heilpflanzen an Böschungen und Wegrändern. Sowohl die gelben Blüten als auch die später nachkommenden eckig-herzförmigen, an der

Unterseite filzigen Blätter enthalten heilsame Bitter-, Schleim- und Gerbstoffe, die in getrocknetem Zustand als Tee gegen Reizhusten und chronische Bronchitis eingesetzt werden können. Wenig später sprießt der Löwenzahn auf Wiesen, Feldern, in Gärten, auf Schuttplätzen und an Wegrändern, dessen gezahnte Blätter als Frühlingssalat sehr beliebt sind, während die ganze Pflanze mitsamt der Wurzel getrocknet einen Tee liefert, der als Mittel gegen gestörte Gallen-, Leber- und Nierenfunktion eine ausgezeichnete Wirkung hat und auch gegen Rheuma und Gicht eingesetzt werden kann.

Löwenzahn

Die folgenden Sommermonate überbieten sich mit einer Fülle von heilkräftigen Pflanzen. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass die allseits verschrieene Brennnessel ein vorzügliches Heilmittel liefert. Die zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile der bis zu 1.50 m hohen Pflanze werden getrocknet und als Tee angesetzt, der eine harntreibende, verdauungsanregende Wirkung hat. Die jungen Triebe können wegen ihres VitaminC-, Chlorophyll- und Eisengehaltes als Gemüse verwendet werden. Man sammelt die Brennnessel in den Monaten Mai - Juni. Bekannt als Heilmittel ist auch die Schafgarbe. Die auf

Wiesen, an Hängen und Wegrändern von Juni bis September anzutreffende, bis zu 50 cm hohe Pflanze mit den kleinen, weißrötlichen Doldenblüten und lanzettförmigen, doppelgefiederten Blättchen wird getrocknet und hat als Tee zubereitet eine antiseptische und entzündungshemmende Wirkung. Außerdem ist sie auswurffördernd und dient als Wurmmittel.

Schafgarbe

Der Spitzwegerich hat seinen Namen von den schmalen, lanzettförmigen und spitz zulaufenden Blättern. Diese werden vor der Blüte im April - Juli gesammelt, gewaschen und von den Rippen befreit. Danach sollen sie so schnell wie möglich in der Sonne oder im Schatten bei 30 - 50° getrocknet werden. Der aus ihnen gewonnene Tee hilft gegen Katarrh der oberen Luftwege. Der Saft der frischen Blätter wirkt bei Insektenstichen schmerzlindernd und verhindert ein weiteres Anschwellen der Einstichstelle. Das Hirtentäschelkraut hat seinen Namen von den täsch-chenförmigen, dreieckigen Früchten (Schoten). Der Kreuzblütler wird bis zu 40 cm hoch und kann von April bis September gesammelt werden. Er enthält an Wirkstoffen Acetylcholin, Cholin, Diosmin und Thyramin. Getrocknet findet die Pflanze als Tee gegen Blutungen und Ruhr Anwendung. Sie wächst auf Wiesen und Ödland sowie an Wegrändern. Als Heil-und Gewürzkraut allgemein bekannt ist der Thymian. Wir finden ihn mit seinen vielfach verästelten Stängeln, dicht weißfilzigen Blättern und hellroten Blüten auf trockenen Wiesen, an Wegen, Dämmen und Waldrändern. Seine vielfältigen Wirkstoffe helfen bei Reiz- und trockenem Husten sowie Bronchitis. Außerdem werden sie als harntreibendes und blutreinigendes Mittel eingesetzt. Schließlich bringt uns der Hochsommer noch das allseits bekannte Johanniskraut. Die bis zu 80 cm hoch werdende Pflanze mit durchscheinend punktierten Blättern und in endständigen Trugdolden stehenden gelben Blüten kann in den Monaten Juli und August auf Wiesen sowie an Weg-und Waldrändern gesammelt werden. Sowohl Blätter und Stängel als auch die Blüten enthalten ätherisches Öl, Chinin, Flavonoide, den roten Farbstoff Hypericin und Gerbstoffe. Die getrockneten Pflanzenteile werden als Tee zubereitet, der vor allem zur Beruhigung getrunken wird. In manchen Gegenden heißt die Pflanze wegen ihres roten Farbstoffes auch Herrgottsblut.


Johanniskraut

Der Legende nach soll sie unter dem Kreuz Jesu gestanden haben und vom herabfließenden Blut des Heilandes beträufelt worden sein. Der auch als Zinnkraut oder Katzenschwanz bekannte Schachtelhalm wächst auf feuchten und lehmigen Äckern, auf Ödland, an Böschungen und Wegrändern. Die blütenlose Pflanze mit winzigen, schuppenartigen Blättchen kann man im Juni - August sammeln. Der Name Zinnkraut stammt von der in der Pflanze enthaltenen Kieselsäure, die zum Putzen des früher gebräuchlichen Zinngeschirrs verwendet wurde. Medizinisch wird sie getrocknet und als Tee gegen Rheuma, Gicht und Durchblutungsstörungen aufgebrüht.


