Ein Viertel-Jahrhundert Eifel

Christa Feltgen, Kerpen

Die Eifel kannten mein Mann und ich nur von Exkursionen in die Welt der Fossilien. Dabei hatten wir sie aber schon sehr liebgewonnen.

Am Niederrhein hatten wir am Rand der kleinsten Großstadt Nordrhein-Westfalens gelebt, zwischen Gärten, kleinen Wäldchen und offenen Feldern. Bis eines Tages etwa 200 m von unserem Haus entfernt eine neue Autobahn gebaut wurde. Sie hatte eine Höhe von 6 m und der Schall der vorbeifahrenden Kraftfahrzeuge erreichte haargenau unser Haus. Zuerst konnten wir noch gut damit leben, als aber dann die Strecke Krefeld-Eindhoven eröffnet wurde, und der ganze Verkehr bei uns vorbeizog, war der Lärm fast nicht mehr auszuhalten. Nachts mussten wir bei geschlossenen Fenstern schlafen, tagsüber konnten wir in unserem Garten unser eigenes Wort nicht mehr verstehen. Schweren Herzens verkauften wir unser Anwesen, nachdem wir in der Eifel ein richtiges Glückslos gezogen hatten. Bei der Besichtigung eines Hauses in Lissendorf hörten wir von einem Grundstück in Steffeln. Es lag am Dorfrand, hatte einen wunderschönen Blick hinauf zur Kapelle auf Wahlhausen und auf die ganze Umgebung des Ortes. Wir waren sofort Feuer und Flamme. Bis wir unser eigenes Dach über dem Kopf hatten, wohnten wir mehrmals im Gasthof von Steffeln. Dort habe ich zum ersten Mal ein Heimatjahrbuch des Kreises Daun in die Hände bekommen. Es war für mich etwas ganz Neues, mit dem Herzen geschrieben, liebevoll gestaltet und gut gebunden. Und diese Geschichten! Ein richtiges Lesebuch für lange Wintertage, an denen man Zeit für die Erzählungen aus der Heimat hatte. Genau so, wie so ein Buch eigentlich gedacht war. Und was habe ich in den 26 Jahren, die seitdem vergangen sind, nicht alles aus diesen Büchern über die Eifel erfahren. Mein erster Gedanke damals war: da musst du unbedingt mitmachen. In den Tagen darauf schickte ich ein Gedicht über eine Fossilien-Wanderung an die Redaktion und ich freute mich sehr, als es für die Ausgabe 1985 angenommen wurde.
Das Schreiben für diese Jahrbücher ist mir seitdem zur lieben Gewohnheit geworden. Wie viel Menschen habe ich nicht durch diese Bücher kennen gelernt. Ich habe Freunde durch diese Ausgaben gewonnen, fremde Orte kennen gelernt, an denen sie vorgestellt wurden und bin mit Nachbarn in engeren Kontakt gekommen. Der Wunsch, mich an diesen Jahrbüchern zu beteiligen, hat mir die Eifel erschlossen und auch ihre Menschen. Heute leben mein Mann und ich krankheitsbedingt in der Nähe meiner Tochter bei Köln und ich warte in jedem Herbst ungeduldig auf das „Neue“. Es ist ein Gruß aus einem Land, in dem ich mich eine Weile unsagbar wohl gefühlt habe. Und weil ich mittlerweile eine Anzahl von Autoren kenne, die immer mitmachen, auch ein Gruß wie von lieben Freunden.
Ich danke der Redaktion, wer auch immer der Leiter war, und besonders Frau Marianne Schönberg, für ihre Geduld mit mir und dass ich so lange zu den Mitarbeitern zählen durfte.