Der kleine Rote

Marianne Schönberg, Jünkerath

Einkaufstag im Supermarkt. Einen Zettel hab ich in der Tasche, nur nichts vergessen und dann … da steht er wieder, der kleine rote Weihnachtsstern! Ein Winzling, in Folie zum Verkauf angeboten. Eigentlich hab ich schon seit Tagen auf ihn gewartet, er gehört auf meinen Tisch und das alle Jahre wieder. Weshalb dies unscheinbare kleine Gewächs, wo es doch prachtvolle Exemplare der Gattung Weihnachtsstern gibt? Es war in den 1970er Jahren. In der Kreisstadt gab’s eine Einrichtung für behinderte Kinder, wohl der Anfang der Sonderschulen. Fürs Tageblatt sollte ich berichten, und es war eine angenehme Stunde. Gut waren die Darbietungen der Kleinen, unverkrampft, fröhlich; mir war so recht wohl, als ich mich verabschiedete. Da überreichte mir ein Kind einen kleinen Weihnachtsstern, sagte danke für meinen Besuch. So etwas hatte ich nie zuvor erlebt, das hat mich angerührt, und die Erinnerung an die kleine liebe Gabe ist bis heute präsent.

Der Rote hat bei uns Hausrecht, es muss ein Mini sein, Solist in Sachen Blüte - er gehört einfach zum Advent. Weshalb? An Weihnachten steht ein Kind im Mittelpunkt, es muss umsorgt werden wie

die kleine Blüte. Einen liebevollen Fingerzeig haben mir die Schulkinder ganz unbewusst gegeben. Schöne Weihnachten wünschten sie mir, und ich bedankte mich. „Ihr habt mich beschenkt!“