Der „KAISERHOF“ in Gerolstein

Helmut Schäfer, Gerolstein

Seit Anfang des letzten Jahrhunderts befindet sich in Ge-rolstein, in der Bahnhofstraße 29 - jetzt Hauptstraße - das Hotel Kaiserhof.

Jean-Pierre (Schampif) Mar-quet baute das Haus auf dem Grundstück, das er von seinem Schwager Peter Daubach erworben hatte. Ursprünglich war es Restaurant, Konditorei und Café. Nachdem der Oberhofmeister der Kaiserin Auguste Victoria, Graf Mir-bach, anlässlich der Erbauung der Erlöserkirche (1911-1913) mehrmals hier gewohnt hatte, war der neue Name schnell gefunden: HOTEL KAISERHOF. Textauszug aus dem Hausprospekt 1927:

„Der Besitzer des „Hotel Kaiserhof‘ nimmt hierdurch Veranlassung, dem verehrten Publikum sein Hotel bestens zu empfehlen. Nur 4 Minuten von der Bahn und der Post gelegen, ist das Hotel neu und der Neuzeit entsprechend eingerichtet. Es hat eine 60qm große, herrliche Glasveranda mit einer einzigartigen, schönen Aussicht in Gärten, Gebirge und auf das Eifel-flüsschen, die Kyll. In dem wirklich gediegenen ausgestatteten Speisesaale, an welchem sich eine Glasveranda anschließt, befindet sich ein Billard. Das Hotel hat Quellwasserleitung mit auch im heißesten Sommer stets sehr kaltem, weichem Wasser. Der Inhaber des Hauses ist alleiniger Pächter einer über 5000 Morgen großen Jagd mit gutem Rehwildbestand, Sauen und Hirschen. Die Küche des Kaiserhofes zu Gerolstein ist nah und fern als ausgezeichnet bekannt. An Bieren werden geführt: Deutsch-Pilsener der Firma Simonbräu Bitburg und Münchener Spatenbräu. Das Haus verfugt über elektrisches Licht, Zentralheizung und Badeeinrichtung. In den Gebäuden des Unternehmens befindet sich eine eigene Konditorei, auch ein Billard ist vorhanden. Um den verehrten Gästen den Aufenthalt so bequem wie möglich zu machen, werden fortwährend Neuerungen durchgeführt, im Bau befindet sich eine Eismaschine mit Kühlanlage, außer dem 12 Autoboxen mit Reparatur- und Waschgelegenheit. Als Mitglied des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) wird sofort nach Fertigstellung der Autogaragen Benzin und Öl auf Lager gehalten. In dem für aufmerksame Bedienung stets Sorge getragen wird, halte ich mich meinen werten Gästen bestens empfohlen.“ Nach dem 2. Weltkrieg waren viele Hotels in Gerol-stein zerstört (z. B. Hotel Heck) oder wurden anderweitig benötigt (z.B. Hotel Dolomit). Der Kaiserhof wurde zu Beginn der 50er Jahre von Nikla Christen und seiner Frau Meta übernommen. Das Haus verfügte über 35 Betten, hatte einen großen Hotelsaal und ein Restaurant mit Biertheke. Es wurde schnell zu dem Treffpunkt in Gerolstein. Beliebte Tanzveranstaltungen fanden statt und Fredy Lange spielte am Flügel. Hier hatte der Fußballverein SV Gerolstein 1919 sein Vereinslokal, hier gründete sich 1952 die Karnevalsgesellschaft Gerolsteiner Burgnarren. Zum Karneval hatte die Familie Christen eine besondere Beziehung. Nicht nur, dass in ihrem Haus die großen Kappensitzungen und Maskenbälle stattfanden, die Familie Christen stellte zweimal den Prinzen Karneval -1957 Prinz Nikla I. und 1969 sein Sohn, Prinz Eckhard I. Im Haus wurde ein Hallenbad mit Sauna errichtet, auch eine kleine Parkanlage mit Gartenhaus und Liegewiese standen dem Gast zur Verfügung. Die Familie Christen führte das Hotel bis Ende der 70er Jahre. Das Haus wurde anschließend von verschiedenen Pächtern (Familie Bröhl, Familie Anschütz, Familie Ikonomou) geführt, doch seit Beginn des Jahres 2002 steht das Gebäude zum Verkauf. Aufnahmen: Photo Lange Ge-rolstein, Druckerei Schneider Daun und Cramers Kunstanstalt Dortmund // Archiv Helmut Schäfer