 

 

 

 

 

Acker-, Wald-, Winter- und Riesenschachtelhalm


Vielfältig eingesetzt wird die Arnika. Man findet diese Heilpflanze mit den behaarten Stängeln und Blättern und den goldgelben Korbblüten auf trockenen und mageren Bergwiesen. Blüten und Wurzelstock enthalten ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe, die u. a. in der Arnikatinktur für Umschläge und Einreibungen bei Blutergüssen und Quetschungen Verwendung finden.
Bei Augenleiden verschiedener Art, vor allem Bindehautentzündungen, hilft der Tee aus den weißen, gelbgefleckten und lila geäderten Blüten des Augentrostes. Man findet ihn auf trockenen Wiesen.
Das auf feuchten Wiesen und an Bächen gedeihende Gänsefingerkraut mit goldgelben Blüten und fingerartig von der Mittelrippe ausgehenden, gezahnten Blättern ist in unserer Heimat häufig zu finden. Es blüht von Mai bis August und enthält Gerb- und Bitterstoffe, die eine krampflösende Wirkung haben. Eine weitere bekannte Heilpflanze ist die Malve. Man findet sie mit ihren großen, rosa- bis lilafarbenen Blüten in den Monaten Juli bis September auf Schutthalden so wie an Zäunen und Wegrändern. Die getrockneten Blüten werden als Tee zubereitet, der als Mittel gegen Husten und andere Erkältungsreize dient. Wie der Name schon sagt, finden wir ebenfalls am Wegrand die Wegwarte mit ihren hellblauen Strahlenblüten. Sie wächst auch auf Wiesen und Feldern. Der aus dem getrockneten Kraut und den zerkleinerten Wurzeln gewonnene Tee wirkt gefäßerweiternd, verdauungsfördernd, harn- und schweißtreibend sowie schmerzstillend. Aber nicht nur niedrig wachsende Kräuter und Blumen haben heilende Wirkung, sondern auch viele Sträucher und Bäume. Am bekanntesten ist da wohl der Holunderstrauch. Die bis 8 m hoch werdende Pflanze finden wir überall an Wald- und Wegrändern, in Gärten und an Böschungen. Im Sommer ist er an den weißen Doldenblüten, im Herbst an den schwarzen Beeren zu erkennen. Sowohl Blüten als auch Beeren finden vielseitige medizinische Verwendung. Die vitaminreichen Beeren werden zu Marmelade oder Saft verarbeitet, die Blüten frisch und getrocknet zu schweißtreibendem Tee zubereitet. Als Sammelzeit für die Blüten gelten die Monate Juni und Juli, die Beerenernte erfolgt im September. Ebenso populär ist die Hagebutte. Der als Hunds- oder Heckenrose bekannte Strauch wächst bis zu 4 m hoch an Weg- und Waldrändern. Aus den hellrosa bis weißlich duftenden Blüten entstehen im Spätsommer die roten Hagebutten, die in dem Kinderlied „Ein Männlein steht im Walde“ besungen werden. Der aus ihnen hergestellte Tee wirkt schwach abführend und harntreibend und hilft wegen des reichen Vitamin-C-Gehaltes bei Erkältungen. Unter den Bäumen unserer Heimat ist als erstes die Linde sprichwörtlich als Heilpflanze bekannt. Es gibt wohl kaum jemand, der nicht den „Lin-denblütentee“ kennt. Die weißen Blüten werden im Juni/Juli gesammelt und möglichst schnell an der Luft getrocknet. Der aus ihnen aufgebrühte Tee wird gegen

Erkältungskrankheiten eingesetzt. Die heilende Wirkung kann noch durch Süßen mit Honig verstärkt werden. In unserer Heimat treffen wir überwiegend die Sommer-und Winterlinde als bis zu 30 m hoch werdende Bäume an. Weniger als Heilmittel spendende Pflanze ist die Birke bekannt. Aus den in den Monaten Mai bis Juni gesammelten Blättern wird ein Tee zubereitet, der bei Wasserstauungen im Körper sowie bei Blasen-und Nierenleiden hilft. Besser bekannt ist das Birkenwasser, das als Haarpflegemittel aus dem Saft der Birke hergestellt wird.

Weitere Heilpflanzen unserer Heimat sind die Heidelbeere, das Leinkraut, der Schleh- oder Schwarzdorn, der Weißdorn, der Frauenmantel, die Schlüsselblume, die Kamille, das Wiesenschaumkraut, das Tausendgüldenkraut, das Heidekraut, der Wacholder und die Taubnessel. Nutzen wir die vielfältigen Heilkräfte, die uns die Natur anbietet. Vielleicht werden dadurch viele chemische Mittel mit ihren schädlichen Nebenwirkungen überflüssig.